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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Giffin
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Dexters Stammbaum betrog und meine Zukunft aufs Spiel setzte. Und ganz sicher nicht Rachel. Weil sie immer so kritisch war, und weil ich wusste, dass sie ein bisschen für Marcus schwärmte.
    Nur einmal war ich kurz davor, die ganze Wahrheit zu offenbaren. Das war, nachdem ich meinen Ring in Marcus’ Apartment vergessen und seine Putzfrau ihn gestohlen hatte. Ich war in Panik. Würde ich vor der Hochzeit nocheinen Ersatz auftreiben können? Wie solllte ich Dexter beibringen, dass der Ring weg war? Und plötzlich fragte ich mich auch, ob ich Dex überhaupt heiraten sollte. In meiner Verzweiflung wandte ich mich an Rachel. Sie war immer meine Entscheidungsfinderin gewesen, selbst in den trivialsten Fragen: Sollte ich die schokobraunen oder die sandfarbenen Gucci-Winterstiefel kaufen (auch wenn mir das in dem Augenblick nicht besonders trivial vorkam)? Ich wusste, dass sie mir in der Stunde der Not beistehen würde. Ich beichtete ihr meinen Seitensprung, aber ich spielte seine Bedeutung herunter und behauptete, es sei nur einmal passiert. Außerdem gab ich an, ich hätte mit einem Kollegen geschlafen, und sagte nichts von Marcus. Ich wollte einfach ihre Gefühle schonen, denn zu der Zeit nahm ich nicht an, dass die volle Wahrheit je ans Licht kommen würde.
    Wie immer wusste Rachel Rat. Während wir das Essen vom chinesischen Lieferservice verspeisten, überzeugte sie mich, dass diese Affäre nichts weiter sei als ein Zeichen dafür, dass ich kalte Füße kriegte; ein Mann – oder eine Frau mit endlosen Möglichkeiten – würde das verstehen. Es sei zwar schwer, über die anfängliche Leidenschaft einer intensiven Affäre hinwegzukommen, aber das, was ich mit Dex hätte, sei einfach besser. Dauerhafter. Ich glaubte ihr und beschloss, Dex zu heiraten.
    Und eines Abends im August, ungefähr drei Wochen vor der Hochzeit, passierte etwas, das mich an meiner Entscheidung zweifeln ließ. Ein Dinner mit einem Kunden wurde in letzter Minute abgesagt, und ich fuhr zu Marcus, um ihn zu überraschen. Er war noch nicht da, aber ich überredete den Portier, mir den Ersatzschlüssel zu geben,damit ich in der Wohnung auf ihn warten könnte. Ich ging hinauf, zog mich aus – bis auf ein Paar High Heels mit Leopardenmuster – und streckte mich erwartungsvoll auf seinem Sofa aus.
    Etwa eine Stunde verging, und als ich gerade eindöste, hörte ich ein unverkennbar weibliches Kichern im Flur und Marcus’ leise Stimme, die seine Begleiterin in so hörbare Heiterkeit versetzte. Hastig sprang ich auf, um mich anzuziehen, aber ich schaffte es nicht mehr, bevor Marcus und eine Blondine – die mich vage an Stacy aus dem Aureole erinnerte – hereinkamen. Sie hatte ein hübsches Gesicht, aber eine birnenförmige Figur, und was noch schlimmer war: Sie trug Schuhe von Nine West, die vor ungefähr drei Jahren mal in gewesen waren. Alle drei standen wir da, nur wenige Schritte voneinander entfernt. Ich war immer noch splitternackt bis auf meine Blahniks.
    «Darcy – du hast mir einen Scheißschrecken eingejagt», sagte Marcus. Für meinen Geschmack sah er noch nicht annähernd erschrocken genug aus. «Der Portier hat mir nicht gesagt, dass du hier bist.»
    Es gelang mir, eins von Marcus’ schmuddeligen T-Shirts überzuziehen, das über der Sofalehne lag, aber vorher sah ich noch, dass das Mädel mich neidvoll von Kopf bis Fuß musterte. «Das hat er wahrscheinlich vergessen», zischte ich.
    «Ich gehe dann», sagte die Blondine und wich zurück wie ein in die Enge getriebenes Reh.
    «Tu das», sagte ich und zeigte zur Tür.
    «Tschüs, Angie», sagte Marcus. «Ich   –»
    «Er ruft dich morgen an, Angie», fauchte ich sarkastisch.
    Kaum war die Tür zugefallen, wollte ich auf ihn einschlagen,und ich schrie ihn an:
Du Schwein, du Lügner, du hast meine Verlobung verdorben, du hast mein Leben zerstört.
    Im Grunde meines Herzens wusste ich, dass mir diese Empörung nicht zustand. Denn ich würde in ein paar Wochen einen anderen heiraten. Und zugleich schien es mir, als hätte ich alles Recht der Welt dazu. Also hämmerte ich ungeschickt auf ihn ein, und er wehrte jeden Schlag mühelos mit Hand oder Unterarm ab, genau wie mein Privattrainer beim Kickboxen.
    Das Geprügel dauerte eine Weile, bis Marcus schließlich wütend wurde. Er packte mich bei den Handgelenken, schüttelte mich und schrie mich an: «Was hast du dir denn vorgestellt, Darcy?»
    «Mit Angie?» Ich hoffte plötzlich, er würde mir sagen, er und Angie seien nur Freunde, und es

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