Shoppen und fischen
kochen, und Geoffrey dankte Ethan ein halbes Dutzend Mal für seine «Großzügigkeit» und seine «Hilfsbereitschaft in einer Notlage».Ich starrte inzwischen stumm aus dem Fenster und versuchte meine Gefühle zu verarbeiten. Da waren Gewissensbisse wegen meines bevorstehenden Bruchs mit Geoffrey. Da war Erleichterung, weil meine Babys wohlauf waren. Da war der sorgenvolle Gedanke an den langen Weg, der noch immer vor mir lag. Und da war vor allem meine Liebe zu Ethan, eine Liebe, die bis in mein Innerstes reichte und die mich unsicher und beschwingt zugleich machte.
Zu Hause angekommen, bat Ethan Geoffrey und Sondrine unbeholfen noch auf einen Sprung herein. Natürlich konnten sie nur dankend ablehnen. Was hätten wir auch tun sollen? Uns auf einen Mitternachtssnack mit Tee und Keksen in Ethans Bett quetschen? Ich hörte, wie Ethan sich flüsternd bei Sondrine entschuldigte. Ihre gemurmelte Antwort bekam ich nicht richtig mit – sie werde ihn vermissen, oder so etwas Ähnliches –, und dann hörte ich ein kurzes Kussgeräusch. Geoffrey tat es den beiden nach; flüchtig streiften seine Lippen die meinen, und er versprach, am nächsten Morgen anzurufen. «Trink möglichst viel Wasser», fügte er hinzu, «denn Dehydration kann Wehen auslösen. Und bleib im Bett.» Er hatte nicht vergessen, dass es in Ethans Wohnung nur ein einziges richtiges Bett gab; das sah ich seinem Gesicht an.
Ethan und ich stiegen aus und blieben am Randstein stehen, während Sondrine meinen Platz auf dem Vordersitz einnahm. Geoffrey versprach Ethan durch das halb offene Seitenfenster, er werde Sondrine wohlbehalten nach Hause bringen. Sie winkte kurz und schlug ihre Tür zu. Eine Sekunde später war das verstimmte Duo verschwunden. Ich drehte mich zu Ethan um und empfand eine merkwürdigeScheu vor dem Jungen, den ich seit dem vierten Schuljahr kannte.
Ich zögerte einen Herzschlag lang und sagte dann: «Waren die beiden … ein bisschen sauer?»
Ein Lächeln umspielte Ethans Mundwinkel. «Ein bisschen. Ja.»
Als ich sein Gesicht sah, lachte ich nervös auf. «Die waren komplett stinkig», sagte ich.
Er grinste. «Das kann man wohl sagen.»
Er half mir die Treppe zur Haustür hinauf, und beide beteuerten wir, es sei nichts Komisches daran, dass Geoffrey und Sondrine vergrätzt waren. Zur Bekräftigung entschuldigte ich mich bei Ethan, weil ich ihm den Valentinstag verdorben hätte. Er sagte, ich solle nicht albern sein, ich hätte überhaupt nichts verdorben.
«Sondrine ist da vielleicht anderer Meinung.»
Achselzuckend schloss er die Tür auf. «Sondrine wird drüber wegkommen … Sie werden beide drüber wegkommen.»
Ich fragte mich, wie aus Sondrine und Geoffrey
sie
geworden war, und ob Ethan und ich wenigstens für die Zeit bis zur Entbindung
wir
waren. Ich war gern
wir
mit Ethan, dachte ich, als er mich durch die Diele in sein Zimmer brachte. Als er das Licht anknipste, sah ich sein ungemachtes Bett und eine Kondomverpackung auf dem Nachttisch. Das Schäferstündchen vor dem Dinner war damit bestätigt. Ethan bat mich mit verlegenem Gesicht, auf dem Sofa zu warten, während er das Bett frisch bezog. Als ich seinen gequälten Blick sah, wollte ich ihm die Arme um den Hals werfen, ihn küssen und ihm sagen, dass ich ihn liebte.
Aber ich setzte mich auf die Couch, zittrig und aufgeregt bei dem Gedanken, neben Ethan zu schlafen. Mein Herzwollte auch nicht langsamer schlagen, als ich mich ermahnte, dass auch diese Schwindel erregende Freude eine Art Stress war und dass Geoffrey gesagt hatte, Stress könne Wehen auslösen. Kurze Zeit später erschien Ethan in T-Shirt und Boxershorts. Ich konnte nicht anders, ich musste seine Beine anstarren. Sie sahen aus wie immer: dünne Waden, mit feinen, hellen Haaren bedeckt. Aber plötzlich übten sie unglaublichen Reiz auf mich aus.
«Fertig», sagte Ethan. «Möchtest du einen Pyjama anziehen?» Meine Pyjamas passten mir nicht mehr, sagte ich. In den letzten paar Wochen bei Geoffrey hatte ich nackt geschlafen, aber das behielt ich jetzt für mich.
«Möchtest du einen von mir?», fragte Ethan.
Ja, sagte ich, auch wenn ich bezweifelte, dass ich da noch hineinpasste. Ethan war kaum kräftiger als ich mit meiner normalen Figur. Er holte einen karierten Flanellpyjama hervor. «Hier. Probier ihn an.»
Ich nahm ihn entgegen und sagte, ich wolle mich im Bad umziehen.
«Okay. Aber beeil dich. Du gehörst ins Bett.»
Ich nickte und versprach, in einer Minute wieder da zu sein. Dann
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