Showtime! (German Edition)
gar nicht willst.» Er sog beide Lines durch einen gerollten Geldschein in die Nase, schniefte vernehmlich und fügte hinzu: «So bist du -- und so warst du schon immer.»
Georgia schwieg und dachte darüber nach. Erneutes Kippeln half ihr beim Denken.
«Aber wenn mir Eine etwas gibt» vertrat sie schließlich überzeugt ihren etwas eigenwilligen Standpunkt, «dann gebe ich ihr etwas. Ist doch fair. Und das ist es doch auch, was sie will ... oder... ?»
«Klar, wenn du sie lange genug damit konfrontierst, dass sie es eben zu wollen hat.» Er zog den Stuhl samt Georgia resolut wieder auf seine vier Beine. «Dann probier' es mal mit dieser Sabrina. Mach sie halt nicht an und versuch es mit einer Freundschaft. -- Platonisch, verstehste? Pla-to-nisch -- neue Vokabel. Bedeutet: Finger weg, nix anfassen, nix befummeln lassen. Capito? Schreib´ es dir auf und gleich hinter die Ohren.» Er machte Anstalten, das weiße Pulver fortzuräumen und deutete mit fragendem Gesicht darauf. «Du auch?»
«Mh-mh. Hab schon. Danke.» Georgia lehnte ratlos das Kinn auf die Tischplatte und spielte mit einem Pfirsich aus der Obstschale. Sie ließ ihn über den Tisch rollen, schmunzelte und sagte: «Sabrina weiß nicht, dass ich anschaffe.»
«Nee, ne? Ist nicht dein Ernst.»
«Sie denkt, ich gehe nachts immer Party machen.» Sie fiel in Manuels Lachen ein. «It's a lough ... ich begreife nicht, dass sie es nicht längst schon weiß. Niemand ist so naiv. Es ist, als ob sie es nicht wissen will .»
«Meinst du, das haut sie um, wenn sie es weiß?» Manuel stupste den Pfirsich an, der gefährlich nah an der Tischkante herum trieselte.
«It'll kill 'er ... sie ist ... krass mit Menschen. Sie beurteilt Leute danach, welches Klopapier sie kaufen. Dreilagig macht den wertvollen Mensch aus, den mit Stil. Recycling ist schon der Untermensch, verstehst du? Eine Hure ist... Dreck, Abschaum. Ein Penner ist Abschaum. Wertlos.»
«Und ein Schwuler» führte Manuel ihre Aufzählung nachdenklich weiter aus.
« -- Pervers wahrscheinlich.»
«Willkommen im Mittelalter.» Er stand auf und verstaute das Dope in einer Kaffeebüchse. «Die Kleine scheint den Zug der Zeit verpasst zu haben. Aber es gibt sie wohl noch, die ewig Gestrigen.»
« ... Sag' mir, was ich machen soll.» Georgia vergrub ihr Gesicht in den auf der Tischplatte abgelegten Unterarmen. Der Pfirsich rollte vom Tisch. « ... Shit.»
«Das gehört sich nicht, den sollst du essen!» spulte Manuel spontan das Moralapostelprogramm herunter und legte ihn zurück auf den Tisch. « Man spielt nicht mit dem Essen .»
«Man geht zeitig schlafen!» parierte Georgia prompt, blickte auf und erhob schielend den pädagogischen Zeigefinger. «Und geht am Sonntag in die Kirche.»
«Man benimmt sich gesittet!»
Georgia lachte und versuchte, den Pfirsich auf dem Zeigefinger zu balancieren. «Man pinkelt nicht im Park gegen Bäume wie ein lausiger Köter!»
«Mann spielt kein anderen Mann am Schwanz!»
Georgia durchbohrte die widerspenstige Frucht, die sich nicht balancieren lassen wollte, kurzerhand mit dem Zeigefinger. Nun blieb sie da, wo sie sie haben wollte. «Frau geht eine andere Frau nicht an die -- »
Er hielt ihr rasch den Mund zu.
« -- Man sagt keine schmutzigen Wörter!!» wies er sie zurecht und schimpfte: «Du bist ein ungezogenes, böses Mädchen und hast nur schlimme Sachen im Kopf!»
Georgia verging schlagartig das Lachen. Es verging ihr ebenfalls, mit reifem Obst zu spielen. Der Pfirsich landete im Müll. Sie nahm einen weiteren Zug aus ihrer Zigarette, massierte ihre Schläfe und starrte mit leerem Blick an die Wand vor sich. «Bad Girl... » wiederholte sie langsam und betont. « ... Schlechte Mädchen kommen in die Hölle, nicht?» Sie lachte kurz und wenig humorvoll auf und rieb sich die Augen. « ... Aber wenigstens ist es warm da.»
Manuel wurde ebenfalls ernst. Dieser Fauxpas ging auf sein Konto. Georgias Selbstwertgefühl war praktisch gleich null. Sie redete von sich selbst nur schlecht, da musste nicht noch so ein Trampel daherkommen und an der Wunde rühren, nicht einmal im Spaß. Irgendjemand hatte ihr nachhaltig eingebläut, sie sei so ziemlich das Letzte, was auf diesem Planeten herumkroch, und daran hegte sie selbst keinen Zweifel.
Er massierte ihr sanft den verspannten Nacken, küsste ihren Scheitel und schwieg.
«Du bist absolut okay, so wie du bist» flüsterte er ihr schließlich zu. «Was du tust, ist nicht schlecht. Niemand hat das Recht, über
Weitere Kostenlose Bücher