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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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Informationstechnologie hat dieser Wandel schon stattgefunden. Früher hat ein zentraler Fernsehsender die Nachrichten produziert und per Antenne an die empfangenden Haushalte ausgestrahlt. Heute geschieht die Informationserstellung dezentral in jedem Haushalt. Überall sitzen Menschen am Computer und erzeugen Nachrichten in Blogs, Webseiten oder sozialen Netzwerken. Jeder kommuniziert mit jedem – eine dezentrale Erzeugung und Verteilung der Informationen. Die Fernsehsender sind nicht abgeschafft, aber sie wurden Teil dieses dezentralen Netzwerks, und auch sie nehmen die Nachrichten der dezentralen Einheiten auf und berichten ihrerseits darüber, was sich »im Netz« tut.
    Das Gleiche geschieht aktuell im Stromnetz. Die ausschließlich zentrale Energieversorgung gerät zunehmend in den Hintergrund, und die dezentrale Energieerzeugung auf den Dächern der Haushalte gewinnt an Bedeutung. Aber auch bei den Nachrichten genügte es nicht, sie zu Hause für den Eigenbedarf zu erstellen. Es war nötig, Informationen anderen bereitzustellen, die sie brauchten, und wiederum deren Informationen abzurufen, wenn man sie selbst benötigte. Dazu wurde das Internet geschaffen. Die intelligente Datenautobahn. Das Pendant im Strombereich dazu ist das intelligente Stromnetz (Smart Grid), das es den Haushalten ermöglicht, untereinander zu kommunizieren und die Energie auszutauschen. Wer gerade Überschuss produziert, weil die Familie im Urlaub ist, verschickt seinen Strom an jenen Haushalt, in dem augenblicklich Wäschetrockner, Waschmaschine, Föhn und Backofen um die Wette laufen. Dazu braucht es ein intelligentes Stromnetz, mitdenkende Steuergeräte und Energiemanager, die diese Tätigkeit ähnlich wie DSL -Anbieter und Serverfarmen im Internet übernehmen. Eine Aufgabe, die wie geschaffen ist für die Stromkonzerne, die das Wissen dazu bereits mitbringen. Wenn sie sich damit zu viel Zeit lassen, werden es neue und junge Unternehmen sein, die ihnen dabei zuvorkommen. Es liegt an den Stromkonzernen selbst, ob sie auf den Zug der Zeit springen oder ob der ohne sie abfährt. Hier sollte sich keiner seiner Größe zu sicher sein. Wenn die Stromkonzerne sich auf dieses Feld der Verwaltung von Energie konzentrieren, können sie damit die unweigerlich schwindende Auslastung ihrer alten Zentralkraftwerke mehr als kompensieren.
    Auch Rundumsorglos-Pakete sind denkbar und sinnvoll. Warum soll EnBW nicht in einem ganzen Stadtviertel das Angebot unterbreiten, die Fotovoltaikanlage aufs Dach zu setzen, die Speichereinheiten im Keller unterzubringen, die intelligente Stromsteuerung zu übernehmen und auch für Wartung und Reparatur die Verantwortung zu übernehmen. Das Ganze mit eigenen Vertragshandwerkern. Der Bauherr muss sich nicht selbst darum kümmern, und die Erträge aus der Anlage werden unter dem Eigentümer des Hauses und dem Strommanager EnBW aufgeteilt. Durch die gleichzeitige Installation in vielen Häusern eines Stadtviertels werden die Kosten stark gesenkt. Großeinkauf von Fotovoltaikanlagen, Handwerker, die ohne große An- und Abfahrwege in einem »Aufwasch« arbeiten können. Sehr effizient!
    Die dezentrale Energieerzeugung muss die zentralen Windparks nicht vollständig ersetzen. Zumindest auf viele Jahre hin wird das eine das andere ergänzen.
    Fassen wir die Punkte noch einmal zusammen:
    Aufbau von erneuerbaren Energiesammlern in einigen zentralen und Millionen dezentralen Einheiten
Entwicklung und Aufbau von Speichersystemen mit dem Schwerpunkt Wasserstoff
Aufbau eines intelligenten Stromnetzes
Entwicklung und Umstellung der Fahrzeugflotte auf Wasserstoffantriebe
    Wir sprechen hier von Investitionen in die europäische Infrastruktur in Größenordnungen von vielen hundert Milliarden Euro. Diese Investitionen würden einen nie da gewesenen Wirtschaftsboom in Europa auslösen. Denn die Errichtung von Fotovoltaikanlagen, Speichern und Strommanagementsystemen in den Häusern der Bürger kann nun einmal nur vor Ort von lokalen Handwerkern ausgeführt werden und nicht im fernen China. Der Aufbau von Windanlagen, Wasserstoffumwandlern und Wasserstofftankstellen wird hier in Deutschland und Europa stattfinden und nicht in Mittelamerika. Das Geld wird hier vor Ort ausgegeben und dreht sich gleich mehrfach – wie beim Aufbau der Eisenbahnlinien oder Interstate Highways in den USA . Doch wo soll das Geld dazu herkommen? Die Staaten sind hoch verschuldet und können sich keine neuen Konjunkturpakete in dieser Größenordnung

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