Showdown
verschieben eine Markteinführung immer wieder. Am Ende droht die Gefahr, dass es wie mit so vielen technischen Meisterleistungen aus deutschem Erfindergeist läuft. In Deutschland erdacht, in anderen Ländern gemacht. So lief es vom Faxgerät bis zum Transrapid.
Welch unglaublicher Boom für die Autohersteller, die Zulieferer und viele anhängende Branchen sich hier in Europa ergäbe, wenn wir diese Entwicklung nur entschieden genug vorantreiben würden, kann man sich leicht ausmalen. Die Abhängigkeit von saudischem Rohöl wird eingetauscht gegen eine Selbstversorgung unserer Automobilflotte durch Wasserstoff, den wir selbst aus Wind, Wasser und Sonne gewonnen haben. Bereits 2006 wurden in Deutschland etwa 62 Milliarden Liter Benzin und Diesel verbraucht. Das entspricht nach heutigen Tankstellenpreisen etwa 100 Milliarden Euro. Natürlich sind da auch Steuern und andere Kosten enthalten, aber all die Milliarden, die wir bislang an den Scheich nach Nahost überwiesen haben, würden nun in Deutschland und Europa bleiben und den hiesigen Unternehmen und somit unseren eigenen Arbeitnehmern zugutekommen.
Hinzu kommen der Aufbau der Infrastruktur, die Entwicklung immer besserer Technologien, eine große Bereitschaft der Menschen, sich solch ein neues umweltschonendes Wasserstofffahrzeug zuzulegen. Wer will schon noch mit seiner Rußschleuder vor dem Kindergarten vorfahren. Und durch den Konjunkturschub haben die Menschen nun auch die Jobs und Einkommen, um sich solch ein neues Auto leisten zu können.
Ein ungeheurer Konjunkturboom, für den der Staat keinen Euro ausgeben muss. Er muss nur ein klares politisches Bekenntnis abgeben, diese Entwicklung zu befürworten und mit entsprechenden gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen zu unterstützen.
Wir haben also die Kette bislang wie folgt geschmiedet: Aufbau von Windparks, Anlagen zur Umwandlung in Wasserstoff, Umstellung der Fahrzeugflotten auf Wasserstoffantrieb, Einspeisung des Wasserstoffs in das Erdgasnetz. Dennoch muss ja auch noch der reguläre Strom in die Haushalte und zu den Betrieben gebracht werden. Hierfür sind zunächst große Investitionen in neue Leitungsnetze notwendig. 4000 Kilometer neue Stromleitungen müssen in Deutschland hauptsächlich von Nord nach Süd gebaut werden, um den Windstrom von der Küste in den Süden zu transportieren. Weitere 4000 Kilometer bestehender Stromnetze müssen dafür überarbeitet werden. Ein ungeheurer Kostenaufwand und auch ein großer Diskussionsbedarf mit den Landschaftsschützern, die oft zu Recht Einwände gegen neuen Strommasten und Trassen haben. Aber wie sähe die Alternative aus?
Auch bei der Energiegewinnung müssen wir uns erlauben, vollkommen neu zu denken. Unser Energieweltbild ist seit Beginn des Stromzeitalters auf zentrale Energieerzeugung eingerichtet. Strom wird irgendwo zentral in einem Kraftwerk erzeugt und dann per Leitung in die Haushalte gebracht. Wir müssen beginnen zu verstehen, dass uns die neuen Technologien eine völlig andere Art der Stromverteilung erlauben: eine dezentrale Energieerzeugung. Warum soll man Wind und Sonne nur an wenigen zentralen Orten einsammeln? Warum nicht überall da, wo sie ebenfalls anstehen und auch gebraucht werden. Warum soll ich Windkraft an der Nordsee erzeugen und über Tausende Leitungskilometer nach Süden in ein Einfamilienhaus transportieren, wenn dieses Einfamilienhaus einen Großteil seiner benötigten Energie selbst einsammeln kann. Für diese dezentrale Art der Energiegewinnung dienen nicht nur die bereits allseits beliebten Solarzellen auf den Dächern. Deren Preis und Wirkungsgrad entwickelte sich in den letzten Jahren auf faszinierende Art und Weise. Auch ohne Subventionen sind diese Anlagen seit Ende 2012 bereits konkurrenzfähig. Das bedeutet, Strom aus Solaranlagen kostet in der Herstellung nicht mehr als Strom aus Gaskraftwerken. Die Entwicklung wird anhalten und der Solarstrom durch immer bessere Module noch günstiger werden. Hier sind längst keine staatlichen Fördergelder mehr nötig.
Bislang passiert ja etwas vollkommen Unsinniges. Der Bürger speist den von ihm produzierten Solarstrom in das öffentliche Netz ein, bekommt dafür eine steuerlich subventionierte Einspeisevergütung und holt sich den Strom, den er selbst verbraucht, wieder aus dem Netz von den Energieunternehmen. Viel sinnvoller wäre es doch, wenn er seinen eigenen Strom selbst verbrauchen und nur eventuelle Überschüsse in das öffentliche Netz zu aktuellen
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