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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Platz hinweg und über die ferne Brücke. Erst als sie im Wald waren und von der Burg aus niemand sie mehr sehen konnte, brach er endgültig zusammen.

23. Kapitel
    »Anjin-san! Anjin-san! Hier!«
    Halb ohnmächtig erlaubte er Mariko, ihm etwas Saké einzuflößen. Der Zug hielt.
    Die Braunen bildeten sofort einen undurchdringlichen Ring um die Sänfte mit den vorgezogenen Vorhängen; die Eskorte der Grauen war vor und hinter ihnen. Buntaro hatte einer der Zofen etwas zugerufen, die sogleich eine Flasche aus einem der Gepäckstücke hervorholte; er wies seine Wachen an, niemand an ›Kiritsubo-sans Sänfte‹ heranzulassen, und eilte dann zu Mariko. »Ist mit dem Anjin-san auch alles in Ordnung?«
    »Ja, ja, ich glaube schon«, sagte Mariko. Yabu gesellte sich zu ihnen.
    Um den Hauptmann der Grauen abzuwimmeln, sagte Yabu unbekümmert: »Wir können jetzt weiter, Hauptmann. Wir lassen ein paar Männer und Mariko-san zurück. Sobald der Barbar wieder ein bißchen bei Kräften ist, können sie mit den Männern nachkommen.«
    »Mit Verlaub, Yabu-san, aber es ist besser, wir warten. Ich habe den Auftrag, euch alle heil und sicher bis an die Galeere zu bringen. Und zwar zusammen«, erklärte der Hauptmann.
    Alle schauten auf Blackthorne hernieder, als dieser sich an dem Wein etwas verschluckte. »Danke«, krächzte er. »Sind wir jetzt sicher? Wer weiß sonst noch, daß …«
    »Keine Angst«, fiel sie ihm hastig ins Wort. Sie hatte dem Hauptmann den Rücken zugewandt und blickte Blackthorne warnend an. »Anjin-san, Ihr seid jetzt in Sicherheit und es ist kein Grund vorhanden, Euch Sorgen zu machen. Versteht Ihr? Ihr habt eine Art Anfall gehabt. Aber seht Euch nur um – Ihr seid sicher.«
    Blackthorne tat, wie sie ihm geheißen. Er sah den Hauptmann der Grauen und hatte begriffen. Seine Kraft kehrte rasch in ihn zurück, der Wein mag dabei mitgeholfen haben. »Tut mir leid, Senhora. Das war nur die panische Angst. Ich glaube, ich werde allmählich alt. Ich drehe oft durch und kann mich hinterher an nichts mehr erinnern. Portugiesisch sprechen strengt an, nicht wahr?« Er wechselte zum Lateinischen über. »Hat Sie verstanden?«
    »Er kann versichert sein, ja.«
    »Geht es in dieser Sprache ›leichter‹?«
    »Vielleicht«, sagt sie. Ihr war ein Stein vom Herzen gefallen, daß er die Notwendigkeit, vorsichtig zu sein, begriffen hatte, selbst wenn sie lateinisch sprachen, für Japaner eine nahezu unverständliche und unerlernbare Sprache – bis auf eine Handvoll Männer im Reich, die von den Jesuiten erzogen worden und dem Priesterstand geweiht waren. Sie war die einzige Frau in ihrer Welt, die portugiesisch und lateinisch lesen und schreiben konnte. »Beide Sprachen sind schwierig – jede birgt ihre Gefahren.«
    »Wer sonst kennt die ›Gefahren‹?«
    »Mein Gatte und der, der uns führt.«
    Der Hauptmann der Grauen trat unruhig von einem Fuß auf den anderen und sagte etwas zu Mariko.
    »Der Zenturio fragt, ob Er noch gefährlich sei, ob man Seine Hände und Füße binden solle. Ich habe nein gesagt. Er ist jetzt von Seiner Schwäche genesen.«
    »Ja«, sagte er und fiel wieder ins Portugiesische. »Ich habe oft solche Anfälle. Wenn jemand mich ins Gesicht schlägt! Tut mir leid. Kann mich hinterher nie erinnern, was passiert ist. Das ist die Hand Gottes.« Er sah, daß der Hauptmann sich auf seine Lippen konzentrierte, und dachte: Hab' ich dich doch erwischt, du Halunke! Wetten, daß du portugiesisch verstehst?
    Sono, die Zofe, hielt an der Sänfte den Kopf lauschend gesenkt. Gleich darauf kam sie zu Mariko.
    »Gomen nasai, Mariko-san, aber meine Gebieterin läßt fragen, ob der Wahnsinnige jetzt soweit wiederhergestellt ist, daß wir weiter können? Sie bittet, ob Ihr ihm nicht Eure Sänfte überlassen könntet, denn wegen der Flut sei Eile geboten. Sobald wir an Bord sind, werde sie ihm persönlich eine Medizin geben.« Mariko dolmetschte.
    »Ja, es ist jetzt alles wieder in Ordnung mit mir«, sagte Blackthorne, raffte sich auf und stand mit zitternden Knien da.
    Yabu bellte ein Kommando.
    »Yabu-san sagt, Ihr sollt in der Sänfte getragen werden, Anjin-san.« Mariko lächelte, als er sich dagegen sträubte. »Ich bin wirklich sehr kräftig, und Ihr braucht Euch keine Sorgen zu machen. Ich werde neben Euch hergehen, und dann können wir uns unterhalten, wenn Ihr das wünscht.«
    Er gestattete, daß sie ihm in die Sänfte halfen. Gleich darauf ging es weiter. Das Geschaukel der Sänfte wirkte beruhigend, und

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