Shoppen und fischen
das Ding?», fragte Marcus, als ich mit dem Plastikstäbchen aus dem Bad kam. Er saß wartend auf der Couch und blätterte in einer
Sports Illustrated
.
«Es sagt … Herzlichen Glückwunsch, Daddy.»
«Nein.»
«Doch.»
«Du verarschst mich.»
«Nein. Ich bin schwanger.»
Marcus lehnte sich auf der Couch zurück und klappte seine Zeitschrift zu. Ich setzte mich neben ihn, nahm seineHände und wartete auf mehr. Vielleicht eine Umarmung, eine sanfte Berührung, ein paar Tränen.
«Und … du bist sicher … dass es von mir ist?»
«Ja», sagte ich. «Diese Frage ist beleidigend und kränkend. Mit Dex hab ich seit … na ja, seit einer Ewigkeit nicht geschlafen. Und das weißt du.»
«Und da bist du dir ganz sicher? Nicht ein einziges Mal diesen Monat? Das ist jetzt nicht der Augenblick für Übertreibungen, Darce.»
«Ja, ich bin sicher», sagte ich fest. Es war die Wahrheit, Gott sei Dank.
Ich dachte an meinen blonden, blauäugigen High-School-Freund Ethan, der seine schwangere Freundin Blondi geheiratet hatte, die auch blond war. Ein paar Monate später brachte sie ein dunkelhäutiges Baby zur Welt, ein Baby mit Augen wie Schokoladenkekse. Ethan tat Rachel und mir so Leid, weil er bei der Scheidung so viel Herzweh und Erniedrigungen hatte erleiden müssen. Aber tatsächlich tat Brandi mir jetzt fast genauso Leid. Auf irgendeine Weise identifizierte ich mich mit ihr wie mit einer verwandten Seele, die wie ich gegen die Regeln verstoßen hatte. Sie musste neun Monate lang gelitten, musste immer gehofft und gebetet haben, das Baby möge aussehen wie ihr Mann und nicht wie der Eskimo, mit dem sie nebenher die Iglus zum Schmelzen gebracht hatte. Das Warten musste eine Folter gewesen sein, und die bloße Vorstellung drehte mir den Magen um. Deshalb war es ein großes Glück, dass ich seit mindestens einem Monat nicht mehr mit Dex geschlafen hatte. Das Baby war von Marcus.
Ich legte das Plastikstäbchen auf den Couchtisch und starrte die beiden rosa Linien an. «Wow», sagte ich, und mirwar schwindlig. «Ein positiver Test. Hab ich noch nie gesehen, und ich hab jede Menge gemacht.»
«Sollten wir vielleicht noch einen machen? Nur zur Sicherheit?» Marcus zog eine weitere Packung Schwangerschaftstests aus der Drugstore-Tüte. «Ich hab zwei verschiedene Marken.»
«Ich glaube nicht, dass diese Tests ein falsches positives Ergebnis anzeigen», sagte ich. «Höchstens andersrum.»
«Komm schon», sagte Marcus und riss die Plastikhülle von einem Teststäbchen.
Ich seufzte laut und holte den Becher mit meinem Pipi aus dem Badezimmer.
Marcus’ Unterkiefer klappte herunter. «Du hast in meinen Broncos-Fanbecher gepinkelt?»
«Ja. Und?»
«Das ist mein Lieblingsbecher», sagte er entsetzt.
«Herr im Himmel, dann spül ihn halt», sagte ich. «Und außerdem, hast du noch nie gehört, dass Urin völlig steril ist?»
Marcus schnitt eine Grimasse.
«Seit wann bist du so pingelig mit Bazillen?», fragte ich und sah mich in seinem Schweinestall um.
«Ich werde nie wieder aus diesem Becher trinken können», maulte er.
Ich verdrehte die Augen und tauchte das neue Stäbchen in seinen kostbaren Becher. Dann zählte ich langsam laut bis fünf, zog es heraus und legte es neben das erste auf den Tisch.
Marcus verfolgte den Sekundenzeiger seiner Armbanduhr, bis ich sagte: «Ein Kreuz! Das bedeutet positiv!»
«Lass sehen», sagte er. Verdattert betrachtete er denStreifen und verglich ihn mit der Abbildung hinten auf der Schachtel. «Es sieht aber irgendwie blasser aus als auf dem Bild.»
«Ein blasses Kreuz gilt trotzdem», sagte ich. «‹Ein bisschen schwanger gibt’s nicht›, das weißt du doch. Hier. Lies die Gebrauchsanleitung.»
Marcus überflog das Kleingedruckte und hoffte offensichtlich auf einen Haftungsausschluss, einen Abschnitt über falsche Positivresultate. Mit angstvollem Blick legte er den Zettel aus der Hand. «Und was jetzt?»
«Na, zunächst mal werden wir in neun Monaten ein Baby kriegen», sagte ich frohlockend.
«Das kann nicht dein Ernst sein.» Seine Stimme hatte einen harten Unterton.
Mein Blick gab ihm zu verstehen, dass es mein voller Ernst war. Ich nahm seine Hände.
Marcus versteifte sich. «Bist du sicher, dass du es willst? Es gibt noch andere Möglichkeiten.»
Es war klar, wovon er redete. Ich hob das Kinn. «Von Abtreibung halte ich nichts.»
Ich weiß nicht genau, warum ich das sagte, denn eigentlich bin ich absolut für die Entscheidungsfreiheit der Frau.
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