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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Jungen.
    »Danny«, sagte er. »Danny, Danny!« Er schnippte mit dem Finger vor Dannys ausdruckslosen Augen.
    »Ach ja«, sagte Danny. »Turnierspiel. Schlag. Wrrrrr …«
    »Danny –«
    »Roque!« sagte Danny, und seine Stimme klang plötzlich tief, fast männlich. »Roque. Schlag. Der Hammer am Schläger hat zwei Seiten. Gaaaaa –«
    »Mein Gott, Jack! Was ist los mit ihm!«
    Jack packte den Jungen an den Ellbogen und schüttelte ihn wild.
    Dannys Kopf schlenkerte kraftlos von einer Seite zur anderen und schoss dann nach vorn wie ein Ballon an einem Stock.
    »Roque. Schlag. Drom.«
    Wieder schüttelte Jack ihn, und Dannys Augen wurden plötzlich klar.
    Die Zahnbürste fiel ihm aus der Hand und klickte leise, als sie auf die Fliesen traf.
    »Was?« fragte er und schaute sich im Bad um. Er sah seinen Vater vor sich knien. Wendy stand an der Wand. »Was?« wiederholte Danny ganz entsetzt seine Frage. »W-W-Was i-i-ist d-d –«
    »Du sollst nicht stottern’.« brüllte Jack ihn plötzlich an. Danny schrie erschrocken auf, zuckte instinktiv vor seinem Vater zurück und fing hemmungslos an zu schluchzen. Betroffen zog Jack ihn an sich. »Oh, Honey, es tut mir leid. Es tut mir so leid, Doc. Bitte nicht weinen. Es tut mir leid. Es wird alles wieder gut.«
    Das Wasser floss unablässig in das Becken, und Wendy fühlte sich in einen quälenden Alptraum versetzt, in dem die Zeit rückwärtslief, zurück zu dem Tag, an dem ihr betrunkener Mann ihrem Sohn den Arm gebrochen und dann mit fast den gleichen Worten darüber gejammert hatte.
    (Oh, Honey, es tut mir leid. Es tut mir so schrecklich leid, Doc. Bitte, es tut mir leid.)
    Sie rannte hinüber, und irgendwie riss sie Jack das Kind aus den Armen
    (sie sah seinen vorwurfsvollen Blick, vergaß ihn aber fürs erste) und trug Danny in das kleine Schlafzimmer. Er hatte ihr die Arme um den Hals gelegt, und Jack folgte den beiden.
    Sie setzte sich auf Dannys Bett, wiegte ihn und redete dabei immer die gleichen Nonsens-Worte. Sie sah Jack an und erkannte in seinen Augen nur noch Sorge. Er hob fragend die Brauen, und sie schüttelte fast unmerklich den Kopf.
    »Danny«, sagte sie. »Danny, Danny, Danny. Ist ja schon gut. Ist ja alles gut, Doc.«
    Endlich beruhigte Danny sich und lag, noch ein wenig zitternd, in ihren Armen. Dennoch war der erste, mit dem er sprach, sein Vater, der jetzt neben ihnen auf dem Bett saß, und schmerzhaft empfand sie wieder die alte Eifersucht.
    (Er ist für ihn natürlich der erste, und so war es immer)
    Jack hatte ihn angebrüllt, sie hatte ihn getröstet, aber sein Vater war es, den er als ersten ansprach.
    »Es tut mir leid, wenn ich böse war.«
    »Dir braucht nichts leid zu tun, Doc.« Jack fuhr ihm durch’s Haar.
    »Was zum Teufel war denn im Bad los?«
    Danny schüttelte langsam und benommen den Kopf. »Ich … ich weiß nicht. Warum hast du mir denn gesagt, dass ich nicht stottern soll, Daddy? Ich stottere doch gar nicht.«
    »Natürlich nicht«, sagte Jack fröhlich, aber Wendy hatte das Gefühl, als griffe ihr eine kalte Hand ans Herz. Jack sah plötzlich so ängstlich aus, als hätte er ein Gespenst gesehen.
    »Da war etwas mit einer Uhr … sie war vorgestellt ...« murmelte Danny.
    »Was?« Jack beugte sich vor, und Danny zuckte in ihren Armen zusammen.
    »Jack, du machst ihm Angst!« sagte sie, und ihre Stimme war anklagend, fast schrill. Plötzlich schien es ihr, als hätten sie alle drei Angst. Aber wovor?
    »Ich weiß nicht, ich weiß es einfach nicht«, sagte Danny zu seinem Vater. »Was … was hab’ ich denn gesagt, Daddy?«
    »Nichts«, murmelte Jack. Er riss sein Taschentuch raus und wischte sich damit den Mund. Wieder hatte Wendy kurz das Gefühl, die Zeit liefe rückwärts. An diese Geste erinnerte sie sich aus seinen Trinkertagen.
    »Warum hast du denn abgeschlossen, Danny?« fragte sie leise.
    »Warum?«
    »Tony«, sagte er. »Tony wollte es.« Wendy und Jack sahen einander an.
    »Warum denn? Hat Tony das erklärt?« fragte Jack ruhig.
    »Ich putzte mir gerade die Zähne und dachte an mein Lesen«, sagte Danny. »Ich dachte richtig nach. Und … und ich sah Tony im Spiegel. Er wollte mir etwas zeigen.«
    »Er war also hinter dir?« fragte Wendy.
    »Nein, er war im Spiegel«, betonte Danny mit Nachdruck. »Ganz weit weg. Und dann ging ich selbst in den Spiegel. Und dann weiß ich nur noch, dass Daddy mich schüttelte, und ich dachte, ich hätte was Schlimmes getan.«
    Jack zuckte zusammen, als hätte er einen Hieb

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