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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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schluckte den Rest runter, um nicht zum x-ten Mal einen Streit vom Zaun zu brechen. Mit diesem Thema betrat sie eine extrem empfindliche Zone.
    «Sehen wir uns nachher?» lenkte Georgia ab. «Sagen wir, um drei im New York ?»
    «Fünfzehn Uhr, Schatz. Nicht drei.»
    «Gut, von mir aus: fünfzehn Uhr. Ich werde es nie lernen. Drei Uhr nachmittags - three p.m.»
    Kim lachte. «Bei dir gehe ich lieber auf Nummer sicher. Du bringst das und tauchst da nachts auf. Und dann pfeifst du mich an, warum ich nicht da war. Hatten wir doch alles schon.»
    «Du, ich hau dann ab» meldete sich Manuel zu Wort, adrett gekleidet und perfekt frisiert in der Tür stehend. « - Und wegen heute Abend ... »
    «Kommt deine neue Lover?» mutmaßte Georgia. «Welcher ist es denn diesmal?»
    Manuel lächelte wie ein verschämter Bengel. «Mein Schnauzbart» erklärte er selig. «Heute ist die Nacht der Nächte.»
    «Er hat Herzchen in den Augen. Du solltest ihn sehen. - Hey, Mann, hast du ein Date ?»
    «Ja, mit dem Big-Spender. Der will mich demnächst für einen ganzen Urlaub buchen, wie gefällt dir das? Gran Canaria natürlich. Gay Party jede Nacht.»
    «Nimm' es mit, wenn er gut zahlt. - Du! Denk' an Tütchenvorrat» legte sie ihm nahe und grinste frech, « Du holst dir echt noch Weltraumherpes.»
    «Tütchen gehören zur Grundausstattung» feixte er. «Schätzchen, was denkst du denn von mir?»
    «Na dann: Take care.»
    «Na, aber!» Er tänzelte von hinnen. «Tschüssili!»
    «Auf den muss man aufpassen» wandte sich Georgia besorgt Kim zu und winkte ihm nach, «der macht es immer noch pur, glaubst du?»
    «Ich hab immer schon gedacht, wenn der kein Aids kriegt, dann kriegt es niemand. Der spinnt. Treibt es mit Gott und der Welt und hält sich für unsterblich.»
    «Ja. Genau wie Freddy Mercury. Und den hat es erwischt.»
    «Und dieser Neue» griff Kim auf, «hat der vor, bei euch einzuziehen?»
    «Die ziehen doch immer ein.»
    «Wäre schlecht für dich. Willst du auf Dauer im Park übernachten?»
    «Ich finde immer was, hör' auf zu lästern ... nasty piece of work» fügte sie leiser hinzu, was so viel wie 'Miststück' hieß.
    «Na, dann fang mal gleich an zu suchen» riet ihr Kim und nahm das Miststück gelassen hin, weil es für Georgias Begriffe ja fast schon liebevoll gemeint war. «Bei mir bleibst du jedenfalls nicht.»
    «Darling ... »
    «Ach! Jetzt wieder Darling! Nichts da: Darling. Nicht für dein schönstes Lächeln und nicht für alle Versprechen, die du eh nie hältst. Nie wieder, und wenn du im Kopfstand Arien schmetterst.»
    «Ich werde aufräumen!» stellte Georgia vielversprechend in Aussicht.
    «War das ein Witz? Wenn ja ... hörst du mich lachen?»
    «Ich bringe den Müll runter!»
    Kim schnaufte vernehmlich.
    «Ich tu' alles, was du willst!»
    «Schau mal in den Spiegel, wenn du so was sagst» murrte Kim resignierend, «und frag' dich mal, ob du dir selbst auch nur ein einziges Wort glaubst.»
    «Nur für ein, zwei Tage» blieb Georgia inständig flehend dran.
    «Ach, du Scheiße. Ich glaube, ich fühle eine plötzliche Schwerhörigkeit aufkommen. Kann dich kaum noch verstehen! - Wir sehen uns um fünfzehn Uhr ! - Küsschen!» Sie hing ein, bevor Georgia sie weiter bearbeiten konnte.
    Wenn Kim nein sagte, meinte sie auch nein. Ihre konsequente Art führte so manches Mal zu Missmut auf beiden Seiten, aber insgeheim schätzte Georgia sie dafür. Vielleicht, weil Kim eine der wenigen war, denen sie nicht nach Lust und Laune auf der Nase herumtanzen konnte. Kim ließ sich nicht gängeln, belügen oder austricksen und wurde fuchsteufelswild, wenn jemand es versuchte. Sie bot Georgia mutig Paroli, wenn sie nach typischer Widder-Manier mit dem Kopf durch die Wand wollte und hatte ihr schon diverse Male gezeigt, wer ihrer Meinung nach die Chefin im Ring war. Georgia brauchte das, sonst ging es beizeiten mit ihr durch.
     
     
     
     
     
    Pünktlichkeit war eine von Georgias Stärken. Zuverlässigkeit, ausgeprägter Ehrgeiz und eiserne Disziplin hatten ehemals zu ihr gehört wie der Taktstock zum Dirigenten, aber diese Eigenschaften hatte sie irgendwo auf ihrem Weg versehentlich liegen lassen.
    Kim erwartete sie bereits im New York . Sie war Georgia einen Schritt voraus und gehörte zu den Überpünktlichen. Als Georgia eintraf, war sie gerade dabei, sich ihren überlangen Schal meterweise vom Hals zu wickeln. Georgia beobachtete sie von draußen durch die Scheibe des Musikcafés, sah zu, wie sie ihre Lieblingslektüre

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