Shoppen und fischen
getan hätte: Sie entlockte Geoffrey, ihrem offensichtlichen Verbündeten, eine missbilligende Äußerung. «Haben Sie das Zimmer schon gesehen?», fragte sie ihn.
Die Taktik funktionierte: Geoffreys Mund wurde zu einem scharfen Strich. Dann sagte er: «Nein, noch nicht … Ich hatte in letzter Zeit viel in der Praxis zu tun … und ich hab mir Wohnungen angesehen. Wir brauchen ein bisschen mehr Platz.»
Sondrines Miene hellte sich auf. «Sie und Darcy ziehen zusammen?»
Geoffrey hob unsere verschränkten Hände auf den Tisch und sah mich treuherzig an, und ich sagte: «Ja, wir haben daran gedacht.»
«Mehr als nur daran gedacht, Liebling … wir sind aktiv dabei, oder?»
«Genau», sagte ich. «Das ist der Plan.»
Ein verlegenes Schweigen senkte sich auf den Tisch; wir lächelten einander ratlos an und widmeten uns dann scheinbar konzentriert unseren Speisekarten. Kurz darauf erschien der Kellner, um die Bestellungen aufzunehmen. Wie sich herausstellte, wollten wir alle das Filet Mignon,
medium rare
. Sondrine und Geoffrey schienen der Ansicht zu sein, dass vier identische Bestellungen irgendwie gegen die Etikette verstießen, und entschieden sich im letzten Moment um: Sondrine bestellte die Seebrasse, und Geoffrey wollte das Lammcarrée.
Während des Essens gaben wir uns alle große Mühe, eine lebhafte Unterhaltung in Gang zu halten, aber wie am Silvesterabend spürte man eine deutliche Anspannung, und das Lächeln am Tisch wirkte gekünstelt. Fazit: Niemand amüsierte sich besonders gut, und ich hatte das Gefühl, dass dies unser letztes Double Date sein würde.
Kurz bevor das Dessert kam, entschuldigte ich mich: So lange hatte ich schon seit zwei Wochen nicht mehr durchgehalten. Zu meiner Bestürzung wollte Sondrine mitkommen. Wir schlängelten uns durch das Labyrinth der aufgedonnerten Paare zu den Toiletten, wo sie versuchte, von Kabine zu Kabine Smalltalk zu betreiben und mir zu erzählen, was für ein hübsches Paar Geoffrey und ich abgäben. Ich brachte es nicht über mich, das Kompliment zu erwidern, und dankte ihr nur. Als ich mich umdrehte und die Spülung betätigen wollte, sah ich einen leuchtend roten Faden im Wasser. Eine Sekunde lang war ich verwirrt. Dann begriff ich. Ich blutete. Panisch wischte ich mich ab. Auf dem weißen Toilettenpapier war Blut.
Die nächsten Augenblicke vergingen wie im Nebel, aber ich weiß, dass ich so laut keuchte, dass Sondrine fragte, oballes in Ordnung sei. Ich sagte, nein, es sei nicht alles okay. Mein Herz dröhnte mir in den Ohren, als ich auf die kalte Klobrille sank.
«Was ist denn, Darcy?», fragte Sondrine über das Rauschen der Wasserspülungen und Händetrockner und die fröhlich plaudernden Frauenstimmen hinweg.
«Ich blute», brachte ich hervor. Ich hockte einfach in meiner Kabine, die Unterhose an den Knöcheln, und presste die Knie zusammen, als könnten meine Babys sonst einfach herausfallen. Und die ganze Zeit sah ich vor mir, was in meinen Schwangerschaftsbüchern stand. Begriffe wie «Placenta Previa», «Vorzeitiger Blasensprung» und die Grauen erregende «Frühgeburt bei Mehrlingsschwangerschaften». Ich konnte nicht atmen, geschweige denn aufstehen und die Toilette verlassen.
Ein paar Augenblicke später hörte ich draußen leisen Aufruhr; Sondrine verkündete, ein Mann werde die Toilette betreten. Dann hörte ich Geoffreys Stimme vor meiner Kabine, und er klopfte laut an die Metalltür. Irgendwie gelang es mir aufzustehen, meine Hose hochzuziehen und die Tür zu öffnen. Ich sah Sondrine abwartend an Geoffreys Seite, und ein paar andere Frauen standen mit offenem Mund vor den Waschbecken.
«Schatz, was ist?», fragte er.
«Da ist Blut», sagte ich, und beim Klang dieses Wortes wurde ich fast ohnmächtig.
«Wie viel Blut?», fragte er mit gerunzelter Stirn.
Ich drehte mich um und deutete ins Klo. Die roten Fäden lösten sich auf, und das Wasser färbte sich beängstigend rosa.
Geoffrey schaute hin und sprach dann mit gemessenerStimme. Er erklärte mir, dass Blutungen im dritten Schwangerschaftsdrittel, besonders bei Mehrlingsschwangerschaften, nichts Ungewöhnliches seien. Es sei alles in Ordnung, sagte er, aber ich müsse in die Klinik.
«Sofort?», fragte ich.
«Ja. Ethan holt schon meinen Wagen.»
«Dann ist es wirklich schlimm, ja?», fragte ich. «Du hast Angst, nicht wahr?»
«Nein, ich hab keine Angst, Liebling.»
«Werde ich die Babys verlieren?»
«Nein.»
«Bist du sicher?»
Natürlich konnte er gar nicht
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