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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Menschen nach einer besseren Zukunft, das »Haben-Wollen« ist der Urantrieb unserer Spezies. Jeder wünscht sich, dass es ihm (oder seinen Kindern) morgen besser geht als heute.
    Was das bedeutet, das definiert jeder für sich anders, aber dieser Drang nach einem besseren Morgen, danach, ein schnelleres Auto »haben zu wollen«, eine weitere Reise »haben zu wollen«, gesünderes Essen »haben zu wollen«, mehr freie Zeit zur Selbstverwirklichung »haben zu wollen« – dieser Drang treibt uns alle an. Er sorgt für Fortschritt, Leistungen und die Entwicklung unserer Zivilisation und Gesellschaft.
    Wenn man den Menschen das nimmt und ihre Leistungen zu keinen Veränderungen ihrer Zukunft mehr führen, dann stockt die gesellschaftliche Entwicklung, wie es der Kommunismus in aller Welt bewiesen hat. Lässt man dieses »Haben-Wollen« aber unreguliert ausufern, wird es zur »Gier«. Gier bedeutet, ich möchte etwas so unbedingt haben, dass ich dafür bereit bin, andere und vielleicht sogar das große Ganze zu schädigen. Wenn Sie an die Handlungen großer Banken, Hedgefonds, Heuschrecken-Investoren oder auch den einen oder anderen Großkonzern denken, wissen Sie, was ich meine. Das gesunde »Haben-Wollen«, das Sichentwickeln, ohne andere zu schädigen, ist gut. Das übersteigerte »Haben-Wollen«, die Gier, ist schädlich. Da aber längst nicht jeder in unserer Gesellschaft den Humanismus gleichermaßen entwickelt hat, genügt es eben nicht, sich auf die guten Kräfte zu verlassen. All jene, die den Humanismus nicht verinnerlicht haben – und von dem Ideal einer durch und durch humanistisch durchdrungenen Gesellschaft sind wir noch etliche Generationen entfernt – würden die »Gutmenschen« gnadenlos ausbeuten, gäbe es nicht entsprechende wehrhafte gesellschaftliche, also gesetzliche, Regelungen.
    Genau dieses Aufeinanderprallen der Systeme erleben wir seit den 1990 er Jahren mit erschreckender Konsequenz. Seit Beginn der Globalisierung kamen große amerikanische und in neuerer Zeit auch asiatische Konzerne nach Europa, für die es selbstverständlich war, dass nur ein Ziel gilt: vom Apfel ein möglichst großes Stück abzubeißen. Ob das Logo eines bekannten Elektronikkonzerns hierfür sinnbildlich stehen soll, muss sein Designer beantworten.
    Eine gewisse Ironie beinhaltet es allemal. Es war schon immer völlig normal, dass ein Firmenchef mehr verdient als seine Angestellten. In den USA hat sich dieses Gefüge aber aufgrund einer in dieser Hinsicht unregulierten Gesellschaft vollkommen pervertiert. Hat in den 1980 er Jahren der Vorstandsvorsitzende eines der großen Unternehmen etwa das Vierzigfache des Durchschnittsverdienstes seiner Mitarbeiter verdient, stieg dieses Einkommen innerhalb von 25 Jahren auf das 500 -Fache. In einem Land, in dem es keine soziale Kontrolle durch ein gesellschaftsweit verbreitetes humanistisches Grundmodell gibt, stellt das auch niemand in Frage. In Europa haben sich mit dem Einfall der amerikanischen Konzerne auch deren wirtschaftliche Logik und Selbstverständnis breitgemacht. Nur jene Unternehmen in Europa konnten noch mit der Konkurrenz von Übersee mithalten, die entweder ein konkurrenzloses Geschäftsmodell hatten oder sich schnellstmöglich den Regeln der anderen anpassten. Die noch immer existente soziale Selbstkontrolle in der »alten Welt« hat die Gehaltsexzesse hierzulande ein wenig gebremst. Dennoch setzt sich auch bei uns eine Unkultur kurzfristigen Denkens durch. Welche unsinnige Bedeutung haben Quartalsergebnisse bei Unternehmen wie beispielsweise Automobilfirmen, deren Produktzyklen viele Jahre dauern? Der Unternehmer alter Schule hat sein Unternehmen mit Weitsicht auf die Zukunft ausgerichtet. Er hat investiert, wann immer er es für nötig hielt. Das hat zwar kurzfristig Geld gekostet, für die nächsten Jahre aber gute Gewinne und ein gesundes Unternehmen versprochen, auch für die Mitarbeiter. Heutige Kurzzeitmanager – andere verwenden den Begriff »Durchlauferhitzer« – sehen sich nur noch den Finanzmärkten verantwortlich, und die wollen immer schneller immer höhere Gewinne. Also wird auf vielleicht langfristig dringende Investition verzichtet und die Zitrone – sprich der Mitarbeiter – gepresst, solange er noch Saft gibt. Der Aktionär freut sich, und wenn das Unternehmen langfristig nicht mehr funktioniert – was soll’s? Der Manager und die Aktionäre wechseln zur nächsten Melkkuh. Der Arbeiter und die Angestellten der unteren Ebenen bleiben

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