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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Buntaro stumm als erbärmliche Feiglinge beschimpfend und Mariko als eine dumme Gans, brach er den Tanz unvermittelt ab, verneigte sich wie eine ungelenkte Marionette vor Ishido und bewegte sich halb gehend und halb tanzend auf den Torweg zu. »Folgt mir, folgt mir!« rief er mit fast erstickter Stimme und versuchte, voranzugehen wie der Rattenfänger von Hameln.
    Die Grauen versperrten ihm den Weg. Mit aufgesetzter Wut schrie er sie an und gebot ihnen herrisch, aus dem Weg zu gehen, um gleich darauf wieder in hysterisches Gelächter auszubrechen.
    Ishido griff nach Pfeil und Bogen. Die Grauen bildeten eine Gasse, und Blackthorne war fast durch den Torweg hindurch. In seiner Not drehte er sich um, denn er wußte, daß es keinen Sinn hatte, davonlaufen zu wollen.
    Hilflos nahm er wieder zu seiner irren Tanzerei Zuflucht.
    »Er ist verrückt, ein tollwütiger Hund!« Ishidos Stimme verriet äußerste Wut. Er setzte den Pfeil auf die Sehne und zielte.
    Augenblicklich verließ Mariko ihre beschützerische Verteidigungsstellung vor Toranagas Sänfte und ging auf Blackthorne zu. »Keine Sorge, Herr Ishido«, rief sie. »Nur keine Angst – es ist nur ein vorübergehender Anfall – erlaubt …« Als sie näherkam, erkannte sie, wie erschöpft Blackthorne war, was für ein wahnsinniges Grinsen er aufgesetzt hatte, und bekam es wider Willen doch mit der Angst zu tun. »Jetzt kann ich helfen, Anjin-san.« Ihre Worte überstürzten sich fast. »Wir müssen versuchen – rauszukommen. Ich werde Euch folgen. Keine Angst – er wird nicht schießen. Hört jetzt bitte auf zu tanzen!«
    Blackthorne hörte von einem Augenblick zum anderen auf, drehte sich um und betrat ganz ruhig die Brücke. Sie folgte einen Schritt hinter ihm, wie die Sitte es verlangte, erwartete die Pfeile, vermeinte bereits, sie heranschwirren zu hören.
    Tausend Augen folgten dem hünenhaften Irren und der winzigen Frau, wie sie über die Brücke gingen und verschwanden.
    Jetzt kam Leben in Yabu. »Wenn Ihr ihn tot wollt, laßt mich das besorgen, Ishido-sama. Es wäre ungehörig, wenn Ihr es tätet. Ein General tötet nicht mit eigener Hand. Das sollten andere für ihn tun.« Er trat ganz nahe an ihn heran und flüsterte: »Laßt ihn laufen. Der Wahnsinn kam von Eurer Ohrfeige. Er ist ein Daimyo bei sich daheim, und die Ohrfeige – es ist so, wie Mariko-san gesagt, neh? Glaubt mir, wir brauchen ihn lebend.«
    »Was?«
    »Wir brauchen ihn lebend! Glaubt mir! Tot haben könnt Ihr ihn jederzeit. Aber wir brauchen ihn lebend.«
    Ishido las die Verzweiflung in Yabus Gesicht – und daß er die Wahrheit sprach. Er senkte den Bogen. »Nun denn. Aber eines Tages brauch' ich ihn lebend! Ich werde ihn an den Füßen über der Grube aufhängen.«
    Yabu schluckte und verneigte sich leicht. Nervös winkte er dem Zug, sich in Bewegung zu setzen; er hatte eine Heidenangst, daß Ishido plötzlich wieder die Sänfte und ›Kiritsubo‹ einfallen könnte.
    Buntaro, der äußerste Ehrerbietung hervorkehrte, machte den Anfang, und so setzten sich die Braunen in Bewegung. Er hatte bemerkt, daß Ishido die Augen nicht einen Moment von Mariko und dem Anjin-san ließ; trotzdem verneigte er sich höflich vor ihm und faßte hinter Toranagas Sänfte Tritt, um seinen Herrn vor Pfeilen zu beschützen, falls es jetzt zu einem Kampf kam.
    Jetzt näherte der Zug sich dem Tor. Yabu setzte sich gleichfalls in Bewegung – er bildete die einsame Nachhut. Er erwartete jeden Augenblick, daß der Zug neuerlich angehalten werden würde. Ganz bestimmt müssen doch einige von den Grauen Toranaga erkannt haben, dachte er. Wie lange wird es dauern, bis sie es Ishido berichten? Muß er nicht annehmen, daß ich das meine zu diesem Fluchtversuch beigetragen habe? Bin ich damit nicht für immer und ewig erledigt?
    Als sie halb über der Brücke waren, schaute Mariko sich für einen Augenblick um. »Sie folgen uns, Anjin-san. Beide Sänften haben jetzt das Tor passiert und sind schon auf der Brücke.«
    Blackthorne erwiderte nichts und blickte sich auch nicht um. Er mußte seine ganze Willenskraft aufbieten, jetzt nicht zusammenzubrechen. Seine Sandalen hatte er verloren, das Gesicht brannte ihm von dem Schlag Ishidos, und in seinem Schädel hämmerte der Schmerz. Die letzten Wachen ließen ihn durch das Fallgitter hindurch. Auch Mariko ließen sie durch, ohne sie aufzuhalten. Und dann die Sänften.
    Blackthorne ging den Hügel hinunter voran, dann eine leichte Anhöhe hinauf, über den offenen

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