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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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ähnliche Weise schon öfter beunruhigt.
    »Diese Mrs. Brant ist nur ein geiles altes Weib. Mehr brauchst du nicht zu wissen.« Er sah Danny nachdenklich an. »Wie hart kannst du zuschlagen, Doc?«
    »Hmh?«
    »Ich will es wissen. Konzentrier deine Gedanken auf mich. Ich will wissen, ob du so gut bist, wie ich glaube.«
    »An was soll ich denken?«
    »An irgend etwas. Aber du musst intensiv denken.«
    »Okay«, sagte Danny. Er überlegte einen Augenblick. Dann nahm er seine Gedanken ganz konzentriert zusammen und richtete sie auf Hallorann. Ganz so hatte er es noch nie getan, und im letzten Augenblick stieg eine Art Instinkt in ihm auf und milderte die rohe Kraft seiner Gedanken ein wenig – er wollte Mr. Hallorann nicht wehtun. Dennoch schossen seine Gedanken wie Pfeile davon und mit einer Kraft, die er nie für möglich gehalten hatte. Wie bei Nolan Ryan, wenn er einen harten Ball wirft, nur mit noch mehr Druck dahinter.
    (Oh, hoffentlich tue ich ihm nicht weh) Und der Gedanke war doch nur: (!!!HALLO, DICK!!!)
    Hallorann zuckte zusammen, bewegte sich ruckartig auf seinem Sitz.
    Hörbar klappten seine Zähne zusammen, und er biss sich dabei auf die Unterlippe, dass Blut tröpfelte. Ohne dass er es wollte, fuhr er sich mit beiden Händen an die Brust und ließ sie schlaff in den Schoß fallen. Wieder lehnte er sich im Sitz zurück. Seine Lider flatterten, er konnte sie nicht mehr bewusst kontrollieren, und Danny hatte Angst.
    »Mr. Hallorann? Dick? Ist alles in Ordnung?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Hallorann und lachte mühsam. »Bei Gott, ich weiß es nicht. Mein Gott, Junge, das ist ja unheimlich.«
    »Es tut mir leid«, sagte Danny, der sich jetzt wirklich ängstigte. »Soll ich Daddy rufen? Ich lauf und hol ihn.«
    »Nein, es geht schon wieder. Es ist alles in Ordnung. Bleib noch ein wenig sitzen. Ich bin nur ein wenig durcheinander, weiter nichts.«
    »Ich hab’ mich nicht so angestrengt, wie ich könnte«, gestand Danny.
    »Im letzten Augenblick bekam ich Angst.«
    »Wahrscheinlich mein Glück … sonst würde mir das Gehirn aus den Ohren laufen.« Er sah Dannys entsetztes Gesicht und lächelte. »Mir ist ja nichts passiert. Was für ein Gefühl hattest du dabei?«
    »Ich fühlte mich wie Nolan Ryan, wenn er einen harten Ball wirft«, erwiderte er rasch.
    »Du interessierst dich also für Baseball?« Hallorann rieb sich sanft die Schläfen.
    »Daddy und ich mögen die Angels«, sagte Danny. »Die Red Sox in der American League East und die Angels im Westen. In der Weltserie haben wir die Red Sox gegen Cincinnati gesehen. Damals war ich noch viel kleiner. Und Daddy war …« Dannys Züge verdunkelten sich, und er sah ganz traurig aus.
    »War was, Dan?«
    »Ich hab’s vergessen«, sagte Danny und wollte schon den Daumen in den Mund stecken, aber das taten nur Babys. Er ließ die Hand wieder in den Schoß sinken.
    »Weißt du, was Mommy und Daddy denken, Danny?« Hallorann beobachtete ihn scharf.
    »Meistens, wenn ich will. Aber gewöhnlich versuche ich es gar nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Nun …« er machte eine Pause und sah plötzlich ganz besorgt aus.
    »Das wäre, als wenn man ins Schlafzimmer schaut und zuguckt, wenn sie das machen, wovon die Babys kommen. Kennen Sie das?«
    »Ich habe damit schon Bekanntschaft gemacht«, sagte Hallorann ganz ernst.
    »Das würde ihnen nicht gefallen. Und sie würden es auch nicht mögen, wenn ich ihre Gedanken beobachte. Das wäre gemein.«
    »Ich verstehe.«
    »Aber ich kenne ihre Gefühle«, sagte Danny. »Das kann ich nicht ändern. Ich kenne auch Ihre Gefühle. Ich habe Ihnen wehgetan. Es tut mir so leid.«
    »Ich habe nur Kopfschmerzen. Ich habe manchen Kater gehabt, der wesentlich schlimmer war. Kannst du die Gedanken anderer Leute lesen, Danny?«
    »Ich kann überhaupt nicht lesen«, sagte Danny, »außer ein paar Worte. Aber Daddy will es mir in diesem Winter beibringen. Daddy hat an einer großen Schule Unterricht in Lesen und Schreiben gegeben. Meistens Schreiben, aber er versteht auch was von Lesen.«
    »Ich will wissen, ob du weißt, was andere Leute denken.« Danny dachte darüber nach.
    »Wenn es laut ist, kann ich das«, sagte er endlich. »Wie bei Mrs. Brant und den Hosen. Oder wie einmal, als Mommy und ich in dem großen Laden waren, um für mich Schuhe zu kaufen. Da war ein großer Junge, der sich Radiogeräte ansah, und er dachte daran, eins mitzunehmen, ohne zu bezahlen. Und dann dachte er daran, dass man ihn erwischen könnte. Dann dachte er,

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