Showtime! (German Edition)
war standhafter und aufwendiger als ein Liebhaber, dessen Promillepegel zu hoch für einen durchschnittlich lang anhaltenden Beischlaf und zu niedrig für eine erlösende, rauschbedingte Müdigkeit war.
In ihrer besonderen Art des körperlich aktiven Dämmerzustandes brachte sie seine experimentierfreudigen Stellungswechsel, feuchte Küsse und sein von ekstatischem Brunftstöhnen begleitetes, in den letzten Minuten beinahe blindwütiges Ausleben seiner Lüsternheit hinter sich.
Sie wusch sich, als er endlich eingeschlafen war, im marmorgefliesten Bad pedantisch den Ekel vor ihm und nicht zuletzt von sich selbst vom Körper; schrubbte ihre Haut, bis sie gerötet war, wie sie es immer tat, wenn sie Sex mit einem Mann gehabt hatte, und konzentrierte ihr ganzes Denken auf das schier astronomische Honorar dieser langen Nacht.
Die Fahrerin der Agentur lud sie stoned und noch leicht unter Alkoholeinfluss ein, chauffierte sie durch die Stadt und setzte sie dann vor Sabrinas Haustür ab. Der Erwerb eines riesigen Blumenstraußes und eines kostspieligen Geschenkes unterwegs befreiten Georgias Gewissen so weit, dass es ihr möglich war, ihr unter die Augen zu treten.
Sabrina träumte noch süß, als sie die Wohnung betrat und nahezu lautlos ein Frühstück vorbereitete. Ihr mit Satin bezogenes Bett lud dazu ein, sich hinein zu kuscheln, um ihre tröstende Wärme zu spüren, zu vergessen, die körperliche Taubheit abzulegen und sich selbst zu erlauben, zu fühlen.
Als sich Sabrina schlaftrunken und sehr liebevoll nach ihr streckte, war das nicht einmal vergleichbar mit dem besten Trip, den sie je gehabt hatte, mit nichts von dem, was sie für das Größte hielt.
«Duftest du nach Rosen...?» murmelte Sabrina schmunzelnd, mit geschlossenen Augen. Sie schloss Georgia sanft in ihren Arm und ließ sie ihren eigenen Herzschlag hören. Ja, sie lebte, sie konnte fühlen, und es lohnte sich, etwas zu empfinden, was so angenehm war.
Noch halb im Traum, blickte Sabrina um sich und entdeckte rote Rosen überall, Dutzende Rosen, auf der Bettdecke verteilt, auf dem Nachttisch, auf dem Teppich.
«Liebling, bist du denn verrückt geworden...?» brachte sie fassungslos hervor, den Rosenteppich wie eine Fata Morgana betrachtend.
«Die sind mir nachgelaufen» sagte Georgia achselzuckend. «Ich konnte nichts tun, also habe ich sie rein gelassen.» Sie griff vorsichtig nach einer der Rosen, knautschte verlegen auf ihrem Kaugummi herum und hielt sie ihr vor die Nase. «Und diese hier heißt Romy. Sie hat mich gebeten, sie der wunderbarsten, hübschesten Frau in mein Leben persönlich vorzustellen.»
Sabrina fiel ihr um den Hals, lachte, küsste sie und flüsterte im Affekt: «Ich liebe dich.»
Georgia schluckte und hielt sie fest umarmt, stumm natürlich, weil ihr alles nur Erdenkliche eingefallen wäre, was sie hätte sagen können, nur nicht das, was auf eine solche Eröffnung passend schien. So etwas wie: «Die Dinger haben Dornen, piek' dich nicht» - was dann auch prompt kam, war alles, was sie zustande brachte.
Sie verdiente die ehrliche Zuneigung dieser zärtlichen Frau nicht, und sie verdiente es nicht, nach einer verhurten Nacht mit Suff und Drogen derart liebevoll empfangen zu werden. Das war paradox. Sie fühlte sich furchtbar.
«Was interessieren mich die Dornen» sagte Sabrina unbekümmert, nahm ‚Romy' in die Hand und atmete glücklich den herrlich frischen Rosenduft ein. «Eine Rose ohne Dornen ist wie Freude ohne Traurigkeit. Wie könnte man Freude schätzen, wenn man nicht wüsste, wie sich Traurigkeit anfühlt?»
Georgia hörte für einen Moment auf, ihren Kaugummi zu knautschen und blickte sie an. «Ein Zitat?» riet sie.
Sabrina küsste sie übermütig auf den Mund. «Ein Zitat» bestätigte sie. «Denkst du, nur du könntest Dinge auswendig lernen?»
Georgia erwiderte ihren Kuss nicht, wandte sich von ihr ab und sagte: «Ich habe Frühstück mitgebracht.»
Ein kurzer Blick zum Wecker sagte Sabrina, dass genug Zeit für ein gemütliches Frühstück war, bevor die Arbeit rief. Vielleicht sogar noch für ein wenig mehr. Georgia jedoch schien ganz und gar nicht in der Stimmung. Sie wich ihr aus und schien ein wenig abwesend, bedrückt. Es ging über ein zärtliches aneinander kuscheln nicht hinaus.
Georgia glaubte Sabrinas Miene zu entnehmen, dass sie zu zweifeln begann, wenn sie es nicht längst schon getan hatte. Als sie am Nachmittag gegangen war, hatte sie ihr gesagt, sie hätte einen Gig in einem Musikcafé,
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