Showtime! (German Edition)
und überhörte ihr resigniertes: «Fuck you.»
Georgia blickte ihm vergnatzt nach und schlüpfte in ein überdimensionales Hemd. Sie hockte sich auf die Matratze, kramte einen Joint aus ihrer Lederjacke und fühlte sich elender als zuvor. Sie hasste Streit. Und sie hasste es, aggressiv zu sein, obwohl sie es nicht sein wollte. Es tat ihr leid, dass sie ihn so angeblafft hatte. Leidenschaftslos nahm sie ein paar Züge, ließ sich hintenüber fallen und starrte an die Zimmerdecke. Innerlich leer, empfand sie die Welt als kalt und feindlich. Sie sehnte sich nach Nähe und Wärme, nach jemandem, der über ihren Schlaf wachte, vor dem sie sich fürchtete, weil er die bösen Träume brachte.
Das ausgeprägte Harmoniebedürfnis ließ sie sich noch einmal aufrappeln. Bikini und Handtuch landeten der Faulheit halber zum Trocknen statt auf dem Wäscheständer auf einer Stuhllehne, wie meist. Mit dem übrig gebliebenen Geld schlenderte sie schließlich hinüber in die Küche, lehnte sich müde an die Wand und verschränkte die Arme vor der Brust. «Ich bin eine Scheißkuh und lasse meine Launen an dir aus» murmelte sie ergeben, «sage es ruhig.»
«Ich brauche es ja nicht mehr zu sagen» erwiderte Manuel gelassen. «Aber verkneif' es dir bitte, dich zu entschuldigen. Ich kann's nicht mehr hören, Georgia. Du bist echt anstrengend in letzter Zeit. Mach' dein Ding klar, aber vergiss nicht, ab und an mal ein Minimum Rücksicht zu nehmen. Alles und jeder sind dir scheißegal.»
«Es ändert sich wieder» stellte sie in Aussicht und ließ schuldbewusst den Kopf hängen. «Ich bin eine Katastrophe, ich weiß. Sei nicht böse auf mich ... » Sie bot das Bild der reuigen Sünderin, und das war schon fast mehr, als man von ihr erwarten konnte. Es kam weit häufiger vor, dass schlechte Manieren unentschuldigt blieben.
Manuel schüttelte resignierend den Kopf. «Jetzt sind wir wieder ganz Mädchen und versprechen, nicht mehr unartig zu sein» bemerkte er mit kurzem Seitenblick und winkte in Richtung Tür. «Geh schlafen, bevor ich dich wieder lieb habe, du Bestie.»
Georgia fuhr sich frustriert durchs Haar und stieß sich von der Wand ab. «Kann mich jemand erschießen ...?» Sie berührte im Vorbeigehen kurz seine Schulter und legte das Geld auf den Schrank. «Hier, Schatz ... damit du mir nicht mehr auf den Nerven gehst.»
«Auf die Nerven» korrigierte er sie und zählte die Scheine durch. «Oder auf den Nerv.»
«Auf die Nerven ... » gähnte Georgia im Flur.
« ... Es fehlen fünfzig» rief er ihr nach.
«Die kriegst du morgen.»
«Morgen? Meinst du auch morgen?»
Eine Antwort blieb aus, und er wusste, dass sie nicht morgen meinte.
***
Pünktlich zur verabredeten Zeit klingelte es.
Carla kam aufgeregt durch die Tür, warf ihren Blazer auf die Garderobe und zeterte sich erst einmal den Tagesfrust von der Seele. «Hat mir die Knalltüte doch glatt die einzige Parklücke weit und breit weggeschnappt?! Kommt einfach an und fährt vorwärts rein, obwohl ich schon da stehe und blinke? - Na, dem hab' ich vielleicht was erzählt!»
«Komm erst mal rein und setz' dich» forderte Sabrina sie auf. «Du bist ja ganz außer dir. Möchtest du was trinken?»
«Ich möchte mich erst mal austoben.» Sie ließ sich auf die Couch fallen und prügelte pantomimisch ein Kissen. «Hast du was Alkoholisches?»
«Gin? Scotch? Weinbrand? Whisky-Cola?»
«Danke» winkte Carla leicht irritiert ab, «ein Gläschen Sekt tut's eigentlich auch. - Hast du vor, einen Spirituosenhandel aufzumachen?»
«Hab' nur mal ein bisschen die Vorräte aufgefüllt» sagte Sabrina achselzuckend. «Jürgens Geburtstag hat die letzten Reserven gekillt.»
«Scheinst es ernst zu meinen mit deiner wilden Party.» Sie sah ihr nach, als sie aus dem Zimmer ging und rief hinterher: «Hast du schon inseriert für deine Fetischparty?»
«Nein -- aber das wäre eine klasse Idee!» rief Sabrina, kam mit zwei Flaschen Piccolo zurück und grinste. «Fetischparty ... klingt nett.» Sie reichte Carla ein Glas und goss vorsichtig ein. «Ich hätte wirklich Lust, mal was ganz Ausgeflipptes zu machen.»
«Ausgeflippt inwiefern?» hakte Carla schmunzelnd nach.
Sabrina machte es sich neben ihr bequem. Sie nahm einen zaghaften Schluck, behielt das Glas in der Hand und zauderte einen Moment, bevor sie sagte: «Das ist ja das Dumme! Ich weiß nicht. Irgendwas, was ich sonst nicht mache. Etwas Außergewöhnliches eben.»
«Geh' doch runter und lauf nackt
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