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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Schulter legte.
    »Ich hole dir gleich was zu trinken, Doc. Im Moment ist dort noch zuviel Gedränge.«
    »Gut, Daddy.«
    Mrs. Brant kam aus dem Büro zum Vorschein und sah aus, als hätte man sich ihrer Forderung gebeugt. Ein wenig später bemühten sich zwei Hotelboys, ihre acht Gepäckstücke hinunterzutragen, während sie triumphierend zum Ausgang schritt. Danny schaute aus dem Fenster und sah, wie ein Mann in grauer Uniform und mit einer Mütze wie ein Armeehauptmann ihren großen silbergrauen Wagen vor die Tür fuhr und ausstieg. Er tippte grüßend an die Mütze und eilte nach hinten, um den Kofferraum zu öffnen.
    Und in einem plötzlichen Aufblitzen, wie er es manchmal erlebte, fing er von ihr einen kompletten Gedanken auf, einer, der hoch über dem wirren Durcheinander von Emotionen und Farben schwebte, das er gewöhnlich registrierte, wenn er sich in einer Menschenmenge befand.
    (ich möcht’ ihm gern an die Hose)
    Danny runzelte die Stirn, während er zuschaute, wie die Hotelboys das Gepäck im Kofferraum verstauten. Sie schaute den Mann in der grauen Uniform, der das Ganze überwachte, scharf an. Warum wollte sie seine Hose haben? Fror sie selbst in ihrem langen Pelzmantel? Und wenn sie so fror, warum hatte sie dann nicht ihre eigene Hose angezogen? Mommy trug den ganzen Winter über Hosen.
    Der Mann in der grauen Uniform schloss den Kofferraum und half ihr in den Wagen. Danny sah genau hin, um zu sehen, ob sie mit ihm über die Hose verhandelte, aber sie lächelte nur und gab ihm einen Dollarschein – ein Trinkgeld. Sekunden später fuhr der große silbergraue Wagen die Auffahrt hinunter.
    Er dachte daran, seine Mutter zu fragen, warum Mrs. Brant wohl die Hose des Mannes haben wollte, beschloss aber, es doch nicht zu tun. Manchmal brachten Fragen nur Ärger ein. Das hatte er schon erlebt.
    So zwängte er sich einfach zwischen seine Eltern, die auf einem kleinen Sofa saßen, und beobachtete, wie die Abreisenden an der Rezeption abgefertigt wurden. Er freute sich, dass Mommy und Daddy glücklich waren und sich liebten, aber trotzdem machte er sich Sorgen.
    Dagegen konnte er nichts tun.

 
10
     
    HALLORANN
     
    Der Koch entsprach überhaupt nicht Wendys Vorstellung von einem typischen Hotelkoch in einem Betrieb dieses Zuschnitts. Erstens nannte man einen solchen Mann einen Chef und nicht einfach nur einen Koch – kochen war das, was sie in der Küche ihrer Wohnung tat, wenn sie alle Reste in eine gefettete Pfanne warf und Nudeln dazutat. Außerdem müsste der Küchenzauberer eines Hotels wie des Overlook, das in der einschlägigen Rubrik der New York Sunday Times inserierte, klein, rundlich und breigesichtig sein; er müsste einen schmalen Schnurrbart tragen, wie ein Musical-Star der vierziger Jahre und dunkle Augen, einen französischen Akzent und ein abstoßendes Wesen haben.
    Die dunklen Augen hatte Hallorann, aber das war auch alles. Er war ein großer Farbiger mit gemäßigter Afrofrisur, in der sich schon etwas Weiß zeigte. Er sprach mit weichem Südstaatenakzent und lachte viel, wobei er so weiße gleichmäßige Zähne zeigte, dass es sich nur um eine Sears & Roebuck-Prothese aus dem Jahre 1950 handeln konnte. Ihr eigener Vater hatte eine solche gehabt, die er ›Roebuckers‹ nannte und die er ihr manchmal zeigte, indem er sie komisch aus dem Mund herausschob … immer nur, wie Wendy noch wusste, wenn ihre Mutter gerade in der Küche oder am Telefon war.
    Danny hatte zu diesem Riesen in seiner blauen Serge-Kluft aufgeschaut und dann gelächelt, als Hallorann ihn leicht aufhob und auf den Arm nahm und fragte: »Du willst doch nicht den ganzen Winter hier oben bleiben?«
    »Doch«, sagte Danny und grinste schüchtern.
    »Nein, du wirst mit nach St. Pete’s gehen und kochen lernen und jeden verdammten Abend an den Strand gehen und Krebse fangen, okay?«
    Danny lachte erfreut, schüttelte aber den Kopf.
    Hallorann setzte ihn ab. »Wenn du es dir anders überlegen willst«, sagte er und beugte sich ganz ernst zu ihm hinab, »solltest du dich beeilen. In genau dreißig Minuten sitze ich in meinem Wagen. Zweieinhalb Stunden danach sitze ich am Flugsteig 32, Halle B, am Stapleton International Airport in der hochgelegenen Stadt Denver, Colorado. Wieder drei Stunden später nehme ich am Flughafen von Miami einen Leihwagen und fahre in die Sonne nach St. Pete’s und kann es kaum erwarten, meine Badehose anzuziehen und mich kaputtzulachen über Leute, die sich einschneien lassen wollen. Hast du das

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