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Shotgun Lovesongs

Shotgun Lovesongs

Titel: Shotgun Lovesongs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nickolas Butler
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noch nicht fassen, dass du das damals gemacht hast«, sagte Lee und streckte die Hand aus, um die Tätowierung seines Freundes zu berühren. Er schüttelte den Kopf und lächelte.
    »Ich hab an dich geglaubt«, sagte Ronny mit einem Ernst, wie er größer nicht hätte sein können. »Das tu ich immer noch. Du bist mein Freund.«
    In der Limousine waren alle Augen auf sie gerichtet. Außerhalb des langgezogenen Fahrzeugs bewegte sich die Welt unbeeindruckt fort – der Verkehr strömte langsam an uns vorbei, hier und da ein Traktor, ein alter Farmer, der auf dem Schotter des Randstreifens entlangging, vielleicht auf dem Weg zur Bank oder zur Bibliothek im Zentrum des Ortes –, aber im Innern des Wagens hatte sich das Leben in ein Diorama aus offenstehenden Mündern, weit aufgerissenenAugen und angehaltenem Atem verwandelt. Dann brach Kip das Schweigen. »He, Lee, wo ist dein Hemd?«
    »Ich hab keins gekriegt«, sagte Lee. Er hatte eine Hand auf Ronnys Knie gelegt. Seine Stimme hatte einen harten Unterton. »Aber mach dir keine Sorgen, Boss. Das macht überhaupt nichts.«
    »Aber«, fing Kip an und noch während sein Blick auf das Hemd fiel, das ganz offensichtlich Lee gehörte – da war es doch , dort an Ronnys Körper –, konnten wir an dem Zögern in seiner Stimme hören, dass er Lee nicht weiter drängen würde. Und obwohl nun alle in der Limousine die gleiche Uniform trugen, alle außer Lee, der sich in seinem unvermeidlichen Flanellhemd und seinen abgewetzten Jeans schwer in die glänzende Lederpolsterung lehnte, würde Kip ihn nicht herausfordern. Stattdessen klopfte er mit den Knöcheln gegen die Trennwand zur Fahrerkabine, und wir wurden schneller. Auch die Lautstärke der basslastigen Musik nahm zu, während das riesige Automobil an Fahrt aufnahm.
    Wir waren Farmer, jedenfalls die meisten von uns, und keine Golfer. Aber es war ein herrlicher Tag und der Golfplatz breitete sich in spektakulärer Schönheit vor uns aus. Die Anlage leuchtete in schimmerndem Grün und in dem sich darüberwölbenden Himmel war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Kip hatte Golfwagen gemietet und uns in Paare aufgeteilt. Eddy Moffitt und ich sollten uns einen Wagen teilen und wie ich sah, hatte Kip es so eingerichtet, dass er mit Lee spielte. Die Fotografin machte schnell ein paar Aufnahmen der beiden Männer, wie sie mit ihren Golfschlägern nebeneinanderstanden. Ronny stand etwas abseits, begutachtete die Liste mit der Aufteilung, ließ denFinger über die Seite gleiten, aber konnte seinen eigenen Namen ganz offensichtlich nicht finden. Ich sah, wie er sich den Kopf kratzte. Dann lehnte ich mich dicht an Eddys Ohr und raunte: »Hör mal, Eddy, ich werde mich mit Ronny zusammenschließen, ist das okay?«
    Eddy war ein guter Kerl, wir hatten alle bei ihm unsere Versicherungen abgeschlossen. Er verstand mich sofort. »He, Ronny!«, rief er. »Ronny! Du bist hier mit Hank zusammen.« Dann klopfte er mir mit seiner großen dicken Hand gutmütig auf die Schulter, zog meinen Kopf ganz dicht zu sich heran und flüsterte: »Ich weiß nicht, was Kipper hier abzieht, aber es scheint echt übel zu sein. Na egal, ich wünsch euch jedenfalls viel Spaß, Leute. Ich geh einfach mal rüber zum Clubhaus und schau nach, ob die Stripperinnen schon aufgetaucht sind.« Dann schlug er mir erneut mit der Handfläche auf den Rücken. Eddy war selbst viele Jahre lang Farmer gewesen, bis ein Traktorunfall zum Bankrott seiner Farm geführt hatte. Er war nicht versichert gewesen, hatte es sich nie leisten können, und die Krankenhausrechnungen hatten ihn in den Ruin getrieben.
    Ich schüttelte Ronny die Hand. Dann suchten wir uns einen Wagen und fuhren zum ersten Abschlag. An dem Wagen waren zwei Taschen befestigt und in einem Gestell direkt über den Golfschlägern stand eine Kühlbox mit Bier. Ich sah, wie Ronnys Blick magisch davon angezogen wurde, wie er auf das Eis starrte, das bei jeder Bodenwelle, über die wir fuhren, klirrend gegen die kalten Aluminiumdosen stieß. Ich bremste und stieg aus, um die Kühlbox herauszuheben. Die Giroux-Zwillinge teilten sich einen anderen Wagen und als sie an uns vorbeifuhren, reichte ich Cameron die Box. Er warf uns einen erstaunten Blick zu, während sein Bruder Cordell aufs Gas trat, zweifellos, umsich schnell aus dem Staub zu machen, für den Fall, dass wir es uns doch noch anders überlegten. Ronny schien ein wenig in sich zusammenzusinken und ich merkte, dass er sich die aufgesprungenen Lippen leckte, während

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