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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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über die Straße.»
    Sabrina stieß ihr den Ellbogen in die Seite. «Komm hör auf. Ich weiß, es klingt albern. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Neuerdings schau' ich mir wildfremde Leute auf der Straße an und denke, alle haben mehr vom Leben als ich.»
    «Lass mal, es gibt genug Leute, die genauso träge dahin dümpeln wie du - oh, entschuldige, so habe ich das natürlich nicht gemeint. Was ich meine, ist: Du befindest dich offenbar in einer Art Umdenkphase. Das heißt, du überdenkst deine Lebensumstände und ziehst Bilanz ... das ist merkwürdig. Normalerweise fängt das so mit dreißig an. Oder wenn eine Frau in die Wechseljahre kommt. - Du kommst doch nicht vorzeitig in die Wechseljahre, oder?»
    «Okay. Das reicht!» Sabrina stand auf. «Ich werde mich über dieses Thema nicht weiter bei dir auslassen. Lass' uns gehen.»
    «Oje» seufzte Carla und verdrehte die Augen, «lieber Gott, lass mich mein großes Maul halten.» Sprach es, erhob sich umständlich und griff nach ihrer Tasche.
    « ... Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du manchmal eine richtige Gewitterziege bist, Carla?»
     
    Sie diskutierten diesen Vorwurf gewissenhaft aus, wie es sich gehörte. Auf der Treppe und auf dem Weg zum Auto, der nicht enden wollte. So eine Gewitterziege ließ man nicht einfach auf sich sitzen, nicht wahr, die musste schon begründet sein.
    Als Sabrina es schließlich für nötig befand, sich zu erkundigen, ob sie den Wagen eventuell im Nachbarbezirk geparkt hatte, nahm Carla die Gelegenheit für einen Themenwechsel dankbar an. Sabrinas Begründungen waren einfach zu fundiert für Gegenargumente.
    «Warum vergessen wir nicht das Blond's und gehen irgendwo anders hin?» fiel ihr ein. «Ich hätte Lust auf eine heruntergekommene, olle Spelunke mit Billardtisch und Flippermaschinen.»
    «So, wie wir aussehen?» wandte Sabrina irritiert ein.
    Carla blickte erst an sich herunter und warf dann einen Blick auf Sabrina. Ihre Abendgala konnte durchaus als overdressed durchgehen. Ganz zu schweigen vom perfekten Make-up. Einen derartigen Aufwand betrieb Carla eher selten. Sie trat, was Kleidung betraf, dauerneutral auf: gepflegt, solide und passend für jede Gelegenheit. «Na schön» gab sie kleinlaut zu. «Ich hatte wieder eine gute Idee zum falschen Zeitpunkt. Ich nehm' dich mal mit ins Lobo´s » beschloss sie. «Dakriegst du deine Gelegenheit, was 'Verrücktes' zu machen. Es wimmelt da nur so von pathologisch Gestörten, die mit dir rauchen und saufen, wenn dir danach ist. Sehr interessantes Publikum.»
    Dass sie von Sabrina genau diesen Blick ernten würde, war vorauszusehen.
    «Schönen Dank auch» überschlug sie sich geradezu vor Begeisterung. «Du willst, dass ich in einen Laden gehe, in dem haufenweise Irre rumlaufen? Geht's dir noch gut?»
    Carla lachte. «Da haben wir uns jetzt missverstanden. Also, das Wort 'Irre' streiche mal gleich aus deinem ansonsten gebildeten Wortschatz. Das ist diskriminierend und in diesem Zusammenhang veraltet. Im Lobo´s sind halt Leute, die anders sind als der sogenannte Otto-Normal-Verbraucher, verstehst du?»
    «Nö. Wenn du 'pathologisch Gestörte' nicht als Irre siehst, ist das dein Ding. Ich gehe nicht in einen Laden, der eine getarnte Klapsmühle ist. So weit geht der Spaß nun doch nicht.»
    «Du bist ja so was von uneinsichtig, Sabrina. Ich versuche doch nur, deinen Horizont zu erweitern.» Sie kicherte amüsiert. « - Ich bin sicher, du wirst es hassen, und das ist die Sache wert. Schon deshalb, weil du mich dauernd in diese sauteuren Edel-Läden schleifst, die ich zum Verrecken nicht ausstehen kann.»
    «Das werden wir sehen ... »
    Im Blond's war es wie an jedem Wochenende. Sie standen viel herum, tanzten gelegentlich, gafften ein bisschen und wurden begafft. Gegen drei fuhren sie wieder nach Hause, und das war's dann. So etwas nannte sich dann großspurig 'Ausgehen'.
    Wieder hatte Sabrina ihren Schwarm von Weitem verliebt angehimmelt, sich hundert Arten überlegt, wie sie ihn unverfänglich ansprechen könnte - und letztendlich nichts getan.
    Er hatte ihr zwar nachgesehen, als sie ging, aber alles, was blieb, war eine tiefe Unzufriedenheit, Wut über die eigene Feigheit und die Frage: Bin ich unattraktiv? Oder hoffnungslos passiv? Oder beides?
    Carla hielt ihr im Auto einen längeren, fundierten Vortrag über die Emanzipation der Männer. Darüber, dass sie heutzutage ebenfalls in Anspruch nahmen, angesprochen zu werden, statt sich selbst beim Anbaggern zu blamieren, falls

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