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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Danny.
    »Oh, mein Gott«, sagte Jack. Er sah es.
    »Jack, was ist los mit ihm? Was ist los?«
    Er antwortete nicht. Er rannte zum Bett, riss Dannys Kissen hoch und schlug damit immer wieder auf Dannys wild zuckende linke Hand. Wendy sah hässliche Insekten, die summend davonflogen.
    »Hol eine Zeitung!« brüllte er über die Schulter zurück. »Schlag sie tot!«
    »Wespen?« sagte sie und war einen Augenblick ganz in sich versunken. Diese Erkenntnis hatte sie völlig ihrer Umgebung entrückt.
    »Halt dein verdammtes Maul und schlag sie tot!« brüllte er noch lauter.
    »Tu was ich sage!«
    Eine war auf Dannys Lesetisch gelandet. Sie nahm ein Malbuch von seinem Arbeitstisch und ließ es auf die Wespe niedersausen. Eine klebrige braune Schmiere blieb zurück.
    »Am Vorhang ist noch eine«, sagte er und rannte mit Danny auf dem Arm an ihr vorbei aus dem Zimmer. Er trug den Jungen in ihr Schlafzimmer und legte ihn auf Wendys Seite des provisorischen Doppelbetts.
    »Bleib schön liegen, Danny. Komm erst zurück, wenn ich es dir sage. Verstanden?«
    Danny nickte. Sein Gesicht war vom Weinen geschwollen und tränennaß.
    »Du bist ein guter Junge.«
    Jack rannte den Flur entlang zur Treppe nach unten. Hinter sich hörte er zweimal das Malbuch klatschen und dann den Schmerzensschrei seiner Frau. Er verlangsamte seinen Lauf nicht, sondern nahm zwei Stufen auf einmal. Dann raste er durch Ullmans Büro in die Küche und merkte kaum, dass er sich an der Kante von Ullmans Schreibtisch den Oberschenkel gestoßen hatte. Er schlug auf den Schalter für die Deckenbeleuchtung und lief zur Spüle hinüber. Das abgewaschene Geschirr vom Abendessen stand noch dort, wo Wendy es zum Trocknen hingestellt hatte. Er nahm eine große Schale von oben weg. Dabei fegte er einen Teller runter, der auf dem Boden explodierte. Er kümmerte sich nicht darum. Er rannte durch das Büro zurück und die Treppe hinauf.
    Schweratmend stand Wendy vor Dannys Tür. Ihr Gesicht war kalkweiß. Ihre Augen glänzten, verrieten aber keinen Ausdruck; ihr Haar klebte ihr am Nacken. »Ich hab’ sie alle«, sagte sie tonlos, »aber eine hat mich gestochen, Jack. Dabei hast du gesagt, sie sind alle tot.« Sie fing an zu weinen.
    Ohne sie zu beachten, rannte er an ihr vorbei und trug die große Schüssel zum Nest neben Dannys Bett. Das Nest war wie tot. Keine Wespen. Jedenfalls nicht draußen. Er stülpte die Schüssel über das Nest.
    »Das war’s«, sagte er. »Komm jetzt.« Sie gingen in ihr Schlafzimmer zurück.
    »Wo hat sie dich gestochen?« fragte er.
    »Hier … am Handgelenk.«
    »Zeig mal.«
    Sie hielt ihm die Hand hin. Zwischen Hand und Gelenk sah er ein winziges Loch. Das Fleisch rundherum war schon angeschwollen.
    »Bist du gegen Insektenstiche allergisch?« fragte er. »Denk gut nach. Wenn du es bist, könnte Danny es auch sein. Die Scheißviecher haben ihm fünf oder sechs Stiche beigebracht.«
    »Nein«, sagte sie. Sie hatte sich schon etwas beruhigt. »Ich … ich hasse sie ganz einfach, weiter nichts. Ich hasse sie.«
    Danny saß am Fußende des Betts und hielt sich die linke Hand.
    Vorwurfsvoll sah er seine Eltern an, besonders Jack.
    »Daddy, du hast gesagt, du hast sie alle totgemacht. Aber meine Hand … sie tut so weh.«
    »Zeig mal, Doc … nein, ich faß sie ja nicht an. Dann tut es noch mehr weh. Zeig sie mir nur.«
    Er tat es, und Wendy stöhnte laut auf. »Oh, Danny … deine arme Hand!«
    Der Arzt zählte später elf einzelne Stiche. Jetzt sahen sie nur eine Ansammlung von winzigen Löchern, als ob ihm jemand ein wenig roten Pfeffer auf die Handfläche gestreut hätte. Die Schwellung war übel. Seine Hand sah aus wie eine Comic -Zeichnung, auf der sich Bugs Bunny oder Duffy Duck gerade mit einem Hammer auf die Finger geschlagen hatten.
    »Wendy, hol dieses Spray aus dem Bad«, sagte Jack.
    Sie ging, und er setzte sich neben Danny und legte ihm den Arm um die Schulter.
    »Nachdem wir deine Hand besprüht haben, will ich ein paar Polaroidaufnahmen davon machen, Doc. Den Rest der Nacht kannst du dann bei uns schlafen.«
    »Ja«, sagte Danny. »Aber warum willst du denn Aufnahmen machen?«
    »Damit wir verdammt aus ein paar Leuten etwas herausklagen können.«
    Wendy kam mit der Spraytube zurück, die aussah wie ein kleiner Feuerlöscher.
    »Dies tut nicht weh, Honey«, sagte sie und schraubte den Verschluss ab.
    Danny hielt ihr die Hand hin, und sie besprühte beide Seiten, bis die Haut glänzte. Er stieß einen langen, zitternden Seufzer

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