Showtime! (German Edition)
«Bist du schon aufnahmefähig?»
Zur Antwort bekam sie lediglich einen unartikulierten Laut, von dem sie sich nicht weiter irritieren ließ. Sie räusperte sich und erzählte munter drauf los. «Du erinnerst dich doch bestimmt an diesen Kramer von der ‚Cosima-Film'. Das ist der, den du so charmant als Windelpisser bezeichnet hast, weißt du noch? Du kannst froh sein, dass er das nicht gehört hat. Wir haben uns nämlich gestern unterhalten, und er hat mir erzählt, dass sie zurzeit für eine Serie casten. Die wird zum Teil im Ausland gedreht, Bali und so - hey! Hörst du mir zu?»
«Yeah» kam es träge. «Und?»
«Das wäre doch was für dich, kannst du gleich einen kleinen Abstecher nach Hause machen, ist ja nicht weit von Bali aus. Oder du kannst zumindest rüberwinken, Richtung Sydney oder so. -- Na ja, egal - ich hab´ dich jedenfalls vorgeschlagen und ihm ein bisschen was von dir erzählt. Er ist interessiert. Sei ein Schatz und schreib' dir mal was auf. Du hast ein Casting am Dienstag um neun.»
Mühsam reckte sich Georgia in Richtung ihres achtlos hingeschmissenen Rucksacks, kramte mit geschlossenen Augen darin herum und bekam den Terminkalender zu fassen. «Wann?» murmelte sie. «In diesem Jahr etwa noch?»
«Am Achtundzwanzigsten, um neun Uhr. - Und Georgia: Wenn du dir einfallen lässt, diesen Termin wieder nicht einzuhalten, dann war es das letzte Mal, dass ich was für dich klargemacht habe. Bisher sieht's ganz gut aus, also vermassel' das gefälligst nicht wieder, hast du mich verstanden?»
«Ja, Ma'm.»
«Also: wann?»
«Ich habe es aufgeschrieben. Am Achtundzwanzigsten.»
«Uhrzeit?»
«Um neun. Ich werde da sein, ich verspreche es dir.» Sie reckte sich und wurde langsam etwas munterer. «Wie spät ist es eigentlich?»
«Gleich zwölf. Vergiss' deine Vita nicht, wenn du hingehst. - Hast du schon was vor heute?»
«Nein. Das heißt, ja, aber erst abends. Wo treibst du dich überhaupt rum? Ich hab' schon versucht, dich anzurufen.» Sie zündete sich eine Zigarette an und inhalierte den Rauch, als sei er das, was sie die nächsten Stunden am Leben erhielte. Mit träger Bewegung strich sie sich das lange Haar aus dem Gesicht. Eine Geste, die sich etwa alle viertel Stunde wiederholte und so charakteristisch für sie war wie dieses spontane, kehlige Lachen, das an sich überhaupt nicht zu ihrer eher hellen Stimme passte. Es war extrem ansteckend.
Sie stellte sich Kim vor, wie sie am anderen Ende der Leitung hing und vermutlich wieder mit irgendetwas nebenbei beschäftigt war, und sei es nur mit einer Zeitung, in der sie lapidar blättern konnte. Wenn sie zu Hause war, erledigte sie Telefonate so nebenher, wusch ab, sortierte Papiere, saß auf dem Klo oder hing Wäsche auf. Georgia fand das unmöglich, weil sie sich gefälligst ganz und gar ihr zu widmen hatte und nicht irgendwelchen Kinkerlitzchen.
«Was du als Rumtreiben bezeichnest» sagte Kim und konnte sich eine kleine Gehässigkeit nicht verkneifen, «nenne ich arbeiten. Im Gegensatz zu dir arbeite ich, Sweetie. Ich hab' die halbe Nacht im Synchronstudio verbracht. - Die haben übrigens nach dir gefragt.»
Georgia schnaubte verächtlich. «Ich kann einfach nicht auf diese Synchronscheiße.»
«Brauchst du Geld oder nicht?»
«Ich hab' nicht den Nerv, mir ewig anzuhören: Deutlicher bitte! Ihr Akzent! Ihr Akzent!»
«Ehrlich gesagt gab's auch mal Zeiten, da hast du dich nicht angehört wie 'ne Australierin auf Kurzurlaub.»
«Oh, thanks a lot!»
«Sprechübungen wären mal angesagt» stichelte Kim. «Aber du vernachlässigst ja alles. Lernst keinen Text, machst keine Sprechübungen mehr, nichts. Manchmal gibt es Tage, da sprichst du so perfekt, dass man denken könnte, du wärest Deutsche - und dann wieder ... aber ist ja kein Wunder, wenn du ewig mit irgendwelchen Amis rumhängst, statt dich mit Deutschen zu unterhalten. Und diese Pom-Tussi sollte auch lieber Deutsch mit dir reden. Die hat's nämlich noch nötiger als du.»
« - Was hast du eigentlich gegen Ginger?» ärgerte sich Georgia. «Immer redest du schlecht von ihr!»
«Na isses denn ...?» gab Kim mit vor Hohn triefender Stimme zurück. «Welch unglücklich' Geschick! Ich hab' was gegen deine Zuhälterin! Was fällt mir nur ein? Aber es ist natürlich leichter, das schnelle Geld durchs Bett zu machen, statt mit der Schauspielerei.»
«Rhabarber, Rhabarber» machte Georgia, um ihr zu vermitteln, dass ihr ihre Predigt auf die Nerven ging.
Kim verstand den Wink und
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