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Showdown

Showdown

Titel: Showdown Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk Müller
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es der Versicherung geliehen in der Hoffnung, dass die sorgsam damit umgeht und einen Ertrag erwirtschaftet. Damit das auch so ist, gibt es diese Basel-Vorschriften. So muss ein Finanzinstitut, wenn es geliehenes Geld anlegt, auch eine gewisse Portion eigenes Geld (Eigenkapital) mit anlegen. Auf diese Weise möchte man verhindern, dass Banken und Versicherungen zu wild mit dem ihnen anvertrauten Geld herumzocken. Je riskanter eine solche Geldanlage aus Sicht der Mitglieder des Basler Ausschusses ist, umso mehr Eigenkapital muss die Versicherung bereitstellen. Da sie ja riesige Summen an Kundengeldern zu vergeben hat, muss sie sich also auf die wenigen sehr sicheren Geldanlagen konzentrieren, ansonsten würde ihr weniges eigenes Geld nicht ausreichen. Daher legen die Versicherungen zu größten Teilen das Geld ihrer Kunden in Staatsanleihen der sogenannten OECD -Länder an. Die OECD ist die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Ihr gehören 34 Staaten wie die USA , Deutschland, aber auch Griechenland, Südkorea und Chile an. Anleihen dieser Staaten gelten laut Basel als absolut sicher, da kann nix passieren. Daher muss die Versicherung, wenn sie Gelder ihrer Kunden hier anlegt, überhaupt kein Eigenkapital vorhalten. Tolle Sache, macht man gerne. Wie sicher eine solche griechische Staatsanleihe ist, darüber müssen wir an dieser Stelle wohl nicht diskutieren, schmunzeln genügt völlig.
    Andere Geldanlagen sieht der Basler Ausschuss viel riskanter. Solche in Aktien beispielsweise oder sogar in Industriebeteiligungen wie in den Bau eines Windparks. Hier erkennt Basel ein wesentlich höheres Risiko als bei spanischen Staatsanleihen, weshalb die Versicherungen sehr viel eigenes Geld mitbringen müssen, wenn sie Kundengelder in den Bau eines Windparks investieren möchten. Da die Versicherungen, wie erwähnt, im Verhältnis zu den angelegten Kundengeldern nur sehr wenig Eigenkapital haben, bleibt ihnen also nichts anderes übrig, als weiter in Bundesstaatsanleihen anstatt in Wasserstoffkraftwerke zu investieren, so gerne sie es auch tun würden.
    Und dass sie es gerne tun würden, steht außer Frage. So hat der Versicherer Munich RE (ehemals Münchner Rückversicherung, bevor man international cooler klingen wollte) zum Jahreswechsel 2012 / 13 gemeinsam mit den Firmen General Electric und EDF Energies Nouvelles für einen dreistelligen Millionen-Euro-Betrag 32 französische Windparks mit einer Gesamtleistung von 321 Megawatt erworben. Diese Windparks sind über ganz Frankreich verteilt, und es gibt bereits feste langfristige Abnahmevergütungen. Schon im Sommer 2012 hat Munich RE ebenfalls für einen dreistelligen Millionenbetrag drei britische Windparks erworben. Insgesamt möchte das Unternehmen in den nächsten Jahren 2 , 5 Milliarden Euro in diesen Bereich der erneuerbaren Energien investieren. Klingt viel, ist aber nur ein kleiner Beitrag angesichts der Summen, die wir für die Energiewende benötigen, und der Summen, die Versicherungen wie Munich RE zur Verfügung hätten, wenn sie könnten, wie sie wollten.
    Wie bekommen wir das Ei auf die Spitze? Wir müssten die Investitionen in Windparks und Energieinfrastruktur ebenso sicher machen wie die Investition in Staatsanleihen. Das ist aber kein Hexenwerk. Die Gründung eines europäischen Infrastrukturfonds wäre hierfür die ideale Konstruktion. Wer es gerne kleiner hätte, könnte das auch direkt in Form eines deutschen Infrastrukturfonds oder meinetwegen eines baden-württembergischen Fonds umsetzen. Ich versuche mich aber im Folgenden am großen Bild für Europa. Der geneigte Landespolitiker möge bitte über eine mögliche Adaption dieser Gedanken auf Länderebene nachdenken.
    Ein solcher Infrastrukturfonds könnte die Finanzverwaltung der Energiewende sein. Er beteiligt sich an den Energieprojekten der großen Konzerne wie E. ON , Siemens, EDF , General Electric, EnBW, Vattenfall, Bilfinger, ABB , Daimler und so weiter, und so weiter. Diese Unternehmen planen einen Windpark, eine Methanumwandlungsstation, ein Wasserstofftankstellennetz, einen Ausbau von Stadtvierteln mit dezentraler Energieerzeugung und all die Dinge, die wir weiter oben zur Umsetzung der Energiewende angesprochen haben. Bislang hatten sie das Problem, dass sie nicht genügend Gelder zur Finanzierung dieser Projekte auftreiben konnten. Sie mussten sich das Geld leihen und zahlten dafür Zinsen zwischen 5 und 9 Prozent. Gleichzeitig schoss ihre Verschuldungsquote

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