Showtime! (German Edition)
so viel Platz zwischen meine Ohren, dass manchmal etwas in diese Leere verloren geht.»
«Vergessen» maulte Sabrina und hielt ihr ein Versäumnis vor, über das sie sich sehr geärgert hatte: «Du verabredest dich mit mir und lässt mich hängen. Das ist jetzt drei Wochen her, und du hast nicht mal angerufen! Hör mal, wenn du dich mit mir anfreunden willst, ist das eine verflucht schlechte Voraussetzung. Ich hasse unzuverlässige Leute.»
Georgia zog den Reißverschluss ihrer Lederjacke auf und hielt ihr eine leicht zerknautschte rote Rose hin. «Sorry» murmelte sie zerknirscht. «Ich weiß, ich bin in so was die totale Plage.»
«Geh schon mal rein und setz dich» wies Sabrina sie an und entschloss sich, nicht allzu nachtragend zu sein. Mit diesem Blick konnte die Frau Betonklötze erweichen. «Willst du was trinken? Kaffee, Tee? Bier?»
«Ist egal.» Georgia schlenderte ins Wohnzimmer. «Wer ist der Typ, der nicht in deine Wohnung soll?» fragte sie interessiert, während sie Sabrinas Bücherregal inspizierte.
«Der Typ ist mein Exfreund» rief Sabrina aus der Küche, wo sie der lädierten Rose erste Hilfe leistete. «Ich hoffe es jedenfalls. Kaffee, Cola, Tee?» zählte sie erneut auf, ein bisschen durch den Wind.
«Öhhh ... Kaffee.»
«Mit Milch? Zucker? Schwarz?»
«Schwarz, bitte. Wie meine Seele.»
Sabrina trug zwei große Tassen Kaffee herein und stellte sie auf dem Tisch ab. «Du hast eine schwarze Seele?» fragte sie an. «Wohl eher eine schwarze Lunge bei deinem Zigarettenkonsum.»
«Beides, ich denke.» Georgia bot ihr eine Gauloises an. «Mh?»
Sabrina zögerte, dachte an all ihre guten Vorsätze und an das viele Geld, dass sie in den vielen Jahren ihrer Abstinenz gespart hatte -- und griff zu. «Auch egal jetzt. Ich leb' eh viel zu gesund. -- Und zu moralisch.»
Georgia reichte ihr Feuer. Der erste Zug schmeckte, was sie nicht gedacht hätte. Sie blies genüsslich den Rauch aus und murmelte: «Was soll's ...»
«Hang on! Hast du nicht gesagt, du rauchst nicht?» fiel Georgia ein. «Du schwindelst?» Sie wies auf einen undefinierbaren Gegenstand und fragte an: « - Kann ich das da als Ascher nehmen?»
«Bloß nicht! - Das ist Kunst!» empörte sich Sabrina, überlegte es sich jedoch bereits im nächsten Moment anders. « - Nimm es» erlaubte sie ihr, «es ist von Jürgen - und im Übrigen potthässlich.»
Kaum, dass Georgia und Sabrina einige Worte gewechselt hatten, versuchte Jürgen, die Wohnungstür zu öffnen - und scheiterte kläglich. Die Kette spannte sich und es krachte.
«Sabrina! Lass den Quatsch!» tönte es ärgerlich in den Flur. «Brauchst du jetzt die Jungs im weißen Kittel oder wie?»
«Das ist der Typ » nickte Sabrina, ging in den Flur und verschränkte kampfbereit die Arme vor der Brust. «Hast du dein Bier aus einem Schnapsglas getrunken? Ich hab' mich nicht abgeregt in der kurzen Zeit.»
Jürgen wirkte ein bisschen albern, wie er da durch den schmalen Türspalt den Macho gab. «Du machst auf der Stelle die Tür auf!»
Rauchend, lässig an die Wand gegenüber gelehnt, weil: die schützende Tür war ja zwischen ihnen, verkündete Sabrina: «Du machst den Lärm umsonst. Ich meinte, was ich sagte, Jürgen. Ich mache Schluss.»
«Du machst Schluss?!» rief er zornig. «Was soll das heißen: Du machst Schluss? Weißt du, was du da sagst?» Er stutzte. « -- Wieso rauchst du denn? Ich fass' es nicht! Du hast nie geraucht! -- Zum Teufel, mach die Tür auf, aber hurtig! Was soll das Theater?»
«Das ist kein Theater.» Sie überwand den Anflug aufkommender Einschüchterung und sagte trocken: «Warum verpisst du dich nicht einfach?»
War es Georgias Anwesenheit? So hatte sie noch nie mit ihm geredet.
«Ich muss was an den Ohren haben» vermutete Jürgen lauernd, «was hast du gerade gesagt?» Er trat ungehalten gegen die Tür, doch die Kette hielt - der Hersteller hatte nicht zu viel versprochen. «In einer Minute ist die Tür auf, oder - »
«Oder was ... ?» Georgia stand, breitbeinig und herausfordernden Blickes, auf dem Plan, und, sinnbildlich gesehen, stellten sich ihr gerade gefährlich die Nackenhaare auf.
«Das gibt's doch wohl gar nicht!!» stutzte Jürgen erneut. «Was macht die denn hier?»
«Saangse ma, hamse noch alle Tassen im Schrank?» meldete sich ein Nachbar zu Wort, bevor Jürgen auf Georgias Provokation reagieren konnte. Kunze von Nebenan, seines Zeichens bierbäuchiger, notorischer Unterhemdträger, stand mit ineinander verschränkten
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