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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Zimmer meiden.«
    »Das will ich tun«, sagte Danny. »Hat die Dame – das Stubenmädchen – Sie gebeten nachzuschauen?«
    »Das hat sie getan. Und da war auch etwas Schlimmes. Aber ich glaube nicht, das dieses Schlimme irgend jemandem etwas antun könnte. Danny, das wollte ich dir doch gerade sagen. Hellsichtige Leute sehen manchmal Dinge, die geschehen werden, und manchmal Dinge, die schon geschehen sind. Aber diese Dinge sind nur wie Bilder in einem Buch. Hast du schon jemals in einem Buch ein Bild gesehen, das dich erschreckt hat, Danny?«
    »Ja«, sagte er und dachte an die Geschichte von Blaubart und an das Bild, auf dem Blaubarts neue Frau die Tür öffnet und die abgeschlagenen Köpfe sieht.
    »Aber du wusstest, dass Bilder dir nichts antun können?«
    »Ja-aa …« sagte Danny mit Zweifel im Herzen.
    »Nun, so ist es nun mal in diesem Hotel. Ich weiß nicht warum, aber es scheint, als ob von allem Schlimmen, das hier geschehen ist, noch etwas herumliegt, wie abgeschnittene Fingernägel oder irgendein Dreck, der einfach unter den Teppich gekehrt wird. Ich weiß nicht, warum es gerade hier sein muss, denn in jedem Hotel der Welt passieren schlimme Dinge, und ich habe schon in vielen gearbeitet und keinen Ärger gehabt. Nur hier. Aber, Danny, ich glaube nicht, dass diese Dinge irgend jemandem wehtun können.« Er unterstrich jedes Wort, indem er die Schulter des Jungen schüttelte. »Wenn du also etwas siehst, ob nun in einem Korridor, in einem Zimmer oder draußen bei den Hecken … dann schaust du einfach weg, und wenn du wieder hinschaust, wird es verschwunden sein. Hast du kapiert?«
    »Ja«, sagte Danny. Er fühlte sich schon viel besser. Er kniete sich auf den Sitz, küsste Hallorann die Wange und drückte ihn ganz fest. Auch Hallorann drückte ihn.
    Als er den Jungen losließ, fragte er: »Deine Eltern sind wohl nicht hellsichtig?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Ich hab’ es bei ihnen versucht, wie bei dir. Deine Mutter reagierte, aber nur ganz wenig. Ich glaube, alle Mütter sind ein wenig hellsichtig, wenigstens bis ihre Kinder groß genug sind, selbst auf sich aufzupassen. Dein Daddy …«
    Hallorann schwieg einen Augenblick. Er hatte den Vater des Jungen sondiert und war sich einfach nicht sicher. Dannys Vater zu sondieren war … seltsam gewesen. Als ob Jack Torrance etwas hatte – irgend etwas – das er verbarg. Oder es steckte etwas so tief in ihm, dass man es nicht erreichen konnte.
    »Ich glaube, er ist nicht hellsichtig«, beendete Hallorann den Satz. »Du brauchst dir wegen deiner Eltern also keine Sorgen zu machen. Pass nur auf dich selbst auf. Ich glaube nicht, dass es hier etwas gibt, das dir wehtun könnte. Bleib also hübsch ruhig, okay?«
    »Okay.«
    »Danny! Heh, Doc!«
    Danny schaute sich um. »Das ist Mommy. Sie ruft mich. Ich muss gehen.«
    »Ich weiß«, sagte Hallorann. »Lass es dir gut gehen. Jedenfalls so gut wie möglich.«
    »Ich will mir Mühe geben. Danke, Mr. Hallorann. Ich fühle mich jetzt viel besser.«
    Der lächelnde Gedanke kam ihm in den Sinn:
    (Meine Freunde nennen mich Dick)
    (Ja, Dick, okay)
    Ihre Blicke trafen sich, und Halloranns Lider zuckten.
    Danny glitt über den Sitz und öffnete die Tür an der Beifahrerseite. Als er ausstieg, rief Hallorann: »Danny?«
    »Was ist?«
    »Wenn es tatsächlich Ärger gibt … rufst du mich. Du rufst dann ganz laut, so wie du mich vor ein paar Minuten gerufen hast. Vielleicht höre ich dich sogar unten in Florida. Und wenn ich dich höre, komme ich angerannt.«
    »Okay«, sagte Danny und lächelte.
    »Pass auf dich auf, Junge.«
    »Das tu ich schon.«
    Danny warf die Autotür ins Schloss und rannte über den Parkplatz zum Eingang, wo Wendy stand und sich gegen die aufkommende Kälte die Ellbogen rieb. Hallorann sah ihn laufen, und das breite Grinsen verschwand aus seinem Gesicht.
    Ich glaube nicht, dass es hier etwas gibt, das dir wehtun könnte.
    Ich glaube es nicht.
    Wenn er sich nun irrte? Er hatte gewusst, dass dies seine letzte Saison im Overlook sein würde. Er hatte es gewusst, seit er jenes Ding in der Badewanne von Zimmer 217 hatte liegen sehen. Es war schlimmer gewesen als alle Bilder in allen Büchern der Welt, und von hier aus sah der Junge, der zu seiner Mutter lief, so klein aus …
    Ich glaube es nicht -
    Er ließ seine Blicke zu den Heckentieren hinüberschweifen.
    Abrupt startete er, legte den Gang ein und fuhr davon. Er wollte sich nicht umschauen. Natürlich tat er es doch, und natürlich stand

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