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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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sicher sein, aber ich war doch dankbar, dass er trotzdem bejahte.
    «Wenn ich jetzt entbinden müsste, würden sie am Leben bleiben?»
    Dazu werde es nicht kommen, sagte er, aber ich sei so weit, dass sie am Leben bleiben würden. «Es wird alles gut gehen», wiederholte er unaufhörlich. Er legte einen Arm um mich, fasste mit der anderen Hand meinen Ellbogen und führte mich hinaus, durch das Restaurant, vorbei an unseren vier wunderschönen Desserts. Am Ausgang gab Geoffrey dem Oberkellner seine Kreditkarte. «Wir haben einen kleinen Notfall. Tut mir sehr Leid. Ich werde meine Karte später abholen lassen.»
    Die Fahrt zum Krankenhaus ist verschwommen, aber ich erinnere mich an Ethans bleiches, sorgenvolles Gesicht im Rückspiegel. Und dass Geoffrey immer wieder sagte, es werde alles gut gehen. Und vor allem erinnere ich mich, dass ich dachte, wenn er Unrecht hatte, wenn es am Ende nicht gut ging, würde ich den Schmerz nicht ertragen können.
    Im Krankenhaus gingen Geoffrey und ich geradewegs in einen kleinen Raum auf der Entbindungsstation. Eine Schwester gab mir ein Krankenhaushemd und wies mich an, mich umzuziehen und auf Mr.   Smith zu warten. Wenige Minuten später war er da; er besprach sich kurz mit Geoffrey und untersuchte mich dann. Mit hoch konzentriertem Blick tastete er in mich hinein. Geoffrey blieb an meiner Seite.
    «Was ist?», fragte ich. «Was passiert da?»
    Mr.   Smith antwortete, der Muttermund sei noch geschlossen. Geoffrey machte ein erleichtertes Gesicht, aber ich fragte Mr.   Smith trotzdem: «Heißt das, mit den Babys ist alles in Ordnung?»
    «Ja. Aber wir werden Sie trotzdem an das CT G-Gerät anschließen, um absolut sicher zu sein.» Er winkte der Schwester. Mich fröstelte, als sie mein Krankenhaushemd hochschob und mir drei Sensoren um den Bauch schnallte. Einer, sagte sie, messe die Wehentätigkeit, die beiden anderen den Herzschlag der Babys. Ich umklammerte die kalte Stange neben meinem Bett und fragte immer wieder, ob sie etwas höre.
    Geoffrey sagte, ich müsse Geduld haben; die Babys seien noch klein, und es könne ein Weilchen dauern, bis man sie ausfindig machte. Ich wartete und befürchtete immer noch das Schlimmste. Aber schließlich erfüllte ein munteres Galoppiergeräusch das Zimmer. Dann noch eins. Zwei Herztöne. Zwei
deutliche
Herztöne.
    «Sie leben also noch?», fragte ich mit zitternder Stimme.
    «Ja, Schatz.» Geoffrey lächelte. «Es geht ihnen gut.»
    In diesem Augenblick der Erleichterung machte irgendetwas in meinem Kopf plötzlich
klick
, und ich wusste, was mich in der letzten Zeit so sehr geplagt hatte. Es war allesganz klar. Vielleicht kann eine Krise so etwas bewirken: Man sieht plötzlich, was schon die ganze Zeit vorhanden war. Vielleicht lag es auch daran, dass ich mich so verbunden mit meinen Söhnen fühlte, als ich die dumpfen Geräusche ihrer Bewegungen und das Pochen ihrer kleinen Herzen hörte. Oder vielleicht an der grenzenlosen Dankbarkeit für das Wunder, dass ich nicht nur ein, sondern zwei Leben in meinem Leib trug. Woran auch immer es lag – in diesem Augenblick, in diesem Krankenhauszimmer erlebte ich mein Erwachen.
    Nur um sicherzugehen, bat ich Geoffrey, Ethan zu holen.
    «Gern», sagte er. «Ich schicke ihn her und spreche dann noch kurz mit Mr.   Smith.» Er beugte sich über mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn, bevor er mit seinem Partner hinausging.
    Einen Augenblick später öffnete der immer noch bleiche Ethan die Tür und kam zögernd auf mein Bett zu. Seine Augen waren feucht, als habe er geweint oder sich sehr bemüht, nicht zu weinen.
    «Hat Geoffrey es dir gesagt? Es ist alles in Ordnung.»
    «Ja, er hat’s mir gesagt.» Ethan setzte sich behutsam ans Fußende und drückte durch die Bettdecke meinen Fuß.
    «Warum guckst du dann so traurig?»
    «Ich weiß nicht   … ich hab mir einfach solche Sorgen um dich gemacht   …» Er brach ab.
    Ich stellte das Kopfteil des Bettes höher, bis ich aufrecht sitzen konnte, und streckte dann die Arme nach ihm aus. Ethan kam zu mir; seine Wange schmiegte sich an meine, und seine Arme umschlossen mich. In dieser einfachen, aber innigen Umarmung bestätigte sich in meinem Herzen eine schlichte Wahrheit: Ich liebte Ethan.

NEUNUNDZWANZIG
    Geoffrey platzte mitten in diese alles verwandelnde Umarmung hinein. Zumindest kam es mir angesichts meiner Gedanken so vor, als platze er herein, auch wenn er wahrscheinlich gesetzt und würdevoll eintrat wie immer. Jedenfalls schrak ich

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