Showdown
durch die Decke, ihre Bonität sank, und sie mussten immer höhere Zinsen für die Aufnahme neuer Gelder und neuer Projekte bezahlen. Es wurde unrentabel oder gar unmachbar. Man konnte nur kleine Schritte gehen. Die Energiewende geriet massiv ins Stocken.
Doch mit diesem neuen Instrument des Infrastrukturfonds würde ein solches Baukonsortium beliebig viele Projekte planen, sie wären nur noch durch die Anzahl der Beschäftigten und das Herbeischaffen der Rohstoffe begrenzt. Sie würden dann schon mit der Planung beim Infrastrukturfonds die nötigen Gelder anfordern. Dort würde eine Wirtschaftlichkeitsprüfung beispielsweise durch Prüfungsgesellschaften wie PwC oder KPMG stattfinden.
Der Infrastrukturfonds könnte von heute an problemlos durch die Bundesfinanzagentur organisiert und verwaltet werden, wie mir leitende Mitarbeiter des Hauses versicherten. Jetzt schon verwaltet die Bundesfinanzagentur die Schulden des Bundes. Wenn der Staat neues Geld benötigt, startet sie einen Rundruf bei den Banken und lässt Angebote für neue Kredite abgeben. Die Bundesfinanzagentur stellt daraufhin neue Bundesanleihen (Schuldscheine) aus, die sie den Banken gegen neue Gelder überlässt.
Sachverstand und Erfahrung sind dort also mehr als genug vorhanden, um auch die Gelder der Energiewende zu verwalten. Sie sammelt die angebotenen Investitionspläne der Industrie, die inzwischen mit dem positiven Testat der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ausgestattet sind, und organisiert einen monatlichen Rundruf bei den Versicherern. »Wir haben wieder einige gute Infrastrukturprojekte im Angebot. Wir brauchen für die Investition in zwölf Windparks, drei Methanstationen, 500 Kilometer Stromtrasse und 40 Wasserstofftankstellen im nächsten Monat 500 Millionen, im darauffolgenden Monat 2 , 3 Milliarden … Wer möchte investieren?« Die Versicherungen könnten sich jetzt je nach freiem Geld daran beteiligen. Munich RE gibt 200 Millionen, Allianz Global Investors beteiligt sich mit 400 Millionen und so weiter.
Dieses Geld wird aber nicht an den Fonds verliehen wie eine Anleihe gegen Zins, sondern es wird investiert, als würde Munich Re den Windparkt direkt kaufen. So sind alle an einer Vielzahl von Infrastrukturprojekten beteiligt, was das Risiko extrem streut.
Warum der Umweg über den Infrastrukturfonds? Weil die europäischen Staaten die eingezahlten Gelder in diesen Fonds garantieren könnten. Die Garantie erstreckt sich dabei nicht auf die Erträge, sondern lediglich auf die eingezahlten Gelder. Auf diese Weise sind diese Investitionen für die Versicherungen genau so sicher wie der Kauf einer europäischen Staatsanleihe. Sie könnten also beliebige Summen an Kundengeldern in diesen Fonds investieren, ohne ihr Eigenkapital einsetzen zu müssen. Auf diese Weise werden europaweit Billionen an Euro zur potenziellen Investition in die Energieinfrastruktur und damit in die Energiewende freigestellt. Das Risiko für die garantierenden Staaten ist ausgesprochen gering, denn in jedem Fall stehen ja all den investierten Geldern wertvolle Sachvermögen gegenüber. Leitungsnetze, Windparks und all die anderen Dinge. Wenn der Staat also tatsächlich ausfallende Gelder ersetzen müsste, würde er im Gegenzug Eigentümer dieser Anlagen, die ja einen volkswirtschaftlichen Wert darstellen. Dann wäre die Energieversorgung eben wieder in Staatshand. Das ist zwar nicht beabsichtigt, wäre aber kein Drama für die Staatsfinanzen. Und aller Voraussicht nach würde es nie dazu kommen. Die staatliche Garantie hat einzig den Zweck, die Basler Eigenkapitalvorschriften zu erfüllen. Eine solche Garantie sollte den Staaten allemal leichter fallen als die bisherigen Garantien für Zockerbanken in Spanien.
Wenn man diesen Gedanken des Infrastrukturfonds weiterentwickelt, wird schnell klar, dass es auch hier sinnvoll ist, nicht über einen Superfonds, sondern über viele kleine Infrastrukturfonds nachzudenken, die jeweils nur für wenige Projekte aufgelegt und in ihren jeweiligen Regionen lokal gesteuert werden. So kommt es auch zu einem Wettbewerb der Projekte, und nicht jedes wacklige Konzept kann sich über die gleichen Geldströme eines zentral aufgestellten Superfonds freuen, wenn es nur ein hinreichendes Testat einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat. Die Versicherungen und Anleger können dann selbst wählen, ob sie lieber an einem norddeutschen Windpark oder einer spanischen Solarfarm beteiligt sind. Aus ganz naheliegenden Gründen wird sich der
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