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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Außerdem hatte ich derzeit keine große Lust darauf, Mutter zu werden. Ich verspürte nichts von dieser biologischen Sehnsucht, die so viele meiner Freundinnen um die dreißig in letzter Zeit erfasst hatte. Und kiloweise zunehmen wollte ich schon gar nicht. Oder die große Verantwortung und die Beschränkung meiner Freiheit und meines Nachtlebens auf mich nehmen.
    Aber in diesem Augenblick machte mich dieser positive Schwangerschaftstest unerklärlich glücklich. Vielleicht warich so sehr von Marcus besessen, dass ich die Vorstellung, ein Kind von ihm zu bekommen, einfach prickelnd fand. Es war ein romantischer Höhepunkt. Vielleicht gefiel mir auch der Gedanke, die Angelschnur noch ein bisschen weiter einzuholen. Nicht dass ich seine Hingabe in Frage stellte. Ich wusste, dass er auf seine eigene wunderliche Art verrückt nach mir war. Aber er war einer dieser Männer, die man nie ganz unter Kontrolle hatte, und ich hatte ihn einfach besser im Griff, wenn ich ein Kind von ihm bekam. Dabei hatte ich mich nicht absichtlich schwängern lassen. Nein, eigentlich nicht. Ich dachte an unseren Versöhnungssex. Ganz klar: Es war Bestimmung.
    Und noch eins war mir in diesem Moment klar: Ein positiver Schwangerschaftstest bedeutete, dass die Hochzeit nicht stattfinden würde. Meine Erleichterung war so greifbar, dass ich die Antwort wusste: Ich wollte Dex nicht heiraten. Im Nu war ich über Dex und unsere Märchenhochzeit hinweg und war entzückt, in einem noch viel größeren Drama mitzuspielen.
    «Ich werde es Dex heute sagen», verkündete ich mit einer Entschlossenheit, die mich selbst überraschte.
    «Dass du schwanger bist?», fragte Marcus entgeistert.
    «Nein. Nur, dass die Hochzeit nicht stattfindet.»
    «Bist du sicher? Willst du denn wirklich ein Kind?» Die Panik war ihm anzusehen.
    «Absolut.» Ich warf einen Blick auf die Teststäbchen. «Ich bin ganz sicher. Kapiert?»
    Marcus hockte da wie vom Donner gerührt und sah ein bisschen sauer aus.
    «Freust du dich denn
überhaupt
nicht?», fragte ich.
    «Doch», sagte er düster. «Aber – aber ich finde, wir solltenmal kurz innehalten und über unsere   … Möglichkeiten sprechen.»
    Ich ließ ihn weiterstammeln.
    «Ich könnte schwören, du hättest mal gesagt, dass du für freie Entscheidung bist, wenn es um Abtreibung geht.»
    «Okay. Bin ich auch», sagte ich und nickte übertrieben. «Und ich
entscheide
mich
für
dieses Baby.»
    «Na, dann nimm dir ein bisschen Zeit und überleg es dir gründlich   …»
    «Du verletzt meine Gefühle», sagte ich.
    «Warum?»
    «Weil ich das Baby
haben
will.» Allmählich verlor ich die Fassung. «Und ich wünschte, es ginge dir genauso   … Ich kann nicht fassen, dass du mich noch nicht mal in den Arm genommen hast.»
    Marcus seufzte und legte locker die Arme um mich.
    «Sag mir, dass du glücklich bist», flüsterte ich ihm ins Ohr. «Ein bisschen glücklich wenigstens.»
    Marcus sah mich an und sagte wenig überzeugend: «Ich bin glücklich. Ich sage nur, vielleicht sollten wir nichts überstürzen und erst mal gründlich nachdenken. Vielleicht solltest du mal mit jemandem sprechen.»
    Ich sah ihn verachtungsvoll an. «Du meinst, mit einem Seelenklempner?»
    «So ähnlich.»
    «Das ist doch lächerlich. Man geht zum Therapeuten, wenn man verzweifelt ist. Aber ich bin
begeistert
», sagte ich.
    «Könnte trotzdem sein, dass du in dieser Sache ein paar Punkte zu klären hast», meinte Marcus. Er benutzte immer so allgemeine Begriffe für unsere Beziehung –
ein paar Punkte, diese Sache, unser Deal, die Situation
–, und manchmalwedelte er dabei kurz mit der Hand. Es ärgerte mich immer, dass er glaubte, eine Handbewegung könne das Wesen dessen, was zwischen uns war, einfangen. Wir waren doch so viel mehr als das. Und jetzt erst recht. Wir würden Eltern werden.
    «Ich habe keine Punkte zu klären. Ich liebe dich. Ich will unser Baby behalten. Und das ist alles.» Schon als ich es sagte, wusste ich, dass
das
in meiner Welt nie
alles
war.
Das
war vielleicht
das
oder
ein bisschen davon
oder
das mit einer kleinen Prise von jenem
. Aber ich blieb dabei. «Und wenn du mich jetzt bitte entschuldigst – ich habe eine Hochzeit abzusagen.»
    Und genau das tat ich. Ich marschierte geradewegs zurück zur Upper West Side, um meinem Verlobten die Neuigkeit beizubringen. Als ich ankam, räumte Dex gerade seine Sachen aus der Reinigung weg; er streifte die Plastikhüllen ab und sortierte die blauen und die weißen Hemden. Einen

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