Showdown
Menschen wären erst gar nicht darauf angewiesen, sondern hätten ein Einkommen, mit dem sie sich ohne staatliche Unterstützung ernähren könnten. Die Masse der Menschen wurde davon längst abgehängt. Die untere Hälfte der Bevölkerung hat nie eine Chance, selbst ein Geldvermögen anzuhäufen, auf das sie einmal Zinsen bekommt. Aber sie müssen einen immer schneller wachsenden Zinsgewinn derjenigen bezahlen, die Geldvermögen ihr Eigen nennen. Das geht so lange, bis die Gesellschaft diese Last nicht mehr tragen kann.
Daher ist es ein großer Fehler, wenn unsere Politiker, aber auch die Finanzmedien immer nur auf die Staatsverschuldung schauen. Wie hoch sind die Schulden des spanischen Staates, wie hoch die des deutschen? Nein, die Frage muss vielmehr lauten: Wie hoch sind die Gesamtschulden innerhalb Spaniens, Deutschlands oder der USA ? Hier wird es erst richtig abenteuerlich. Die Gesamtverschuldung der USA – also die Schulden des Staates plus die Schulden der Bürger, der Industrie und der Banken – beträgt inzwischen fast 400 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das ist die wahre Belastung, die die amerikanische Gesellschaft stemmen und finanzieren muss. Das ist so hoch wie nie zuvor in der Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika. Die daraus resultierende Zinslast kann keine Gesellschaft langfristig tragen. Jetzt verstehen Sie sicherlich, warum inzwischen 46 Millionen Amerikaner – 15 Prozent der Gesamtbevölkerung – von Lebensmittelmarken abhängen. Aber auch all die anderen Staaten der entwickelten Welt sehen hier nicht besser aus. Die Gesamtverschuldung beträgt in Großbritannien und Japan beinahe 500 Prozent, in Spanien 370 Prozent, in Deutschland über 280 Prozent, und selbst die Schweiz liegt durch eine enorme Verschuldung ihrer Bürger bei über 300 Prozent. Sie sehen, diese Entwicklung läuft unabhängig von der wirtschaftlichen Leistungskraft des Landes, unabhängig von einer guten oder schlechten Haushaltsführung. Sie ist die Folge eines falschen Geldsystems. Mit steigenden Geldvermögen wachsen zwangsläufig die dagegenstehenden Schulden, und die daraus resultierenden Zinsen muss eben irgendjemand bezahlen.
Dass es nur eine Frage der Zeit ist und nicht etwa der »ordentlichen Haushaltsführung«, an welchem Punkt der Verschuldungsspirale ein Land steht, zeigen beispielsweise Indien, Brasilien, Russland und China, Letztere mit fast bescheidenen 160 Prozent Gesamtverschuldung. China nimmt auch erst seit seiner Öffnung vor etwa 25 Jahren an dem Spiel teil. Auch Indien ( 129 Prozent), Brasilien ( 142 Prozent) und Russland ( 71 Prozent) als »Schwellenländer« sind erst seit relativ kurzer Zeit »im Spiel« (Zahlen von 2008 ).
Ist es da nicht faszinierend, dass ausgerechnet die größten Schuldnernationen wie Japan, Großbritannien und die USA noch immer die besten Ratings der Agenturen genießen?
Neben möglichen politischen Gründen dieser Bewertungen steckt dahinter auch eine ganz perfide Logik. Und die hat Alan Greenspan, der ehemalige Chef der amerikanischen Notenbank Fed, einmal in aller Deutlichkeit und entwaffnender Ehrlichkeit in einem TV -Interview genannt. Er sagte: »Die Wahrscheinlichkeit für einen Zahlungsausfall der USA liegen bei null Prozent. Das ist überhaupt keine Frage. Wir können jederzeit jede beliebige Menge Geld drucken, die wir zur Bezahlung unserer Schulden brauchen.« Das ist doch faszinierend. Offenkundig überprüfen die Ratingagenturen im Wesentlichen nur, ob Sie die 100 US $, die Sie einem Staat geliehen haben, eines Tages zurückbekommen oder nicht. Ob Sie sich für diese 100 US $ dann noch ein Hemd oder lediglich ein Brötchen werden kaufen können, spielt augenscheinlich keine Rolle. Daher haben jene Länder, die über eine eigene Druckerpresse (Notenbank) verfügen und obendrein fast ausschließlich in eigener Währung verschuldet sind, keine Probleme mit ihrem Rating. Haben sie jedoch viele Darlehen in fremden Währungen aufgenommen, die sie eben nicht selbst drucken können, oder haben sie wie Spanien keine eigene Druckerpresse mehr, wird es eng für sie.
Daher ist es auch nicht korrekt zu sagen, die Chinesen hätten die USA in der Hand, weil sie doch über eine Billion amerikanischer Staatsanleihen besitzen und dieses Geld zurückfordern könnten. Was würde passieren, wenn der chinesische Botschafter plötzlich mit mehreren Reisekoffern voller Staatsanleihen vor der Tür des Weißen Hauses stünde? Der Finanzminister würde kurz nach hinten
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