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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Sowohl für die Zinsen als auch für die Rückzahlung seines Kredits. Sein Gehalt erhält er aber in aller Regel in Euro ausbezahlt. Durch die Turbulenzen in der Eurozone verschlechtert sich nun der Wechselkurs, und der Schweizer Franken gewinnt rapide an Wert. Und plötzlich beträgt des Kreditnehmers monatliche Rate nicht mehr 1500 , sondern 2250 Euro. Seine Schulden für das Haus liegen zwar immer noch bei 700 000 Franken, aber mittlerweile sind das 700 000 Euro und nicht, wie noch vor einem Jahr, 476 000 Euro. Das Haus wird in dieser Zeit kaum an Wert in entsprechender Größenordnung zugelegt haben, und auch das Euro-Gehalt des Häuslebauers dürfte noch das alte sein. Manch ein Hausbesitzer ward um seinen guten Schlaf gebracht, und auch der eine oder andere Bankvorstand konnte mit sorgenvoller Miene angetroffen werden.
    Doch zurück in die Schweiz. Durch eine kurzfristige künstliche Verschiebung der Währungsverhältnisse kam die bislang wirtschaftlich starke Schweiz in große Bedrängnis. Die Schweizerische Nationalbank ( SNB ) musste auf diese Entwicklung reagieren, und das tat sie mit einem verzweifelten Schritt: Im September 2011 band die Schweiz ihre Währung fix an den Euro. Sie legte den Wechselkurs mit 1 , 20 SFr. fest. Für einen Euro sollte es ab sofort mindestens 1 , 20 Franken geben. Wenn der Markt dazu nicht bereit sei, würde eben die SNB jederzeit alle Euros, die ihr angeboten würden, zum Preis von 1 , 20 Franken kaufen. Wie gesagt, ein extrem gewagter und verzweifelter Schritt der Schweizerischen Nationalbank, mit dem sie bis heute ein sehr großes Risiko eingeht.
    Bis zum Herbst 2012 hat die SNB Hunderte Milliarden Euro gekauft und zur Finanzierung Schweizer Franken gedruckt. Die Devisenreserven der Schweiz explodieren auf umgerechnet 418 Milliarden Franken, was 70 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung entspricht. Wenn der Euro zerbricht, hat die SNB ein massives Bilanzproblem, und die dann ins Blaue hinein erzeugten Schweizer Franken würden zu einer starken Inflation in der Schweiz führen. Ein vergleichbares Phänomen war übrigens bereits 1978 zu beobachten, als die Schweiz für einige Zeit den Franken an die D-Mark koppelte und massiv Franken druckte. Drei Jahre später explodierte daraufhin die Schweizer Inflationsrate, und die Notenbank musste die Zinsen massiv anziehen, um diese Inflation wieder einzufangen. Das hatte zur Folge, dass viele Schweizer ihre Hauskredite nicht mehr bezahlen konnten. Heute macht die SNB den gleichen verzweifelten Schritt, diesmal aber in der Größenordnung XXL .
    Und obwohl der Schweizer Staat nur eine vergleichsweise geringe Staatsverschuldung von etwa 40 Prozent des Bruttoinlandsproduktes aufweist, sind seine Bürger wegen spezieller steuerlicher Fehlanreize über beide Ohren verschuldet. Sollte also aufgrund der oben beschriebenen Notmaßnahmen der SNB die Schweiz in zwei Jahren dazu gezwungen sein, die Zinsen deutlich anzuheben, wird es in etlichen Schweizer Privathaushalten zu Heulen und Zähneklappern kommen, und der Schuldnerberater Peter Zwegat kann eine Schweizer Filiale eröffnen. Böse Zungen sprechen bereits vom drohenden Island der Alpen. So weit zur Frage, ob man sein Geld jetzt nicht lieber in der Schweiz anlegen sollte.
    Im Übrigen war diese Aktion der SNB zu wesentlichen Teilen mitverantwortlich für die zeitweise negativen Zinsen, die die Bundesrepublik für neu ausgegebene Staatsanleihen »bezahlen« musste. Die Nachfrage nach Bundesanleihen war zeitweise so groß, dass die Zinsen negativ wurden. Wenn man Deutschland Geld geliehen hat, hat man dafür keine Zinsen bekommen, sondern musste sogar noch welche bezahlen. Klingt verrückt? War aber so. So sammelte die Bundesschuldenverwaltung im Januar 2012 3 , 9 Milliarden Euro durch Herausgabe von Staatsanleihen bei den Anlegern ein. Der Zins lag bei – 0 , 0122 Prozent. Das bedeutete, dass der deutsche Staat mit der Aufnahme dieses Kredits etwa 244 000 Euro verdient hat.
    Verrückte Welt! Wo kam diese enorme Nachfrage her? Zu großen Teilen von der Schweizer Nationalbank. Die hatte ja am freien Markt riesige Summen Euro gekauft und dagegen Franken ausgegeben, um den Kurs des Franken zu drücken. Was aber tun mit all den gekauften Euros? Irgendwo sicher anlegen. Die Zinsen waren egal, es musste nur sicher sein. Also kaufte die Schweizer Nationalbank für zig Milliarden Euro deutsche Staatsanleihen und war sogar bereit, eine Parkgebühr in Form von negativen Zinsen zu bezahlen. Sischer

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