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Shining

Shining

Titel: Shining Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Sorgen um ihn und auch um Danny. Er brauchte nicht in sie hineinzusehen, um das zu wissen; er hatte es schon an der besorgten Art gesehen, in der sie ihn an dem Tag befragte, als der Schlauch sich in eine Schlange verwandelt zu haben schien. Mr. Hallorann hatte gesagt, dass alle Mütter ein bisschen das Zweite Gesicht hätten, und sie hatte an dem Tag gewusst, das etwas geschehen war. Aber nicht was.
    Er hätte es ihr fast gesagt, aber etwas hatte ihn davon abgehalten. Er wusste, dass der Doktor in Sidewinder Tony und die Sachen, die Tony ihm zeigte, als vollkommen
    (oder doch fast)
    normal bezeichnet hatte. Seine Mutter würde ihm vielleicht nicht glauben, wenn er ihr von dem Schlauch erzählte. Schlimmer noch, sie könnte ihm auf falsche Weise glauben, sie könnte denken, dass er NICHT MEHR ALLE TASSEN IM SCHRANK hätte. Er wusste einiges über TASSEN IM SCHRANK, zwar nicht so viel wie über EIN BABY KRIE- GEN, was ihm seine Mutter vor einem Jahr ausführlich erklärt hatte, aber er wusste genug.
    Im Kindergarten hatte ihm sein Freund Scott einmal einen Jungen gezeigt, der Robin Stenger hieß und der mit einem so langen Gesicht auf der Schaukel saß, dass man darauf hätte treten können. Robins Daddy unterrichtete an Daddys Schule in Mathematik, und Scotts Daddy unterrichtete dort in Geschichte. Die Eltern der meisten Kinder im Kindergarten hatten entweder mit der Schule in Stovington zu tun oder mit dem kleinen Werk von IBM, das eben außerhalb der Stadt lag. Es gab natürlich alle möglichen Freundschaften, aber meistens fanden sich die Kinder zusammen, deren Väter einander kannten. Wenn es unter den Erwachsenen der einen Gruppe irgendeinen Skandal gab, wurde er, heftig verzerrt, auch den Kindern bekannt, drang aber selten zur anderen Gruppe durch.
    Er und Scott saßen in der Spielrakete, als Scotty mit dem Daumen auf Robin zeigte und fragte: »Kennst du den Jungen?«
    »Ja«, sagte Danny.
    Scott beugte sich vor. »Sein Dad hat NICHT ALLE TASSEN IM SCHRANK. Sie haben ihn weggeschafft.«
    »Was? Bloß weil er NICHT ALLE TASSEN IM SCHRANK hat?«
    Scotty sah ihn verächtlich an. »Quatsch. Er ist verrückt geworden.« Scott rollte mit den Augen, streckte die Zunge aus und ließ seine Zeigefinger in großen, elliptischen Kreisen um seine Ohren wirbeln. »Sie haben ihn IN DIE KLAPSMÜHLE gebracht.«
    »Oh je«, sagte Danny. »Und wann kommt er zurück?«
    »Nie-nie-nie«, sagte Scotty düster.
    Im Laufe dieses und des nächsten Tages hatte Danny dann erfahren, dass
    a) Mr. Stenger versucht hatte, seine ganze Familie, einschließlich Robin, mit einer Pistole umzubringen, die er noch aus dem Zweiten Weltkrieg besaß;
    b) Mr. Stenger das ganze Haus kurz und klein schlug;
    c) man Mr. Stenger beobachtet hatte, als er einen Teller voll Käfer und Gras aß, als seien es Cornflakes und Milch, und dabei weinte;
    d) Mr. Stenger versucht hatte, seine Frau mit einem Strumpf zu erdrosseln, als die Red Sox ein wichtiges Spiel verloren. Schließlich war Danny so besorgt gewesen, dass er es nicht länger für sich behalten konnte, und er fragte seinen Daddy wegen Mr. Stenger. Sein Daddy hatte ihn auf den Schoß genommen und ihm erklärt, dass Mr. Stenger unter großen Belastungen gestanden hätte, was mit seiner Familie und seinem Job zu tun gehabt hatte, und mit Dingen, die nur ein Arzt verstehen konnte. Er hatte Weinkrämpfe gehabt, und eines Abends hatte er geweint, ohne aufzuhören zu können, und anschließend hatte er in der Wohnung der Stengers eine Menge Sachen kaputtgemacht. Es war nicht so, dass er NICHT ALLE TASSEN IM SCHRANK hatte, sagte Daddy, sondern er hatte einen NERVENZUSAMMENBRUCH gehabt, und er war nicht in die KLAPSMÜHLE gekommen, sondern in ein SANATORIUM. Aber trotz Daddys sorgfältiger Erklärungen hatte Danny Angst. Zwischen NICHT ALLE TASSEN IM SCHRANK haben und einem NERVEN- ZUSAMMENBRUCH schien kein Unterschied zu sein, und ob man es KLAPSMÜHLE oder SANATORIUM nannte, in beiden Fällen waren die Fenster vergittert, und man wurde nicht rausgelassen, wenn man gehen wollte. Und sein Vater hatte in aller Unschuld etwas anderes bestätigt, das Scotty gesagt hatte und das Danny mit vager Furcht erfüllte. Da, wo Mr. Stenger jetzt lebte, gab es DIE MÄNNER MIT DEN WEISSEN KITTELN. Wenn sie jemanden abholen wollten, taten sie es in meinem Wagen ohne Fenster, einem Wagen, der grau war wie ein Grabstein. Er fuhr vor dem Haus vor, und DIE MÄNNER MIT DEN WEISSEN KITTELN nahmen den Betreffenden von seiner Familie

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