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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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in unser Dorf kam. Wir waren wie zwei verlorene Seelen. Er blieb vier Jahre und hat mir sehr geholfen. Ich bin froh, daß ich es gut sprechen kann«, sagte sie ohne jede Eitelkeit. »Mein Vater wollte, daß ich Sprachen lerne.«
    »Warum?«
    »Er meinte, wir sollten den Teufel kennen, mit dem wir es zu tun hätten.«
    »Er war ein kluger Mann.«
    »Nein. Klug nicht. Eines Tages werde ich Euch die Geschichte erzählen.«
    Sie schwiegen. Nach einer Weile fuhr er fort: »Warum wart Ihr für einen ganzen Fels von Zeit allein?«
    »Mein Gatte hatte mich fortgeschickt. Mein Dasein stellte eine Beleidigung für ihn dar. Er tat mir die Ehre an, sich nicht von mir scheiden zu lassen. Und dann tat er mir noch mehr Ehre an, indem er mich und meinen Sohn wieder bei sich aufnahm.« Mariko sah ihn an. »Mein Sohn ist heute fünfzehn. Ich bin eigentlich schon eine alte Dame.«
    »Ich glaube Euch nicht, Senhora. Wie alt wart Ihr, als Ihr geheiratet habt?«
    »Alt, Anjin-san. Uralt.«
    »Bei uns heißt es: Alter ist wie Frost, wie ein Sturmwind, ein Sonnenuntergang oder manchmal sogar wie ein Fels.« Sie lachte. Alles an ihr ist so anmutig, dachte er, völlig gebannt von ihr. »Euch, hochedle Dame, steht das Alter jedenfalls sehr gut zu Gesicht.«
    »Einer Frau, Anjin-san, steht das Alter niemals gut zu Gesicht.«
    »Sie ist ebenso weise wie schön.« Das Latein kam allzu leicht, und wiewohl es förmlich klang, hatte es doch auch etwas Innigeres. Paß auf, sagte er sich!
    Niemand hat mich je zuvor schön genannt, dachte sie abermals. Wäre es doch wahr! »Hier gilt's nicht als klug, die Frau eines anderen Mannes wahrzunehmen«, sagte sie. »Unsere Sitten sind da sehr streng. Wenn zum Beispiel eine verheiratete Frau allein mit einem Mann in einem Zimmer überrascht wird, dessen Tür geschlossen ist – sie brauchen bloß allein zu sein und sich zu unterhalten –, hat ihr Mann oder sein Bruder oder sein Vater nach dem Gesetz das Recht, sie augenblicklich zu töten. Und wenn ein Mädchen noch unverheiratet ist, kann ihr Vater selbstverständlich jederzeit mit ihr tun, was ihm beliebt.«
    »Das ist aber weder recht und billig noch zivilisiert.« Er bedauerte diesen Schnitzer sofort.
    »Wir halten uns selbst für sehr zivilisiert und anständig, Anjin-san.« Mariko war froh, daß sie wieder beleidigt wurde, denn damit war der Zauber gebrochen und die Wärme vertrieben. »Unsere Gesetze sind sehr weise. Es gibt viele freie und ungebundene Frauen, so daß ein Mann sich keine Frau nehmen muß, die einem andern gehört. In Wahrheit werden die Frauen dadurch ja geschützt. Die Pflicht einer Frau richtet sich einzig auf ihren Gatten. Frauen haben ihren Platz, und Männer haben ihren Platz. Ein Mann darf zwar offiziell immer nur eine Gemahlin haben, selbstverständlich aber viele Nebengattinnen – dabei genießen die Frauen bei uns viel mehr Freiheiten als die spanischen oder portugiesischen Damen. Wir können ungehindert gehen, wohin wir wollen und wann wir wollen. Wir können unsere Männer verlassen, wenn wir uns von ihnen scheiden lassen möchten. Zunächst einmal können wir uns aber vor allen Dingen weigern, überhaupt zu heiraten. Wir sind selber Herr über unser Vermögen, unseren Körper und unseren Geist. Wir üben große Macht aus, wenn wir wollen. Wer kümmert sich in Eurem Haushalt um Euer Vermögen und um Euer Geld?«
    »Ich selbstverständlich.«
    »Hier kümmert sich die Frau um all das. Geld ist nichts für einen Samurai. Sich damit zu befassen, ist unter der Würde eines richtigen Mannes. Ich kümmere mich um all diese Angelegenheiten meines Gatten. Die Entscheidungen trifft alle er. Ich erfülle nur seine Wünsche und bezahle die Rechnungen. Damit ist er vollkommen frei, seine Pflicht seinem Lehnsherrn gegenüber zu erfüllen, was seine einzige Aufgabe ist. O ja, Anjin-san, Ihr müßt noch sehr viel Geduld haben, ehe Ihr kritisiert.«
    »Das war nicht als Kritik gedacht, Senhora. Nur, daß ich an die Heiligkeit des Lebens glaube – und daß niemand leichtfertig getötet werden darf, sofern nicht ein Gericht seine Zustimmung gibt.«
    Sie wollte sich nicht beschwichtigen lassen. »Aber darin liegt doch Kritik, neh? Ihr dürft nicht vergessen, unsere Zivilisation, unsere Kultur ist Tausende von Jahren alt. Dreitausend davon lassen sich belegen. Wie viele Jahre reicht eure Kultur zurück?«
    »Nicht sehr weit, Senhora.«
    »Unser Kaiser, Go-Nijo, ist der einhundertundsiebte; sein Stammbaum geht direkt auf Jimmu-tenno

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