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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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ging ich ins Bad, zog mich aus und stellte mich seitwärts vor den Spiegel. Mein Bauch war gewaltig. So dick, dass ich meine Füße nicht mehr sehen konnte, ohne mich vorzubeugen. Ich betete zum Himmel, dass er in den nächsten paar Wochen noch dicker werden möge. Je dicker, desto besser. Ich pinkelte und inspizierte dann mit angehaltenem Atem die Toilette. Zu meiner großen Erleichterung war keine Spur von Blut zu sehen.
    Rasch putzte ich mir die Zähne, wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser und zog Ethans weichen, abgetragenenPyjama an. Den elastischen Bund schob ich unter meinen Bauch. Er passte. Ich schnüffelte am Ärmel, in der Hoffnung auf einen Hauch von Ethans Aftershave, aber ich roch nur Weichspüler.
    Als ich zu Ethan ins Schlafzimmer kam, schlug er die Bettdecke hotelmäßig zurück. «Einsteigen», sagte er und schlug mit der Faust mein Kopfkissen auf.
    Ich kroch unter die Decke und fragte, ob er auch bald komme. Ja, gleich, sagte er, er müsse sich noch die Zähne putzen und ein paar andere Dinge erledigen. Ich fragte mich, ob dazu auch ein Anruf bei Sondrine gehörte.
    Falls ja, dauerte das Gespräch nicht lange, denn ein paar Minuten später war er wieder da, knipste die Lampe aus und kam zu mir ins Bett. Ich sehnte mich danach, ihn zu berühren, und überlegte, ob ich unter der Decke nach seiner Hand tasten sollte. Ich war gerade zu dem Schluss gekommen, es besser nicht zu tun, als er sich herüberbeugte und mir rasch einen Kuss auf den linken Mundwinkel drückte. Sein Atem roch nach Listerin, und sein Mund hinterließ ein wenig Feuchtigkeit auf meiner Haut. Ich legte einen Finger auf die Stelle, und er sagte: «Ich bin so froh, dass es den Babys gut geht, Darce. Und ich bin froh, dass du hier bist.»
    «Ich auch, Ethan. Danke.»
    Im Dunkeln kniff ich die Augen zu, bis alles schwarz war. Ich tat, als seien Ethan und ich wirklich zusammen, ein dauerhaftes
Wir
, kurz davor, eine richtige Familie zu werden.
     
    Am nächsten Morgen weckte mich das Telefon. Mein erster Gedanke war:
Hoffentlich ist es nicht Geoffrey.
Mein zweiter Gedanke war:
Ich liebe Ethan immer noch.
Also war meinGefühl keine Illusion gewesen, die aus einer Beinahe-Tragödie erwachsen war. Die Matratze geriet ins Schwingen, als Ethan zum Telefonhörer griff. Ich hörte Sondrines französischen Akzent am anderen Ende. Offenbar fragte sie, wo ich schliefe, denn Ethan antwortete: «Hier bei mir.»
    Dieses eifersüchtige Kontrollmanöver im Morgengrauen hätte ich früher auch abgezogen, und im Stillen gelobte ich, mich nie wieder so zu verhalten, ganz gleich, wie meine künftigen Beziehungen aussehen mochten. Es war selbstsüchtig und unattraktiv. Ethan reagierte, wie ich es vorausgesehen hatte – mit verhaltenem Ärger. Ich stellte mich schlafend, als er aufstand und eindringlich flüsternd mit dem Telefon in der Diele verschwand.
    «Warst du denn gestern Abend nicht dabei?», fragte er. «Was glaubst du denn? Dass hier was läuft?   … Nein. Nein! Sie ist eine
Freundin
, Sondrine   … Sie will nicht bei ihm wohnen   … Ich weiß es nicht – möchtest du sie vielleicht fragen?»
    So ging es noch eine ganze Weile, bis er sagte, er müsse jetzt Schluss machen. Als er auflegte, öffnete ich ein Auge und sah ihn in der Tür stehen. Sein zerzaustes Haar stand vom Kopf ab wie ein Indianerkopfschmuck. Ich fragte, ob alles in Ordnung sei.
    «Ja», sagte Ethan, aber er sah aufgebracht aus, als er zum Schrank ging und eine Jeans und einen blauen Rolli herausholte.
    «Ist Sondrine wütend, weil ich hier wohne?»
    «Nein. Das macht ihr nichts aus», log er. «Wie geht’s dir?»
    «Gut, aber ich muss pinkeln.»
    Ethan nickte nervös. Wir wussten beide, was ich in Wirklichkeit musste: nachsehen, ob es blutete. Er setztesich auf die Bettkante und wartete. Kurz darauf kam ich zurück und streckte den Daumen hoch.
    «Alles klar», sagte ich.
    Lächelnd befahl er mir, wieder ins Bett zu gehen, und ich gehorchte.
    «So», sagte Ethan. «Was möchtest du zum Frühstück?»
    Ich wollte ihm nicht noch mehr Umstände machen und sagte deshalb, ein Müsli wäre toll, obwohl ich in Wirklichkeit nach Eiern lechzte.
    «Okay», sagte er. «Bin gleich wieder da.»
    Als er gegangen war, blätterte ich in meinem Buch
Ich erwarte Zwillinge
, das ich praktischerweise schon ein paar Wochen zuvor auf Ethans Nachttisch hatte liegen lassen. Ich betrachtete eine Graphik über die Entwicklung des Kopfumfangs und stellte fest, dass die Köpfe meiner Babys jetzt so

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