Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
auch immer es war, er hält sich bedeckt. Oder sie.«
»Ich stimme mit Zaroster überein – das war nicht die Tat einer Frau«, sagte Montoya, verärgert darüber, dass Brinkman Abby Chastain immer noch zu den Verdächtigen zählte.
»Nun, man wird sehen.«
Montoya beendete das Gespräch. Er war frustriert. Auf dem Weg in Richtung City betrachtete er die Skyline, hohe Gebäude, die in den grauen Tag hineinstachen. Doch mit den Gedanken war er bei dem verdammten Fall. Die Zeit verrann und er war unruhig, weil sie mit den Ermittlungen nicht vorankamen.
Doch plötzlich wurde ihm bewusst, dass es an Abby und ihrem verführerischen Lächeln, den intelligenten Augen und dem verlockenden Körper lag, dass er keine Ruhe fand. Zum Teufel mit der Frau! Es hatte einmal eine Phase gegeben, als er an keiner schönen Frau vorübergehen konnte, aber inzwischen … ach, zum Teufel. Es war zwingend nötig, dass er einen klaren Kopf bewahrte und unparteiisch blieb, doch Ms. Chastain, die Ex-Mrs. Gierman, beeinträchtigte ihn leider sehr in seiner Urteilsfähigkeit.
Die Art, wie Brinkman sie während der Vernehmung bedrängt hatte, war ihm zuwider gewesen. Zum ersten Mal war Montoya diese Grobheit bei einem Verhör unangemessen erschienen – aber das war lächerlich. Er wollte gar nicht wissen, wie oft er selbst einen Zeugen in die Enge getrieben, ihn eingeschüchtert und darauf gelauert hatte, dass die Wahrheit ans Tageslicht kam. In Abbys Fall jedoch war es Montoya verdammt schwer gefallen, den Mund zu halten, nicht einzugreifen, sie nicht zu verteidigen. Stattdessen hatte er sich zwingen müssen, sich auf Brinkmans Verhörtaktik einzulassen. Das Gespräch war ihm nicht wie die Vernehmung einer Zeugin, sondern eher wie eine Inquisition vorgekommen.
Allerdings war er auch ziemlich voreingenommen …
Wahrscheinlich war es besser, wenn er den Fall abgab. Doch die Vorstellung, dass Brinkman noch einmal so rücksichtslosmit Abby umgehen oder gar mit Bentz zusammenarbeiten würde, wenn dieser wieder da war, behagte Montoya absolut nicht.
Bentz und seine Frau hätten sich, verdammt noch mal, keinen besseren Zeitpunkt für ihre Flitterwochen aussuchen können!
Montoya fuhr vom Freeway ab, drosselte das Tempo, weil er die Stadtgrenze passierte, und begab sich ins French Quarter. In der Innenstadt wimmelte es von Menschen, wie immer. Die Fußgänger wetteiferten mit Autos, Bussen, Lkws und von Maultieren gezogenen Kutschen und liefen kreuz und quer über die Fahrbahn. Trotz des Regens spielten Straßenmusiker in der Hoffnung auf Spenden vor ihren aufgeklappten Instrumentenkoffern, schlenderten Leute an den Geschäften entlang, und die Düfte aus den anliegenden Restaurants mischten sich mit dem Gestank von Benzin und Öl.
Montoya war mit seinen Gedanken immer noch bei dem Fall und bei Abby Chastain. Luke Giermans Ex! Wenn nicht gar des Mordes an ihm verdächtig, dann doch immerhin eine Person, die Interesse an seinem Tod haben könnte. Sie hatte die Mittel und die Gelegenheit gehabt. Und das Motiv? Mehr als eine halbe Million Dollar waren schon mal ein Anfang. Und dass Gierman sie in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht hatte, war auch nicht zu verachten.
Aber wie hätte sie in so kurzer Zeit ein derart gut geplantes Verbrechen begehen können? Und was war mit Courtney LaBelle? Nein, es konnte nicht sein. Selbst wenn sie Gierman wegen seiner Sprüche im Radio den Tod gewünscht haben sollte, war ihr doch nicht genug Zeit geblieben, einen Killer anzuheuern und die Entführungen und Morde zu inszenieren wie ein … was? Beziehungsdrama? Nein, BrinkmansTheorie war Blödsinn. Schlicht und ergreifend Blödsinn.
»Zur Hölle mit dem ganzen Scheiß«, murmelte Montoya. Sein Blick fiel auf sein Gesicht im Rückspiegel. Er sah seine dunklen Augen, die zusammengepressten Lippen, sein energisches Kinn. »Bleib objektiv«, befahl er sich. Als die Ampel auf Grün wechselte, fuhr er an, ließ die letzten zwei Straßen bis zum Parkplatz der Polizeibehörde hinter sich und manövrierte den Streifenwagen in eine freie Parkbucht. Immer noch verärgert über sich selbst, den Fall und die ganze verdammte Welt stieg er aus und nahm seine schlechte Laune mit in das Gebäude.
Er stieg die Treppe hinauf und begab sich in das Großraumbüro des Morddezernats. Computertastaturen klapperten, Telefone klingelten, an allen Arbeitsplätzen herrschte Betriebsamkeit. Irgendwo spie ein Kopierer surrend Papiere aus, und vor Zarosters Schreibtisch
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