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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
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die grausame, schmutzige Seite des Lebens. Aber ich habe nichts weiter zu erzählen, was dir helfen könnte.« Sie lächelte. »Tut mir Leid, Simón.«
    Sie warf einen Blick auf die Uhr und erhob sich.
    »In ein paar Minuten beginnt mein Küchendienst. Ich habe mich sehr gefreut, dich zu sehen. Richte liebe Grüße an deine Mutter aus.«
    »Mach ich.«
    »Und hier …« Sie griff in ihre tiefen Taschen und zog einen Rosenkranz hervor. Blutrote Perlen kennzeichneten die Stationen. »Nimm ihn.«
    »Das kann ich nicht«, sagte er.
    Sie legte ihm den Rosenkranz in die Hand. »Natürlich kannst du. Benutze ihn, Simón. Denke an den Heiligen, dessen Namen du trägst. Nimm seine Kraft, seine Überzeugung in dich auf.« Sie fasste noch einmal nach seiner Hand. »Die Macht Gottes wird dich in Erstaunen versetzen.«
    »Die Macht Gottes?«, wiederholte er. »Moment mal, Maria, jetzt redest du wie einer dieser wiedergeborenen Prediger. Du weißt schon, wie heißt er gleich?« Er schnippte mit den Fingern. »Billy Zachary Furlough. Ist ›Die Macht Gottes sei mit dir‹ nicht sein Standardspruch?«
    Sie wandte den Blick ab. »Ach ja?«
    »Ich glaube schon. Du machst mir Angst,
Tia
. Ich stelle mir äußerst ungern vor, dass du deinem Orden untreu wirst und dich einem dieser Fernsehprediger zuwendest, die Feuer und Schwefel auf unsere Häupter beschwören.«
    »Das ist höchst unwahrscheinlich.« Aber sie lachte nicht, wie er erwartet hatte, und die Sorgenfalten um ihre Augen schienen eher noch tiefer zu werden.
    Montoya ließ sich von seiner Tante durch dunkle, stille Flure hinaus auf den Parkplatz bringen. Er steuerte den Wagen zum Tor hinaus, von wo aus er jedoch nicht der Hauptstraße folgte, sondern an der Weggabelung auf die vormalige Zufahrt zum Krankenhaus abbog.
    Er konnte nur bis an den Zaun heranfahren. Das alte, schmiedeeiserne Tor war verriegelt und zusätzlich mit einer rostigen Kette gesichert. Montoya ließ den Motor des Streifenwagens laufen und stieg aus. Während das verdammte Signaltuten ihn daran erinnerte, dass er die Tür nichtgeschlossen hatte, trat er an den Zaun und spähte durch die Gitterstäbe auf das verfallene Bauwerk.
    Die Zufahrt war bucklig, Unkraut wuchs in den Ritzen. Der Rasen stand kniehoch, und darüber erhob sich das dreistöckige Backsteingebäude. Auf dem Dach fehlten ein paar Ziegel, und zahlreiche Fenster waren mit Brettern vernagelt. In der Mitte des Gebäudes, hoch über dem Eingang, befand sich ein rundes, buntes Giebelfenster. Eine ehemals weitläufige Veranda mit niedrigen Begrenzungsmauern flankierte das Haus an einer Seite. Sie war jetzt von Ranken und Dornen überwuchert. Am anderen Ende des Gebäudes knarrten die verrosteten Feuerleitern, als ein Windstoß sie erfasste.
    Das hier war das Bindeglied zwischen den Mordopfern?
    Dieses trostlose, heruntergekommene Gebäude?
    Er stellte sich Abby als junges Mädchen vor, das hierher kam, um seine Mutter zu besuchen, die den Bezug zur Wirklichkeit verloren hatte. Eine »gestörte« Frau, die die »Dämonen« in ihrem Inneren bekämpfte, falls Marias Einschätzung zu glauben war. Er dachte an seine eigene Familie: arm, aber vereint und größtenteils glücklich. Fünf temperamentvolle Brüder und zwei Schwestern. Seine Familie hatte gegen die Armut und all die Versuchungen und Enttäuschungen angekämpft, die der Geldmangel mit sich brachte, aber der Zusammenhalt war immer stark gewesen und die Eltern fest im Glauben verankert und entschlossen, das Beste aus ihrem Leben zu machen. Sie hatten Montoya ermutigt, Sportler zu werden, und sein Fußballtalent und Durchsetzungsvermögen hatten ihn durchs College gebracht.
    Sämtliche Klassen- und Rassenschranken, die er überwunden hatte, erschienen ihm jetzt gering im Vergleich dazu, eine geistig verwirrte Mutter zu haben, die ihrem Leben ein Ende setzt, indem sie sich vor den Augen ihrer Tochter auseinem Fenster im zweiten Stock auf den Beton stürzt. Wie grauenhaft für ein Kind, so etwas mit ansehen zu müssen.
     
    Die Sache war nicht mehr in den Medien.
    Die Polizei ermittelte orientierungslos in alle Richtungen.
    Die Reporter hatten sich längst anderen Storys zugewandt, es gab keine Schlagzeilen über den »spektakulären Doppelmord« mehr auf der Titelseite, und die Geschichte geriet allmählich in Vergessenheit.
    Das war einfach nicht richtig.
    Begriff denn niemand, dass diese Sache von großer Bedeutung war? Dass endlich Vergeltung geübt wurde?
    Er schlich durch die Korridore der

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