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Shogun

Shogun

Titel: Shogun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einem Teil des Hasenlöffels, den einer der Treiber abgeschnitten hatte. »Da, friß das, aber nicht zuviel … du hast noch Arbeit vor dir.«
    Grinsend hielt der Treiber den Hasen in die Höhe. »Herr, der muß mindestens drei-, viermal soviel wiegen wie sie selbst. Die beste Jagd, die wir seit Wochen gesehen haben, neh?«
    »Ja. Schickt ihn dem Anjin-san ins Lager.« Toranaga schwang sich in den Sattel und winkte den anderen, daß die Jagd weitergehe.
    Jawohl, das hast du großartig gemacht, aber es ist nicht zu vergleichen mit der Aufregung, die einen packt, wenn ein Wanderfalke sich auf sein Opfer stürzt. Ein Habicht ist nicht mehr als das, was er ist, jemand, der für volle Fleischtöpfe sorgt, eine Todeskeule, geboren, alles und jedes zu töten, was sich bewegt. Wie du, Anjin-san, neh?
    Ja, du bist ein kurzflügeliger Habicht. Aber Mariko, ah, die war ein Wanderfalke!
    Sie stand ihm so lebhaft vor Augen, und er wünschte aus ganzem Herzen, Osaka wäre nicht nötig gewesen und sie wäre nicht in die Große Leere eingegangen. Aber es mußte sein, sagte er sich geduldig. Die Geiseln mußten befreit werden. Nicht meine Angehörigen, sondern all die anderen. Jetzt habe ich weitere fünfzig Daimyos, die heimlich mit mir verbündet sind. Dein Todesmut und der Mut der Dame Etsu und ihre Selbstaufopferung haben sie an mich gebunden und all die Maedas an meine Seite gebracht und durch sie die ganze Westküste. Ishido mußte nun einmal aus seinem undurchdringlichen Bau herausgelockt, und es mußte ein Keil zwischen die Regenten getrieben, und Ochiba und Kiyama mußten locke gemacht und an meine Faust gewöhnt werden. All das und noch mehr hast du vollbracht: Du hast mir Zeit gewonnen. Nur wer Zeit hat, legt Schlingen und Köder aus.
    Ach, Mariko, wer hätte gedacht, daß eine so kleine Person wie du, die Tochter von Ju-san Kubo, meinem alten Rivalen, dem Erzverräter Akechi Jinsai, derartiges zustande brächte und auf so schöne Weise und mit soviel Würde so ungeheuerliche Rache üben konnte an dem Taikō, dem Feind deines Vaters und seinem Mörder. Ein einziger schreckenerregender Sturzflug wie der von Tetsu-ko, und du tötetest dein Opfer, das mein Feind war.
    So traurig, daß du nicht mehr bist. Eine solche Treue verdient eine ganz besondere Belohnung.
    Toranaga war jetzt auf dem Hügelkamm angekommen, hielt an und rief nach Tetsu-ko. Der Falkner nahm ihm Kogo ab, und Toranaga liebkoste das verkappte Wandervogelweibchen auf seiner Faust ein letztes Mal. Dann nahm er ihr die Kappe ab und warf es an. Er sah ihm nach, wie es sich in großen Kreisen in die Höhe schraubte und nach einer Beute Ausschau hielt, die er nicht aufscheuchen würde. Tetsu-kos Freiheit ist mein Geschenk an dich, Mariko-san, sprach er zu ihrem Geist und sah dem Vogel nach, der höher und höher stieg. Um deine Treue zu mir und unserem wichtigsten Gesetz zu ehren: Daß ein Sohn oder eine Tochter, die sich ihrer Pflicht bewußt ist, nicht ruhen noch rasten darf, solange der Mörder des Vaters noch am Leben ist.
    »Ah, so weise, Euer Gnaden«, sagte der Falkner.
    »Eh?«
    »Tetsu-ko loszulassen, ihr die Freiheit zu schenken. Ich dachte schon das letzte Mal, als Ihr sie fliegen ließet, sie würde niemals wieder zurückkommen, aber damals war ich mir nicht sicher. Ah, Euer Gnaden, Ihr seid der größte Falkner im ganzen Reich, der beste – da Ihr wißt und Euch ganz sicher seid, wann der richtige Augenblick gekommen ist, sie dem Himmel zurückzugeben.«
    Toranaga gestattete sich ein Stirnrunzeln. Der Falkner erbleichte, begriff nicht, warum, reichte ihm hastig Kogo hin und zog sich schleunigst zurück.
    Jawohl, Tetsu-kos Zeit war gekommen, dachte Toranaga mutwillig, aber gleichviel, sie war trotzdem ein symbolisches Geschenk an Marikos Geist und an den Geist ihrer Rache.
    Ja. Aber was ist mit den Söhnen all der Männer, die du getötet hast?
    Ah, das ist etwas anderes, diese Männer haben alle verdient zu sterben, sagte er sich. Trotzdem bist du selbstverständlich immer auf der Hut, wer auf Reichweite eines Pfeils an dich herankommt … das ist ganz normale Vorsicht. Dieser Gedanke gefiel Toranaga, und er beschloß, ihn seinem ›Vermächtnis‹ hinzuzufügen.
    Mit zusammengekniffenen Augen sah er zum Himmel hinauf und beobachtete den Falken, der jetzt nicht mehr sein Falke war. Das Falkenweibchen war ein Geschöpf von unendlicher Schönheit hoch droben. Frei, jenseits aller Tränen, zog es rauschend seine Kreise. Dann packte es irgendeine

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