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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.J. Cherryh
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blickte. Ein großes ungeschlachtes Monster in feiner Gaze mit silbernen Rändern, das Fleisch vor lauter eingelagertem Fett zu Wülsten aufgeworfen, unter dem die Muskeln fast völlig verkümmert waren, besonders in den unteren Gliedern. Duncan verabscheute seinen Artblick. Das Gesicht des Regul war eine knochige Platte, so dunkel wie der Rest seiner Haut, und glatt, unähnlich dem Rest der Haut. Die Zusammensetzung der Gesichtszüge, ihre Symmetrie, vermittelte eine Illusion der Menschlichkeit; einzeln genommen entsprach jedoch kein Zug dem Menschen. Die Augen waren braun und rund, versunken in Vertiefungen der faltigen Haut. Die Nase bestand nur aus Schlitzen, die aufgebläht oder völlig geschlossen werden konnten. Die Lippen waren nach innen gewandt, im Moment nur ein fest zusammengepreßter Schlitz, von der Knochenplatte gesäumt. Hulaghs Nasenlöcher waren gegenwärtig eng zusammengezogen, abgesehen vom raschen Aufblähen beim Ausatmen, ein Zeichen des Mißvergnügens über die Begegnung, so bedrohlich wie ein menschliches Stirnrunzeln.
    Hulagh drehte seinen Schlitten abrupt zur Seite, eine scharfe Abweisung eines anmaßenden Junglings, und lächelte Stavros an, wobei sich Augen und Nasenlöcher entspannten und sich der Mund leicht öffnete. Es war ungewiß, ob eine solche Geste für Regul natürlich war oder den Versuch darstellte, eine menschliche Geste nachzuahmen.
    »Es ist gut«, sagte Hulagh in seinem polternden Basic, »daß der Jungling Duncan wiederhergestellt ist.«
    »Ja«, sagte Stavros laut in der Regul-Sprache. Der Kom-Schirm des Schlittens drehte sich Duncan zu und blitzte in Basic auf, in menschlichen Symbolen und Buchstaben. Setzen Sie sich! Warten Sie!
    Duncan entdeckte an der Wand einen Stuhl, setzte sich und lauschte, fragte sich, warum er zu dieser Konferenz gerufen worden war, warum Stavros sich entschlossen hatte, ihn zu Hulaghs Nutzen vorzuführen. Duncans unvollkommene Beherrschung der Regul-Sprache machte es ihm unmöglich, viel von dem aufzuschnappen, was der Regul Bai sagte, und er konnte nichts von dem verstehen, was Stavros antwortete, denn obwohl er den Kom-Schirm aus diesem Winkel sehen konnte, konnte er nur wenige Worte der komplizierten Schriftsprache lesen, welche die eidetischen Regul selbst fast nie benutzten.
    Einmal etwas hören, so komplex es auch war, und die Regul vergaßen es niemals wieder. Sie benötigten keine Aufzeichnungen. Ihre Berichte waren mündlicher Natur, auf Bändern aufgezeichnet, nur dann auf Geschriebenes reduziert, wenn als von dauerhafter Bedeutung eingeschätzt.
    Duncan spitzte die Ohren, als er seinen Namen erwähnt hörte und die Wendung vom Dienst befreit . Er saß still, die Hände um die Kante des dicken Regul Stuhles geklammert, während die beiden Diplomaten endlos Höflichkeiten austauschten, bis Hulagh endlich Anstalten machte, sich zu verabschieden.
    Der Schlitten des Bai drehte sich. Diesmal widmete Hulagh sein falsches Lächeln Duncan. »Guten Tag, Jungling Duncan«, sagte er. Duncan war geistesgegenwärtig genug, aufzustehen und sich zu verbeugen, was die höfliche und angemessene Antwort eines Junglings an einen Älteren war; und der Schlitten huschte die offene Tür hinaus, während er dastand, die Fäuste geballt, und auf Stavros hinabblickte.
    »Setzen Sie sich!« sagte Stavros.
    Die Tür glitt zu. Duncan kam herein und setzte sich auf den Stuhl, der Stavros' Schlitten am nächsten stand. Die Fenster wurden schwarz, schlossen die Außenwelt aus. Nur noch die Zimmerbeleuchtung spendete Licht.
    »Meinen Glückwunsch«, sagte Stavros. »Gut gespielt, wenn auch offensichtlich unaufrichtig.«
    »Werde ich hinaufgeschickt?« fragte Duncan direkt, eine Abruptheit, die ein Flackern des Mißvergnügens in Stavros' Augen brachte. Duncan bedauerte sie sofort – ein weiterer Beweis seiner Unsicherheit, den Stavros lesen konnte. Vor allem diesen Eindruck hatte er vermeiden wollen.
    »Geduld«, riet ihm Stavros. Dann sprach er mit dem KomTech draußen, gab den Befehl, daß Anrufe weiterhin zurückgehalten werden sollten, und entspannte sich seufzend, wobei er Duncan immer noch aufmerksam musterte. »Hulagh ist überredet worden«, sagte Stavros, »auf Ihren Kopf zu verzichten. Ich habe ihm erzählt, daß Ihre Entbehrungen in der Wüste Ihren Verstand aus dem Gleichgewicht gebracht haben. Hulagh scheint das als eine Möglichkeit der Entschuldigung zu akzeptieren, die seinen Stolz nicht beeinträchtigt. Er hat sich entschlossen, Ihre Gegenwart

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