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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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schuldbewusst zusammen. Ich sagte mir, dass ich ausnahmsweise niemanden betrogen hatte. Ich konnte nichts für meine Gefühle, und Geoffrey konnte meine Gedanken nicht lesen. Ethan übrigens auch nicht. Für jeden Betrachter sah es aus, als umarmte ich einen Freund. Aber in mir drehte sich alles.
    Ethan stand auf und ging zum Fenster, als wolle er Geoffrey und mich nicht stören. Am liebsten hätte ich geschrien: «Nein, bleib hier.
Du
gehörst hierher zu mir.» Aber stattdessen sah ich Geoffrey an, der in aufrechter Haltung am Fußende des Bettes stand. Makelloser Anzug, gestärktes weißes Hemd, Krawatte. Trotz der gerade durchlittenen Krise blieb er gefasst, ein Fels in der Brandung. Ich verstand, warum ich geglaubt hatte, ihn zu lieben, warum ich ihn so sehr hatte lieben wollen. Auf dem Papier war er perfekt: ein gut aussehender Arzt, ein hingebungsvoller Liebhaber, mein scheinbarer Retter.
    «Wie geht es jetzt weiter?», fragte ich ihn und fummelte nervös am zerfransten Saum meines Krankenhaushemdes. Natürlich bezog sich diese Frage auf die nächsten Minuten und Stunden, aber insgeheim dachte ich dabei auch an die fernere Zukunft. Ich hatte mich schon einmal getäuscht und mich in Äußerlichkeiten verliebt. Bei Dex war es nur um abgehakte Kästchen gegangen, um das Profil des perfekten Verlobten: ein lieber Kerl, gemeißelte Wangenknochen, gepflegtes Äußeres, fettes Bankkonto. Und wie katastrophalhatte diese Beziehung geendet. Ich schwor mir, nicht noch einmal einen Sieben-Jahres-Fehler zu begehen. Nicht mal einen Sieben-Tage-Fehler. Ich musste mich innerhalb einer Woche von Geoffrey trennen.
    Mein Exfreund in spe informierte mich in knappem, professionellem Ton, Mr.   Smith habe – mit seinem Einverständnis – entschieden, dass ich vorsichtshalber bis zur Entbindung im Bett bleiben solle. Sie wollten vermeiden, dass meine Cervix mit unnötigem Druck belastet wurde. Ich hatte schon gelesen, dass Bettruhe bei Zwillingsschwangerschaften nichts Ungewöhnliches war, aber diese Eröffnung erschütterte mich trotzdem.
    «Das heißt, ich muss den ganzen Tag im Bett bleiben?»
    Ja, sagte Geoffrey, außer um zur Toilette oder unter die Dusche zu gehen. Und ich müsse jeden Stress vermeiden, da Stress Wehen auslösen könne.
    «Darf ich zum Kochen aufstehen?»
    «Nein, Liebling. Ich werde eine Pflegerin einstellen, die kochen und dich versorgen kann, wenn ich in der Praxis bin.» Er dachte kurz nach und sagte dann: «Ich kenne eine sehr nette Portugiesin, die uns nach Max’ Geburt geholfen hat. Du wirst sie mögen.»
    Ethan drehte sich zu uns um. Seine Augen blitzten. «Das ist nicht nötig, Geoffrey.» Es klang nachdrücklich und bestimmend. Sogar sexy. «Ich werde zu Hause schreiben und sie versorgen.»
    Ich lächelte gerührt und ungeheuer erleichtert. Ich wollte nicht in Geoffreys Wohnung sein. Ich wollte zu Hause sein, bei Ethan. Ich wollte für immer bei ihm sein. Erstaunlich, wie eine so wichtige Erkenntnis sich in einem einzigen Augenblick entfalten und das ganze Leben umkrempelnkann. Ich liebte Ethan. Es war verrückt, aber es war so. Selbst wenn er meine Gefühle niemals erwidern sollte, machten sie jede Zukunft mit Geoffrey unmöglich. Ich hatte nie verstanden, was jemand meinte, wenn er sagte, er lebe lieber allein als in der falschen Beziehung. Aber jetzt kapierte ich es. Ich wollte Ethan oder keinen.
    «Du hast nichts dagegen, zu Hause zu schreiben?», fragte ich zaghaft.
    «Überhaupt nichts.»
    «Aber du hast gesagt, du kannst in der Wohnung nicht denken. Ich möchte deine Kreativität nicht behindern.»
    Geoffrey schien zu spüren, was hier vorging, und packte die Gelegenheit beim Schopf. «Ja, ganz recht. Wir möchten Sie nicht beim Schreiben stören.»
    Ich hielt den Atem an und saß stocksteif, als Ethan an mein Bett kam und mir die Schulter drückte. «Darcy und ihre Babys stören mich nicht.»
    «Darcy?» Geoffrey sah mich klagend an und presste die Hände vor der Brust zusammen. «Ist dir das recht so?»
    «Ja», sagte ich zerknirscht.
    «Also abgemacht», sagte Ethan. «Fahren wir heim.»
    Es war nach Mitternacht, als Ethan, Sondrine und ich auf die dunkle, schmale Straße vor der Klinik hinaustraten und darauf warteten, dass Geoffrey mit dem Jaguar vom Kurzzeitparkplatz vorfuhr. Er stieg aus, lief um den Wagen herum und half mir auf den Beifahrersitz. Ethan und Sondrine setzten sich nach hinten.
    Auf der Fahrt zu Ethans Wohnung flötete Sondrine, sie werde vorbeikommen und für mich

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