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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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verteidigte sich äußerst wortreich ein unrasierter Verdächtiger in Handschellen mit zottigen Dreadlocks, die ihm bis auf die Schultern hingen. Er trug eine Jeans und eine Jeansweste und redete übersprudelnd und stoßweise. Er kam wohl gerade von einem Trip runter und beteuerte Zaroster und einem anderen Detective nachdrücklich seine Unschuld.
    Montoya hätte um ein Haar Brinkman angerempelt, der, während er seine Jacke anzog, dem Ausgang zustrebte. »Sieh dir das an«, sagte er und machte eine Kopfbewegung in Richtung des Festgenommenen. »War in eine Messerstecherei in der Nähe von Esplanade und Royal verwickelt. Drecksack eins« – er wies mit dem Daumen auf den Mann mit den Dreadlocks – »passte es wohl nicht, dass Drecksack zwei es mit der Alten von Drecksack eins trieb. Schnappte sich ein Küchenmesser, und das war das Ende von Drecksack zwei.«Er fuhr sich mit der Handkante theatralisch über die Kehle.
    »Uuups. Also wirklich, ›angeblich‹ hätte er dem Kerl vor den Augen der Dame beinahe den Kopf abgeschnitten, und die Bezeichnung Dame benutze ich in Anbetracht des betroffenen Miststücks im weitesten Sinne.«
    »Warum ist er nicht im Verhörraum?«
    »Unsere Kapazitäten sind ausgeschöpft. Eine Schießerei auf der Decatur und ein Unfall am Fluss. Es war ein ereignisreicher Tag. Dieser Dreckskerl hat im Verhörraum schon gesagt, was er zu sagen hatte, wir haben alles auf Band, aber er wollte noch ein Statement abgeben. Bestand auf seinem Recht auf einen Anwalt. Und deshalb …« Brinkman zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen: »Und das alles auf einmal.« Dann fand er seine Marlboroschachtel in der Innentasche seiner Jacke, schüttelte eine Zigarette heraus und schob sie sich in den Mundwinkel. Auf der Suche nach dem Feuerzeug klopfte er seine Taschen ab und ging die Treppe hinunter. »Ach, übrigens, Bentz ist wieder da!«, rief er über die Schulter zurück. »Er sucht dich. Ich nehme an, er übernimmt jetzt meinen Part.« Er sagte es ohne eine Spur von Verbitterung. Montoya vermutete, dass Brinkman ihn auch nicht besonders gut leiden konnte.
    Montoya suchte seine Büronische auf, ging die Meldungen durch, druckte Bonita Washingtons Berichte aus und ordnete sie in die immer umfangreicher werdende Akte ein. Dann klemmte er sich die Akte unter den Arm, holte zwei Becher Kaffee aus der kleinen Küche und machte sich auf den Weg in Bentz’ Büro.
    Ohne anzuklopfen stieß er die Tür mit der Schulter auf. Bentz saß an seinem Schreibtisch vor einem Berg Papiere. Als Montoya eintrat, hob er den Blick.
    »
Hola, mi amiga
«, begrüßte Bentz ihn grinsend. Er war einkräftig gebauter Mann, der sein Übergewicht bekämpfte, indem er täglich seine Boxbirne verprügelte. Er entdeckte den Kaffee und winkte Montoya erfreut näher. »
Como es usted?
«
    »Herrgott, Bentz, es heißt
amigo
. Mit ›o‹. Ich bin männlichen Geschlechts.
Varon!
Kapiert?
Soy un hombre, para el motivo de Dios!
Soll ich es dir übersetzen? Ich bin ein Mann, um Gottes willen!«
    Bentz’ Mundwinkel zuckten, und er starrte vielsagend auf Montoyas Ohrstecker. »Wenn du meinst.«
    »Mann, fang jetzt nicht gleich wieder damit an, okay?«
    »Wollte nur das Eis brechen,
hombre
. Mich wieder in die alltägliche Routine eingewöhnen«, versetzte Bentz, nahm den Kaffee entgegen, trank davon und hob dann den Becher.
    »
Gracias
.« Er war Mitte vierzig, und ein paar graue Haare und die Falten in seinem Gesicht verliehen ihm zusätzlich Charakter. Das behauptete er zumindest Montoya gegenüber immer wieder, wenn der Jüngere dumme Anspielungen auf sein Alter machte. Und er war ein verdammt guter Cop, trotz des Vorfalls in L. A.
    »Und du hast nicht die Bank in Las Vegas gesprengt?« Montoya schlürfte seinen Kaffee und lehnte sich gegen den Aktenschrank, auf dem ein Weihnachtskaktus im Sterben lag.
    »Ich dachte, du hättest ein paar Millionen am Spieltisch gewonnen und wärst nur zurückgekommen, um deine Sachen zu holen und dich zu verabschieden.«
    Bentz schnaubte durch die Nase. »Ja, genauso war’s. Aber es war beim Roulette. Jetzt bin ich so reich, dass ich Asa Pomeroy
und
Billy Furlough aufkaufen und wieder abstoßen könnte.«
    Montoya lachte. Er fühlte sich so gut wie schon lange nicht mehr, seit er an diesem chaotischen Fall von Doppelmordarbeitete. Der Umgang mit Brinkman hatte ihn genervt. Bentz war bedeutend angenehmer. Intelligenter. Ruhiger. Ein guter Ausgleich zu Montoyas aufbrausendem Temperament. »Also«, sagte

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