Showdown (German Edition)
lief ihm davon, und die Lage sah übel aus.
Die Bibliothek war abgesperrt worden.
Leuchtend gelbes Band spannte sich im Park um das große dunkle Gebäude von Baum zu Baum und ließ einen etwa dreißig Meter breiten Streifen offenen Geländes zwischen sich und den Außenwänden der Bibliothek.
Ein halbes Dutzend Fahrzeuge ohne Kennzeichen – mit nach wie vor brennenden Scheinwerfern – bildete einen engen Kreis um den Haupteingang und in dessen Zentrum stand, die anderen Autos hoch überragend, ein großer blauer Polizeilaster mit einer rotierenden Schüssel auf dem Dach und wirbelndem Blaulicht, das in seinen rasend schnellen Drehungen den Park mit einem bläulichen Dunstschleier überdeckte.
Verdammt, dachte Swain, während er zu dem großen blauen Laster hinübersah.
In den vergangenen beiden Stunden hatte er sich nichts sehnlicher gewünscht, als die Bibliothek zu verlassen – einen möglichst großen Abstand zwischen sich und Holly zu Reese, Bellos und den Karanadon zu bringen – und aus dem elektrisierten Käfig zu verschwinden, zu dem die Bibliothek geworden war.
Und jetzt?
Swain lächelte traurig.
Jetzt musste er wieder hinein.
Er musste wieder hinein, damit diese Bombe an seinem Handgelenk nicht explodierte. Er musste den Käfig wieder betreten, in dem ihn Reese, Bellos und der Karanadon erwarteten und umbringen wollten.
Am allerwichtigsten war jedoch, Holly zu retten. Der Gedanke, dass seine einzige Tochter zusammen mit diesen Ungeheuern in der Bibliothek gefangen saß, verursachte ihm Übelkeit. Der Gedanke, dass sie dort auch nach seinem Tod gefangen säße, verursachte ihm Panik. Sie hatte bereits einen Elternteil verloren. Sie würde nicht noch einen verlieren.
Aber dazu musste er immer noch die elektrisierten Mauern durchdringen.
Und wer waren diese neuen Leute da?
7:44
Swains Blick blieb an einigen Schatten auf der Rückseite des Bibliotheksgebäudes hängen. Dort war es dunkel. Gut. Eine Chance.
Swain rannte über die Straße.
Der Park war ziemlich hübsch, ein ebenes Rasengelände, und um drei Seiten des Gebäudes standen in gleichmäßigen Abständen Eichen – nur dass diese jetzt durch das leuchtend gelbe Band miteinander verbunden waren.
Außerhalb dieser »Baumgrenze«, auf der östlichen Seite, stand eine strahlend weiße Rotunde. Im Wesentlichen handelte es sich um eine erhöhte, kreisrunde, freistehende und von einem Gittergeländer gesäumte Bühne mit sechs dünnen Säulen, die in etwa sieben Metern Höhe ein wunderschönes Kuppeldach stützten.
Es war ein sehr schöner Bau, beliebt für Hochzeiten im Freien und Ähnliches. Swain entsann sich sogar, dass er Holly zu den Theateraufführungen mitgenommen hatte, die im Sommer dort stattfanden – Wizard of Oz-ähnliche Shows mit Wolken aus farbigem Rauch sowie ausgiebigem Gebrauch einer Falltür in der Mitte.
Swain humpelte über das offene Grasgelände und ging hinter der Rotundenbühne in Deckung.
Zwanzig Meter bis zur nächsten Eiche.
Dreißig Meter von den Eichen zur Bibliothek.
Er wollte schon loslaufen, da entdeckte er gleich neben sich einen Abfallbehälter.
Er hielt inne. Überlegte.
Wenn sie Absperrband um die Bibliothek gezogen hatten, war es wahrscheinlich, dass einige Patrouillen das Gebäude umkreisten und jeden Möchtegern-Eindringling zurückschickten. Er musste eine Möglichkeit finden …
Swain durchwühlte den Abfallbehälter und fand einige zusammengeknüllte Zeitungen. Er nahm sich eine Hand voll, und dann fiel sein Blick auf etwas anderes.
Eine Weinflasche.
Er hob sie hoch und hörte Flüssigkeit darin schwappen. Ausgezeichnet. Swain kippte die Flasche um und schüttete sich den restlichen Wein auf die Hände. Der Alkohol brannte in den Kratzern.
Dann stürmte er, mit Flasche und Zeitungen in der Hand, zu den Bäumen.
7:14
7:13
7:12
Swain warf sich gegen den dicken Stamm des Baums und tastete seine Taschen ab. Der defekte Telefonhörer und das gleichfalls defekte Feuerzeug waren noch vorhanden. Er verfluchte sich dafür, die Handschellen auf den Schienen zurückgelassen zu haben.
In dem blitzenden Blaulicht erkannte er die nächstgelegene Ecke des Gebäudes.
Dreißig Meter.
Er holte tief Luft.
Und rannte hinaus ins offene Gelände.
Gähnend stützte sich Levine auf der Motorhaube des Lincoln ab. Marshall und Quaid waren losgegangen, um sich die Tiefgarage anzusehen, während er zur Bewachung der Frontseite zurückgeblieben war.
Sein Funkgerät knisterte. Das würde Higgs sein, der
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