Shogun
meines Schiffes entschuldigen?«
»Nein, für die Erasmus nicht, obgleich ich damit gar nichts zu tun hatte. Ich wollte mich nur für diesen Pesaro und den Generalkapitän entschuldigen. Daß Euer Schiff zerstört ist, darüber bin ich froh.«
» Shikata ga nai , Pater. Ich werde bald ein neues haben. Eines, das groß und stark genug ist …«
»Um das Schwarze Schiff anzugreifen?«
»Um heimzusegeln nach England … und mich gegen jeden zu wehren.«
»Es wird vergebens sein … alle die viele Mühe!«
»Meint Ihr, Gott wird wieder Seine Hand im Spiel haben?«
»Ja. Oder Sabotage.«
»Wenn auch mein neues Schiff zerstört wird, werde ich eben noch eines bauen, und wenn das zerstört wird, noch eines. Entweder ich baue ein neues Schiff, oder ich bekomme irgendwo eine Koje auf einem anderen, und wenn ich dann wieder in England bin, werde ich das nötige Geld zusammenbetteln oder borgen oder einen Freibeuter kaufen oder stehlen, und dann komme ich zurück.«
»Ja. Ich weiß. Deshalb werdet Ihr nie fortkommen. Ihr wißt zuviel, Anjin-san. Das habe ich Euch schon einmal gesagt, und ich sage es Euch jetzt nochmals, freilich ohne jeden Haß oder Hintergedanken. Ehrlich! Ihr seid ein tapferer Mann, ein würdiger Gegner, einen, den man achten kann. Es sollte Frieden zwischen uns herrschen. Wir werden uns im Laufe der Jahre viel sehen … sofern wir den Krieg überleben.«
»Werden wir das?«
»Ja. Ich fürchte, unsere Schicksale sind miteinander verkettet. Hat Mariko-san Euch das nicht auch gesagt? Mir hat sie es jedenfalls gesagt.«
»Nein. Davon hat sie nie gesprochen. Was hat sie Euch sonst noch gesagt?«
»Sie bat mich, Euer Freund zu sein und Euch zu beschützen, wenn ich könne, Anjin-san. Ich bin nicht hergekommen, um Euch zu reizen oder mit Euch zu streiten, sondern Euch um Frieden zu bitten, ehe ich gehe.«
»Wohin geht Ihr?«
»Erst nach Nagasaki. Es müssen Handelsvereinbarungen zu Ende gebracht werden. Und danach überall dorthin, wo Toranaga sein und gekämpft werden wird.«
»Sie lassen Euch trotz des Krieges ungehindert umherreisen?«
»O ja. Sie brauchen uns … egal, wer gewinnt. Wir sind doch vernünftige Männer, warum wollen wir nicht Frieden schließen … Ihr und ich, oder? Ich bitte Euch um Marikos willen darum.«
Blackthorne schwieg eine Weile. »Einmal hatten wir einen Waffenstillstand, weil sie es wünschte. Gut. Halten wir Waffenstillstand – in Erinnerung an sie.«
Alvito streckte die Hand aus. »Ich danke Euch!«
Blackthorne schüttelte die Hand kräftig. Dann sagte Alvito: »Bald wird in Nagasaki der Pater Visitator ihr feierliches Totenamt zelebrieren, in der Kathedrale, Anjin-san. Ein Teil ihrer Asche wird dort beigesetzt werden.«
»Darüber würde sie sich freuen.« Blackthorne sah eine Weile zum Wrack hinüber, und dann blickte er wieder Alvito an. »Noch etwas … was ich Toranaga gegenüber nicht erwähnt habe: Kurz bevor sie starb, habe ich sie wie ein Priester gesegnet und ihr die Letzte Ölung gereicht, so gut ich konnte. Es war ja niemand sonst da, und sie war katholisch. Ich glaube nicht, daß sie mich gehört hat, und ich weiß nicht einmal, ob sie bei Bewußtsein war. Und bei ihrer Einäscherung habe ich es nochmals getan. Wäre das … könnte das gültig sein? Ich habe versucht, es vor Gott zu tun, nicht meinem, sondern vor Eurem.«
»Nein, Anjin-san. Nach unserer Lehre hat das keine Gültigkeit. Aber zwei Tage vor ihrem Tod hat sie vom Pater Visitator die Absolution erbeten, und er hat sie ihr erteilt, sie war also von allen Sünden reingewaschen.«
»Dann … dann hat sie die ganze Zeit über gewußt, daß sie sterben mußte … was auch geschehen ist, sie hat sich zum Opfer gebracht.«
»Ja. Gott segne sie und nehme sie in seine Hut.«
»Vielen Dank, daß Ihr mir das gesagt habt«, sagte Blackthorne.
»Sayonara, Anjin-san«, sagte Alvito und reichte ihm nochmals die Hand.
»Sayonara, Tsukku-san. Bitte, zündet eine Kerze für sie an … von mir.«
»Das werde ich tun.«
Blackthorne schüttelte ihm die Hand und sah ihm nach, wie er davonging: groß und stark, ein würdiger Gegner. Wir werden immer Feinde bleiben, dachte er. Ein Waffenstillstand schadet nicht. Aber wir werden keinesfalls viel voneinander sehen, Tsukku-san. Solange mein Schiff gebaut wird, werde ich deinen Platz als Dolmetsch bei Toranaga und den Regenten einnehmen, und bald wirst nicht mehr du die Handelsgespräche führen, selbst wenn portugiesische Schiffe noch die
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