Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
Danny! Ist alles in Ordnung?«
    Auch sie drehte sich zu ihm um, und ihre plötzliche Angst um ihn verwischte alles andere, wie eindrucksvoll es auch sein mochte. Sie rannte zu ihm hinüber. Er klammerte sich an das Geländer und schaute zum Hotel hinüber, und sein Gesicht war aschfahl. Sein Blick war leer. Er schien einer Ohnmacht nahe.
    Sie kniete sich neben ihn und legte ihm beruhigend die Hände auf die Schultern. »Danny, was ist denn –«
    Sofort war Jack bei ihr. »Was ist denn, Doc?« Er schüttelte Danny kurz, und seine Augen waren wieder klar.
    »Es ist nichts, Daddy. Mir geht es gut.«
    »Was war denn, Danny?« fragte sie. »Ist dir schwindlig geworden, Honey?«
    »Nein, ich habe nur … nachgedacht. Es tut mir leid. Ich wollte euch keine Angst machen.« Er sah seine Eltern an, die vor ihm knieten und lächelte sie verständnislos an. »Vielleicht war es nur die Sonne. Ich habe die Sonne ins Auge gekriegt.«
    »Wir schaffen dich zum Hotel und geben dir einen Schluck Wasser«, sagte Daddy.
    »Okay.«
    Und im Wagen, der jetzt, da es nicht mehr so steil war, leichter lief, hielt er eifrig Ausschau. Hin und wieder verlief die Straße so, dass man das Overlook Hotel sehen konnte, die breite nach Westen gerichtete Fensterfront, in der sich die untergehende Sonne spiegelte. Dies war der Ort, den er mitten im Schneesturm gesehen hatte, der dunkle dröhnende Ort, wo irgendeine grässlich vertraute Gestalt ihn durch lange Korridore verfolgt hatte. Der Ort, vor dem Tony ihn gewarnt hatte. Dies war er. Dies war er. Was immer DROM bedeutete, dies war der Ort.

 
9
     
    DER AUSZUG
     
    Ullman hatte in der Halle hinter der breiten, altmodischen Eingangstür auf sie gewartet. Er schüttelte Jack die Hand und nickte Wendy flüchtig zu, vielleicht weil er gemerkt hatte, wie alle Köpfe sich nach ihr umdrehten, als sie mit wehenden blonden Haaren über ihrem Matrosenkragen das Foyer betrat. Der Saum des Kleides endete bescheidene zwei Zoll über dem Knie, aber mehr musste man nicht unbedingt sehen, um festzustellen, dass sie hübsche Beine hatte.
    Wirklich zu mögen schien Ullman nur Danny, aber Ähnliches hatte Wendy schon früher erlebt. Danny schien das geeignete Kind für Leute zu sein, die normalerweise etwas gegen Kinder hatten. Er beugte sich ein wenig zu Danny hinunter und reichte ihm die Hand, die Danny höflich, aber ohne zu lächeln ergriff.
    »Mein Sohn Danny«, sagte Jack. »Und meine Frau Winnifred.«
    »Freut mich, Sie beide kennenzulernen«, sagte Ullman. »Wie alt bist du denn, Danny?«
    »Fünf, Sir.«
    »Er sagt sogar Sir.« Ullman lächelte. »Ein wohlerzogener Junge.«
    »Natürlich ist er das«, sagte Jack.
    »Mrs. Torrance.« Wieder deutete er eine Verbeugung an, und einen Augenblick dachte sie, er wollte ihr die Hand küssen. Sie reichte sie ihm, aber er nahm sie nur ganz kurz in seine beiden Hände, die klein und glatt und trocken waren. Wendy hatte das Gefühl, dass er sie puderte.
    Im Foyer herrschte reges Leben. Die altmodischen Stühle mit den hohen Lehnen waren fast alle besetzt. Hotelboys gingen mit Koffern ein und aus, und einige Leute standen am Empfangsschalter, der von einer riesigen Registrierkasse aus Messing beherrscht wurde. Die Aufkleber von Americard und Master Charge wirkten außerordentlich fehl am Platze.
    Zu ihrer Rechten in Richtung auf eine große, zugezogene und mit einem Seil abgesperrte Doppeltür befand sich ein altmodischer Kamin, in dem jetzt Birkenscheite brannten. Drei Nonnen saßen auf einem fast ganz zur Feuerstelle herangezogenen Sofa. Sie plauderten und lachten, und zu beiden Seiten hatten sie ihr Gepäck aufgestapelt, während sie darauf warteten, dass das Gedränge der abreisenden Gäste an der Rezeption ein wenig nachließ. Als Wendy sie beobachtete, brachen sie plötzlich in glockenhelles, mädchenhaftes Gelächter aus. Sie musste selbst lächeln; keine von ihnen konnte jünger als sechzig sein.
    Im Hintergrund ununterbrochenes Stimmengewirr, das gedämpfte Klingeln der Registrierkasse, wenn einer der Empfangsangestellten sie betätigte, und deren gelegentliches, leicht ungeduldiges Rufen. Die Szene erinnerte sie an ihre Flitterwochen mit Jack, die sie in New York im Beekman Tower verlebt hatten. Zum ersten Mal glaubte sie, dass es genau dies war, was sie alle drei brauchten: ein paar Monate allein in der Abgeschiedenheit, eine Art Familienflitterwochen. Liebevoll schaute sie zu Danny hinüber, der ohne Scheu alles angaffte, was ihn interessierte. Eine weitere

Weitere Kostenlose Bücher