Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
sich aufgelockert, und die Türme der St. Louis Cathedral leuchteten in hellem Weiß. Alles in allem war es ein schöner Tag in New Orleans.
Und doch sah Montoya hinter jedem lächelnden Gesicht einen Mörder. Wer auch immer der Dreckskerl war, er fiel nicht auf. Aus allen Anrufen, die bei der Polizei eingegangen waren, hatte sich nichts ergeben.
Vielleicht war dieser neuerliche Brief jedoch der Durchbruch, auf den sie so dringend hofften.
Montoya trat aufs Gas und raste zur Wache. Wofür war WHZ die Abkürzung? Bezog sie sich vielleicht, auf welche Weise auch immer, auf das Rechtssystem? Machte sich der Kerl lustig über all die Behörden und Abteilungen, die ihn der Gerechtigkeit zuführen wollten? Oder steckte etwas ganz anderes dahinter? Etwas, das auf der Hand lag, etwas, das er beinahe greifen konnte und sich ihm dennoch entzog?
Montoya missachtete eine gelbe Ampel und bog in eine Seitenstraße ab. Wenn nun jeder Buchstabe ein eigenständiges Symbol war? Repräsentierten die Buchstaben jeweils eines der Opfer?
Luke Gierman.
Asa Pomeroy.
Moment. Luke
Walter
Gierman.
Asa
Homer
Pomeroy.
Z für … Zachary. Reverend Billy
Zachary
Furlough. Die zweiten Vornamen. Walter, Homer, Zachary. Ob es das war? Wieder erschien es ihm fast zu einfach, doch es ergab einen Sinn.
Sorgenvoll runzelte er die Stirn. Wenn seine Theorie zutraf,bedeutete das, dass der Prediger bereits tot war, sonst hätte der Mörder den Brief nicht geschickt. Und wenn es eine Leiche gab, dann würde auch die zweite nicht fehlen, eine weibliche, um dem Muster von Yin und Yang treu zu bleiben. Montoya befürchtete, dass seine Tante Maria, falls seine Theorie ins Schwarze traf, ebenso bereits ermordet worden war.
Wut tobte durch seine Adern. Nie zuvor hatte er sich so machtlos gefühlt. Obwohl er wusste, dass es Unsinn war, ein Verbrechen persönlich zu nehmen, hatte er das Gefühl, der Mörder habe es auf ihn abgesehen, wolle ihn herausfordern.
Bleib ruhig.
Behalte einen klaren Kopf.
Bleib objektiv.
Vielleicht lebt Maria ja noch.
Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel und lenkte den Wagen in eine Parkbucht in der Nähe der Wache. Die Straßen waren verstopft von Übertragungswagen, auf deren weißen Karosserien die Namen der Sender prangten, die sie vertraten. Mehrere Reporter und Kameraleute bezogen Posten auf der Eingangstreppe. Fußgänger blieben stehen, um zu gaffen.
Montoya betrat das Gebäude durch die Hintertür auf der Parkplatzseite und eilte in den ersten Stock, wo er vom Klacken der Tastaturen, dem Geruch von abgestandenem Kaffee und Stimmengewirr in Empfang genommen wurde.
Zaroster saß an ihrem Schreibtisch. Er schob ihr den Brief in der Klarsichthülle zu. »Wie’s aussieht, hat sich unser Brieffreund wieder gemeldet.«
Zaroster betrachtete das Stück Papier und pfiff leise. »Dann hat es womöglich einen weiteren Doppelmord gegeben?«
»Es sei denn, er schreibt zuerst den Brief und tötet die Opfer später.«
Ihr war klar, dass er selbst nicht daran glaubte. Ihr vorwurfsvoller Blick verriet es.
»Hör mal, ich habe noch etwas zu erledigen. Würdest du diesen Brief ins Labor bringen und dem Kryptologen eine Kopie geben?«
»Wie kommst du an den Brief? Ich dachte, du bist von diesem Fall abgezogen worden?«
»Maury Taylor von WSLJ hat mich angerufen. Wir sind alte Kumpel. Sehr alte.«
»Quatsch«, brummte sie, nahm den Brief jedoch an sich und versicherte: »Ich bringe ihn ins Labor.«
Er lehnte sich an ihren Schreibtisch. »Gibt es Neuigkeiten in Bezug auf das andere Beweismaterial?«
»Oh, das
üppige
Beweismaterial … Also, das Labor ist noch mit dem schwarzen Haar beschäftigt, bisher sind keine DNA-Treffer dabei herausgekommen. Das Brautkleid ist von einem Ladenbesitzer als ›Nancoise‹-Kreation erkannt worden, was immer das sein mag … wohl eine billigere Version von Vera Wang, könnte ich mir vorstellen. Wir gehen dem nach, versuchen, Nancoise selbst zu finden und zu prüfen, ob sie irgendwelche Belege aufbewahrt hat. Die Schuhe sind die üblichen Jägerschuhe, hergestellt von – hör gut zu – Pomeroy Industries, der Bekleidungsfirma. Hier sind wir also schon ein bisschen weiter. Es geht aber insgesamt nur sehr langsam voran. Allerdings habe ich einiges über diesen Hausmeister von Our Lady of Virtues herausgefunden. Lawrence DuLoc. Er hat ein ordentliches Strafregister über krumme Dinger, die er sich vor zwanzig Jahren als Jugendlicher erlaubt hat.«
»Was für Dinger?«
»Eine Anzeige wegen
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