Showtime! (German Edition)
- Sonst steht da drüben immer Inge» entgegnete Georgia und wies auf die Straße. «Bei jede Wetter. Das ist hier ihr Revier. Für die Freier heißt sie Anita. - Sie hat die phänomenalsten Möpse, die ich je gesehen habe in mein Leben!»
«Also, ehrlich!» empörte sich Sabrina.
«Nein, echt! Sooone Dinger!» Georgia malte sich mit den Händen einen überdimensionalen Vorbau und erklärte: « - Eigentlich braucht sie ein Stützbalken, damit sie nicht nach vorne kippt!» Es machte ihr sichtlich Spaß, Sabrina zum Lachen zu bringen. «Sie treibt es mit ihre Freier auf ein Parkplatz nicht weit von hier. Wenn es kalt ist, trinken wir da am Kiosk Kaffee, und dann erzählt sie immer was. Sie hat viel Sinn für Humor. Ich mag das sehr.»
«Was kennst du nur für Leute ... Penner, Prostituierte ... »
Georgia blieb stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und trat nach einem Stein auf dem Weg. «Sind alles ganz normale Leute, Sabrina» beteuerte sie mit Nachdruck und sah dem fliegenden Stein nach. « ... Menschen eben. -- Hast du ein Problem damit?»
«Nein. -- Ich meine ... ich würde mich nicht gerade um eine Bekanntschaft mit ihnen reißen ... ehrlich gesagt.»
«Oh.» Georgia nickte mit gerunzelter Stirn und setzte sich wieder in Bewegung. «Verstehe.»
Kurzfristig entstand eine etwas gespannte Atmosphäre und Sabrina wurde klar, dass sie wohl ungewollt ins Fettnäpfchen getreten war.
Georgia rettete die Situation mit einer improvisierten Komikeinlage: Sie begann, vorbeigehende Spaziergänger überzogen zu imitieren -- ihre Art zu gehen, ihre Haltung, ihre Gesichter, und ihr Lachen löste geschickt den Knoten.
«Sheila wird dich mögen» sagte Georgia, als sie sich schließlich vor Sabrinas geparktem Auto verabschiedeten. «Ich bringe sie mal mit.»
«Sheila?»
Georgia ging nicht auf ihre Frage ein. Sie zupfte mit kritischem Blick an Sabrinas T-Shirt herum wie eine Designerin, die den Sitz ihrer Kreation kontrollierte, küsste sie kurz und sagte: «Eine Diplom-Schauspielerin würdest du akzeptieren als Freundin, oder?»
«Sie bräuchte kein Diplom» erwiderte Sabrina, die den tieferen Sinn dieser Äußerung nicht verstand.
«Sie hat aber eins. Und sie hat die Prüfung vor den paritätischen Ausschuss bestanden. Auch wenn man das heute nicht mehr so hört, ups! Und eine Vita, die sie vorzeigen kann. Ist das genug?»
« ... Ich denke schon, wenn ich wüsste, was das ist: paritäti -- »
«So eine Art Eignungsprüfung» erläuterte Georgia simpel und stupste sie an die Nase. «Take care. Wir sehen uns!»
«He!» rief sie ihr nach. «Wie wär's noch mit einem italienischen Infarktverstärker? Da drüben ist eine Pizzeria!»
«Ein andermal, Schätzchen. Time is money!»
***
«Sabrina, mach die Tür auf» forderte Jürgen eindringlich. « - In Ordnung, von mir aus rede ich auch mit dir, wenn es denn unbedingt nötig ist. Aber du musst dich erst mal beruhigen.»
«Ich bin ruhig!!» brüllte Sabrina, warf mit einem Agatha-Christie-Krimi nach der Schlafzimmertür und raufte sich wild die Haare. «Ich war noch nie so ruhig!! Alles, was ich brauche, ist meine Wohnung für mich alleine! Geh endlich!»
Vor der Tür herrschte Stille.
«Na schön» sagte Jürgen schließlich kompromissbereit. «Ich werde jetzt bei Harry ein Bier trinken gehen, hörst du. Ich komme in einer Stunde wieder. Bis dahin wirst du bestimmt etwas ruhi - »
Ein unbeherrschter, völlig entnervter Schrei unterbrach ihn jäh.
«Sabrina, hör mal, ich mache mir ernsthaft Sorgen.» Er klopfte gegen die Tür. «Du wirst dir doch meinetwegen wohl da drin nichts antun? Schau mal, ich verstehe ja, dass du im Moment - »
«Jürgen! Wenn du nicht willst, dass ich hier tatsächlich etwas Unüberlegtes tue, dann g e h bitte. - Und lass gleich die Schlüssel hier!!»
Sie konnte ihn bildlich vor sich sehen, wie er sich ratlos am Kopf kratzte. Seine Gedanken zu erraten, fiel ihr nicht schwer. Frauen, dachte er sicher jetzt abfällig, die spinnen. Die wollen immer nur reden. Über alles. Dauernd.
Das Zuziehen der Tür war kein Garant, dass er wirklich gegangen war, also wartete sie und lauschte. Fünf Minuten absolute Stille. Sie steckte den Kopf zur Tür hinaus und stellte fest, dass er tatsächlich gegangen war. Allerdings suchte sie die Schlüssel vergeblich.
Dieser Kerl war ja so verdammt überzeugt von sich.
Sie legte die Kette vor die Wohnungstür und lehnte sich bleischwer gegen die Wand,
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