Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
Vom Netzwerk:
ungeheuren Hitze in sich schnell verflüchtigende Dampfsäulen auf, und die Atmosphäre selbst fing an zu brennen. Während die Nova Arctis zugewandte Hemisphäre unter einem Energiestoß, dessen Gewalt der Strahlung von einer Milliarde Sonnen entsprach, einfach wegschmolz, begann Newfall in einem höchstens ein bis zwei Tage dauernden Prozess seine Masse zu verlieren.
    Es war, als bearbeite man einen zusammengeknäulten Papierball mit einem Flammenwerfer. Während die Gase abgefackelt wurden und die Nova sich tiefer in das Planeteninnere hineinfraß, verringerte sich Newfalls Gravitation; der Schwerkraftverlust wiederum machte es den glühenden Atomen und Molekülen leichter, unter dem gewaltigen Druck der durch die Nova entfesselten Hitze Fluchtgeschwindigkeit zu erreichen.
    Nicht mehr lange, und von Newfall würde außer einer vagen Erinnerung nichts mehr übrig bleiben.
    Als die Piri bockte, schrie Corso vor Angst laut auf. Dann hörte er einen hohen, nervenzermürbenden Pfeifton, und er spürte, wie ein Luftzug an ihm vorbeirauschte und seine Haare zerzauste.
    Die Piri verlor Atmosphäre. Zu seinem Entsetzen erloschen auch noch die Lichter.
    Er grub die Hände in das Fell, mit dem die Wände bespannt waren, und stemmte sich gegen den heftigen Luftstrom, der ihn in die Richtung zog, in der Dakotas Schlafquartier lag. Wenn er nicht sofort handelte, würde er binnen weniger Sekunden tot sein.
    Nachdem er all seinen Mut zusammengerafft hatte, ließ er das Fell wieder los, vollführte eine Drehung und landete direkt neben dem Eingang zu der Kammer, in der Dakota schlief. Er entdeckte die Stelle, an der der Rumpf der Piri Reis aufgerissen war; durch die Lücke war vielleicht die Hälfte der Einrichtung nach draußen gesogen worden. Nachdem er panisch in die Runde gespäht hatte, fand er endlich den Schalter für die Notversiegelung; mit der ganzen Hand klatschte er dagegen und wartete dann voller Anspannung darauf, dass der beschädigte Trakt versiegelt wurde.
    Abrupt hörte das nervtötende Jaulen auf, und er schnappte nach Luft. Automatische Druckausgleich-Sensoren hatten den Sauerstoffabfall registriert, und mit einem leisen, beruhigenden Zischen stockten sie den Sauerstoff aus den beinahe erschöpften Vorräten der Piri auf.
    Ein, zwei Minuten verharrte Corso schwer atmend an Ort und Stelle, bis das heftige Zittern, das ihn wie ein Schüttelfrost überkam, allmählich abflaute. Dann hangelte er sich zu einer Konsole, die immer noch betriebsfähig zu sein schien, auch wenn sie im Augenblick auf nichts reagierte. Er vermochte nicht einmal zu sagen, ob die Datenspeicher der Piri Reis noch funktionierten.
    Doch er brauchte keine detaillierte Analyse, um zu wissen, dass das Schlimmste eingetreten war. Das Schiff driftete antriebslos im Raum; und in ungefähr zwanzig Minuten würde die Piri Reis aus der Deckung, die Ikaria immer noch bot, herauskommen und in die der Sonne zugewandte Zone eintreten, mitten hinein in das Höllenfeuer der Nova.

Kapitel Zweiunddreißig
    Als Dakota erwachte, lag sie nackt zwischen kühlen Bettlaken.
    Erschrocken setzte sie sich auf und sah sich verstört um. Durch hohe Fenster blickte sie auf einen azurblauen Himmel.
    Nichts deutete auf das fremde Wrack hin oder auf Ikaria …
    Nachdem sie eine Zeit lang um sich gestarrt hatte, überzeugt, sie müsse den Verstand verloren haben, stand sie von ihrem Lager auf und trat an ein Fenster. Suchend spähte sie in die Richtung, in der die Sonne hätte sein müssen. Doch sie sah lediglich einen schwarzen Punkt, umgeben von einem sich stetig ausdehnenden Kranz aus Feuer.
    Sie blickte nach unten auf die leere Stadt und sank auf die Knie.
    Unter dem Fenster erstreckte sich eine Schlucht von so gewaltigen Ausmaßen, dass der Canyon auf Ikaria im Vergleich dazu wirkte wie ein Riss in einem Pflasterstein. Bis tief in den Abgrund hinein brannten Lichter, leuchteten Fenster und Veranden, die kein Ende zu nehmen schienen; die gesamte Schlucht schien bebaut zu sein, angefangen bei den steilen Flanken bis hinunter in eine schier bodenlose Tiefe. Ihr Sehvermögen reichte nicht aus, um bis auf den Grund schauen zu können.
    Auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht setzte sich diese fremdartige Metropole fort, sich noch weiter ausbreitend.
    Sie hatte keine Ahnung, woher sie diese Kenntnis bezog, aber sie wusste, dass sie in diesem Moment das einzige lebende Wesen auf dieser Welt war.
    Nach einer Weile zog sie sich von der Fensterfront und dem Blick in den

Weitere Kostenlose Bücher