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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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durch Amerikas Husarenritt erzeugte Weltwirtschaftskrise war der Auslöser für die aktuelle Situation. Es ist schon ein Meisterstück der Propaganda – Verzeihung, heute heißt das politisch korrekt »Marketing« –, dass dieser Zusammenhang völlig in Vergessenheit geraten ist und stattdessen Europa jetzt als Sündenbock durchs Dorf gejagt wird.
    Doch am Ende spielt es eine herzlich geringe Rolle, wer wofür der Auslöser war. Wichtig ist, die Fehlentwicklungen zu verstehen und zu beseitigen. Aber davor steht die Erkenntnis. Das Thema Euro haben wir für den Moment hinreichend beleuchtet. Wie sieht es also mit diesen Schulden aus. Wo kommen die her, wo gehen die hin und vor allem: warum?
    © Computerkartographie Carrle, München
    Am Beispiel der amerikanischen Verschuldung wird klar, welche Dynamik dahintersteckt. Wer sich diese Grafik ansieht, der erkennt eine mathematische Funktion, die er möglicherweise noch aus der Schule kennt: eine exponentielle Kurve, die Eulersche Zahl e. Die Grundlage für eine mathematische Funktion, deren Ergebnis mit immer höherer Geschwindigkeit zunimmt.
    Das kennen wir aus der Mathematik, der Biologie, der Chemie und der Physik. Wo immer diese Entwicklung auftaucht, ist jedem sofort klar: Ein unendliches exponentielles Wachstum kann es in einem geschlossenen System nicht geben, vorher bricht das System zusammen.
    An dieser Stelle könnte ich die Erläuterungen zum legendären Josephspfennig wiederholen oder eben zum x-ten Male auf »C(r)ashkurs« verweisen, um die explosive Kraft des Zinseszinses zu erläutern. Stattdessen wollen wir uns auf die Frage konzentrieren: Wo kommen all die Schulden her? Wie und warum entstehen sie überhaupt?
    Unser gesamtes Weltwirtschaftssystem basiert heute auf einem Schuldgeldsystem. Geld wird nicht einfach gedruckt und verteilt, so wie es vielleicht früher der König tat, als er Gold und Silber einfach zu Münzen prägen ließ, mit denen er dann einkaufen ging, seine Soldaten und Bediensteten bezahlte, die dann mit ihrem erarbeiteten Geld auch einkaufen gingen. Davon erhob er wieder Steuern, und so flossen die Goldstücke wieder zu ihm zurück. Schulden hatte der König so erst einmal keine. Geld ist ohne Kredit entstanden, wurde geprägt und ausgegeben, solange der König über ausreichend Metall verfügte. – Historiker mögen mir die stark vereinfachte Darstellung nachsehen.
    Doch das ist heute anders. In einem Schuldgeldsystem entsteht Geld ausschließlich durch Kreditaufnahmen. Nirgends wird Geld einfach vom Staat gedruckt und ausgegeben. Dann hätte der Staat ja auch keine Schulden. Vielmehr muss der Staat, wenn er heute – jenseits der Steuereinnahmen – Geld ausgeben will, einen Kredit bei den privaten Banken aufnehmen. Diese lassen das Geld wie von Zauberhand entstehen, aber dem steht nun eine Schuldforderung an den Staat gegenüber. Einen Teil dieses so geschaffenen Geldes leihen sich die Banken selbst von der Zentralbank (der Bundesbank oder der EZB ). Diese erschafft dann das Geld und verleiht es an die private Bank. Wieder ist also parallel mit dem geschaffenen Geld ein Kredit – Schulden – in exakt gleicher Höhe entstanden.
    Eine kleine Ausnahme bilden lediglich die Geldmünzen. Die darf der Staat selbst prägen und ausgeben. Der daraus entstehende Gewinn (Wert der Münzen abzüglich Metall- und Prägekosten) fließt in den Staatssäckel. Der Anteil der Münzen am gesamten umlaufenden Geld ist verschwindend gering und auch gesetzlich begrenzt. Anfang 2013 kam es jedoch zu einem Kuriosum. In den USA existiert eine Gesetzeslücke. Der Staat darf Platinmünzen selbst prägen und ausgeben. Und bei diesen eigentlich für Sammlerzwecke gedachten Platinmünzen hatte der Gesetzgeber offenkundig vergessen, eine solche Beschränkung einzufügen. Theoretisch hätte der amerikanische Staat lediglich 16 Platinmünzen mit dem Nominalwert von je einer Billion- US $ prägen können und wäre seine Schulden mit einem Schlag losgeworden. Selbst der Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hatte sich für diese Möglichkeit starkgemacht. Nach heftigen Diskussionen in einschlägigen Medien und schließlich auch bei den Politikern erklärte das Weiße Haus, davon keinen Gebrauch machen zu wollen.
    So kommen wir zu der Erkenntnis, dass, von solchen Kuriositäten abgesehen, alles Geld, das in unserem System zirkuliert, zuvor durch Kreditaufnahme entstanden ist. Allen Schulden auf der Welt stehen exakt genauso viele Geldguthaben gegenüber. Wenn

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