Showdown
wie die der Computer.
In den letzten zehn Jahren haben sich die Kosten für Strom aus erneuerbaren Energien bereits halbiert. Die Experten gehen davon aus, dass sich diese Kosten auch in Zukunft alle acht bis zehn Jahre halbieren werden. Am Ende steht eine Energieform, die in unbegrenzter Menge, ohne negative Umweltfolgen und zu sehr günstigen Preisen zur Verfügung stehen wird. Es stellt sich also überhaupt nicht die Frage, ob das passieren wird. Die Frage ist lediglich: Wie lange wird es dauern? Je schneller wir uns bedingungslos und mit aller Konsequenz entscheiden für diesen Weg, desto eher erreichen wir diesen Wendepunkt, an dem Energie eine weit geringere finanzielle Belastung für die Gesellschaft darstellen wird als heute. Wenn Europa es schafft, hier das Tempo aufzunehmen, werden wir in einigen Jahren einen sensationellen Wettbewerbsvorteil gegenüber allen anderen Regionen der Welt haben.
Aber wieso steigt dann jährlich der Strompreis wegen dieser erneuerbaren Energien? Das liegt an einer völlig abstrusen Energiepolitik, die lernen muss, dass »gut gemeint« oft das Gegenteil von »gut gemacht« ist. Förderkonzepte, bei denen die größten Stromverbraucher von den Zahlungen ausgenommen werden, um deren Anteil auf die Kleinverbraucher umzulegen, können nur in die Hose gehen. Wenn Windkraft in Ermangelung von Leitungen und intelligenter Strukturen nicht weitergeleitet oder gespeichert werden kann, wird er aktuell an Großabnehmer oder Nachbarländer verschenkt oder sogar mit einem negativen Preis verkauft. Das ist kein Scherz, sondern aktuell gelebte Energiepolitik.
So wehte der Wind beispielsweise an einem Oktoberwochenende 2012 besonders kräftig. Die Windräder an der Nordsee drehten sich wie wild und produzierten jede Menge grüne Energie. Eine wahre Freude, sollte man meinen. Doch weit gefehlt. Da am Wochenende viele energieintensive Betriebe geschlossen hatten, wurde dieser Stromsegen gar nicht gebraucht. Die vielen konventionellen Kraftwerke mit Gas, Kohle und Atombefeuerung sind leider so träge, dass man sie nicht einfach binnen einer Stunde ab- und bei Bedarf wieder einschalten kann. Die Kosten für ein Ab- und Wiederanfahren sind recht hoch, die Belastungen für die technischen Komponenten oft ebenso. Aber durch die Vorschriften der aktuellen Stromeinspeiseverordnung mussten die Energieversorger den Strom aus den Windrädern trotzdem abnehmen. Wohin also mit dem ganzen Strom, den gerade keiner braucht? Er wurde verschenkt. Wer immer bereit war, den Strom abzunehmen – zum Beispiel Großverbraucher aus dem benachbarten Ausland –, bekam den eigentlich wertvollen Windstrom geschenkt. Aber es kam noch besser. Um den Strom loszuwerden, wurde er nicht nur verschenkt, es gab sogar noch bis zu 23 Cent pro KWh dazu, wenn man ihn abrief. Wer als Großabnehmer in diesen Tagen den deutschen Windstrom abgenommen hat, hat ihn nicht nur umsonst bekommen, sondern auch noch mehrere Millionen Euro obendrauf. Das ist, als würden Sie Ihr Auto volltanken, und der Tankwart bringt Ihnen dann noch 200 Euro ans Fenster. Das ist geradewegs pervers. Dass der deutsche Stromverbraucher für jede dieser verschleuderten Kilowattstunden auch noch 15 Cent Einspeisevergütung bezahlt und der Kraftwerksbetreiber seine Millionenspende im nächsten Jahr sicherlich wieder auf den Strompreis umrechnen wird, zeigt, was für ein Wahnsinn hier gerade stattfindet.
Das Problem sind also keineswegs die erneuerbaren Energien, sondern eine völlig verfehlte Politik. Es würde den Rahmen dieses Buches und vermutlich auch Ihre Geduld sprengen, würde ich eine große Auflistung der ganzen energiepolitischen Verfehlungen vornehmen. Viel wichtiger ist es, sich Gedanken zu machen, welche Schritte wir gehen sollten, um dieses ungeheuer reizvolle Ziel einer umweltschonenden und preiswerten Energieversorgung Europas schnellstmöglich zu erreichen.
Wie das gruselige Beispiel der Überschüsse beim Windstrom gezeigt hat, liegt es nicht nur an unzulänglichen Politikern, sondern auch an einer – noch – unzulänglichen Technik, deren Entwicklung wir schnellstmöglich umsetzen müssen. Wir hätten kein einziges Kilowatt verschenken müssen, wären wir in der Lage gewesen, diese Energie zu speichern. Hier kommen wir an einen wichtigen Punkt im Bereich der Energiewende. Diese Energiewende besteht aus mehreren Komponenten, die wir als Einheit betrachten und auch parallel entwickeln müssen. Es genügt eben nicht, Windräder in die Botanik zu
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