Shoal 01 - Lichtkrieg
gigantischen Grabenbrüchen, und das davon ausstrahlende grelle Licht erreichte das Felssims, auf dem die drei Wracks lagen. Das Schiff, in dem sich Dakota befand, erhob sich schließlich von seinem Ruheplatz, während starke Energieentladungen um die skelettartigen Antriebsdorne flackerten.
Als der Boden unter dem Schiff wegkippte, explodierten Gasblasen, die tief im Inneren der Canyonwände eingeschlossen waren, und ein Hagel aus Felsbrocken und Schotter prasselte auf die beiden zurückbleibenden Schiffe hernieder.
Riesige Spalten zogen sich durch Ikarias Kruste, und der Planet wurde aus seinem Orbit geworfen, während er in der Gluthitze der Nova rasant seine Masse verlor.
Und über diesem Inferno schwebte die Piri Reis wie eine Libelle, die sich vor die offene Tür eines Schmelzofens verirrt hat.
Kapitel Dreiunddreißig
»Corso? Ich bins, Dakota. Kannst du mich hören?«
Verdutzt warf sich Corso herum. Einen Moment lang glaubte er, sie befände sich direkt neben ihm, doch die Stimme ertönte durch die Komm-Systeme der Piri.
»Ja, ich bin hier, Dakota«, erwiderte er mit vor Aufregung schriller Stimme. »Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, dich zu hören. Hoffentlich hast du gute Nachrichten für mich.«
»Sag mal, ist es möglich, dass du die externen Kameras einschaltest?«
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Corso zähneknirschend. »Es ist mir nicht gelungen, der Piri irgendeine Reaktion zu entlocken. Wo bist du? Immer noch unten auf der Oberfläche? Ich bin hier oben taub und blind. Ich habe nicht die geringste Ahnung, was los ist.«
»Soll ich dir sagen, was los ist? Es ist ein verdammtes Wunder, dass du überhaupt noch lebst. Du musst jetzt etwas ganz Bestimmtes tun. Von meinem derzeitigen Aufenthaltsort aus kann ich sehen, dass die Piri schwer beschädigt ist. Der Frachtraum und das Heck haben einen Treffer abgekriegt. Stimmt s?«
»Ja, ich glaube sogar, dass dieser Teil einfach weggeschossen wurde. So wie die Dinge stehen, wirst du eine Zeit lang im Kommando-Modul schlafen müssen.«
»Viele der Primärsysteme lassen sich immer noch manuell kontrollieren, nur nicht mit derselben Effizienz. Hast du mich verstanden?«
»Ich denke schon.«
»Ich bin unterwegs zu dir, an Bord eines der Wracks. Ich werde es an der Piri festmachen, und dann nichts wie weg von hier. Wir düsen los, so schnell es geht.«
Corso zögerte. Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, dass Dakota mit ihrem Plan Erfolg haben könnte. Erst in diesem Augenblick kam ihm voll zu Bewusstsein, dass er gar nicht mehr damit gerechnet hatte, sie noch einmal wiederzusehen. Er war fest davon ausgegangen, dass sie sterben würde … und er natürlich auch. Noch hatte er sich nicht an den Gedanken gewöhnt, dass sie trotz aller Widrigkeiten überleben könnten …
»Hör mir jetzt ganz genau zu, Corso. Im hinteren Bereich der Piri befindet sich ein System aus Kabeln und Trossen. Es handelt sich um dasselbe Zeug, das man zum Bau von Skyhooks verwendet. Das einzige Problem stellt die Winde dar. Wenn sie durch den Raketeneinschlag ernsthaft beschädigt wurde, ist das natürlich ein ganz großer Mist. Aber der Bibliothekar, mit dem ich mich beraten habe, glaubt, dass die Trosse allein genügen würde. Du musst sie nur manuell ausfahren, dann kann ich den Rest übernehmen.«
Bibliothekar?
»Und wie soll ich diese Trosse ausfahren?«, erkundigte er sich.
»Es wird nicht nötig sein, dass du dazu aus dem Schiff aussteigst und über die Außenhülle spazierst. Brennen die Lichter an der Hauptkonsole?«
»Ja.«
»Okay, dann tippst du jetzt folgende Sequenz ein.« Sie haspelte eine lange Reihe von Zahlen und Buchstaben herunter, und er gab sie in das System ein. Noch mehr Lichter der Hauptkonsole begannen zu blinken, und dann spürte Corso, wie leichte Vibrationen durch das Deck liefen.
»Okay. Irgendwas tut sich hier, aber ich weiß nicht, was. Dakota … wer ist dieser Bibliothekar?«
»Das ist eine lange Geschichte. In circa zehn Minuten bin ich drüben bei dir. Später haben wir genug Zeit, uns zu unterhalten.«
Corso starrte die Konsole an. Was du nicht sagst, schoss es ihm durch den Sinn.
Das fremde Sternenschiff sauste empor und hatte bereits wenige Sekunden nach dem Abheben Fluchtgeschwindigkeit erreicht. Tief drunten kollabierte die Gesteinsschlucht, in der das Wrack so lange geruht hatte, in einem tobenden Höllenfeuer.
Auf der Außenhülle des Wracks bildete sich eine Blase, während das Schiff nach oben schoss, in Richtung
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