Showtime! (German Edition)
Restaurants, beim kreativen Gestalten eines Straßenkampfes zwischen einer Peperoni und einem Salatblatt auf ihrem Teller; leider ohne den dazugehörigen Kommentar, der Sabrina bis nahe an den Lachkrampf gebracht hatte. Beigefügt ein durchs Lachen verrutschter Zufallsschnappschuss, der die Gesichter und gleichzeitig die unterschiedlichen Reaktionen der Gäste an den Nachbartischen zeigte.
Erst beim Durchsehen der Fotos wurde Sabrina klar, welch reizvolles Motiv ihre Begleiterin doch abgegeben hatte - fand sich deren Antlitz doch auf nahezu jedem Bild. Letztendlich hatte Georgia ihr die Kamera entreißen müssen, um noch einige Aufnahmen von ihr machen zu können.
Vergrößerungen mussten her, und das so bald wie möglich. Von einem Portrait von Miss O´Connor, das ein professioneller Fotograf nicht schöner hatte aufnehmen können. Und von einem der Fotos, auf dem Sabrina in ihrer nagelneuen, zweifarbigen Lederkombi auf der V-Max posierte. Es klang ihr noch lebhaft in den Ohren, wie Georgia ihr Anweisungen und Komplimente zurief, immer wieder von der Bemerkung unterbrochen: «Bitte, Brini, nicht die Karre umschmeißen!» Es war für sie ein wahrer Kraftakt gewesen, die schwere Maschine in der Balance zu halten und noch dazu Georgias ausgefallenen Wünschen zu entsprechen.
Ihr Strahlen jedoch sprach Bände. Es war ein herrlicher Tag gewesen.
Unter dem Vorwand, vor dem Ausflug noch etwas erledigen zu müssen, hatte Georgia darum gebeten, dass sie sie mit dem Auto nach Wilmersdorf fahren sollte. Dass ihr Weg sie direkt in ein Motorradgeschäft führen und Georgia sie dort neu einkleiden würde, hatte Sabrina nicht einmal ansatzweise geahnt. Nun war sie überraschend stolze Besitzerin einer dreihundertundfünfzig-Euro-Lederkombi geworden, eines Nolan-Integralhelmes, plus einem Paar Stiefel. Die Handschuhe und das schwarze Bandana-Halstuch nicht zu vergessen. - Letzteres hatte sie nach zäher Debatte selbst kaufen dürfen. Ebenso den Nierengurt, den Georgia - ungewohnt vernünftig - für unerlässlich hielt. Den Preis für die gesamte Ausstattung handelte Georgia geschickt herunter. Gegen Sabrinas beschämte Einwände gegen ein derart teures Geschenk stellte sie sich taub. «Du brauchst das, sonst fährst du nicht mit mir» war ihr einziger diesbezüglicher Kommentar.
Das Leder der Kombi war noch ein wenig steif, aber Sabrina hatte beinahe hysterisch das von Georgia beschriebene, traditionelle Biker-Einweihungsritual für neue Motorradkleidung abgelehnt, das ihr, um es dezent auszudrücken, doch etwas zu unhygienisch erschien.
«Ein richtige Bikerbraut bist du natürlich nicht» hatte Georgia sie getriezt, «so ganz ohne Taufe.»
Sabrina betete, dass ihr diese doch bitte erspart bliebe, denn so etwas grenzte an Barbarei.
Da hing sie nun an der Garderobe, ihre teure pink-schwarze Unfallschadensversicherung - uneingeweiht - Größe sechsunddreißig. Sie roch nach neuem Leder und Imprägnierspray und wurde von Georgia respektlos als Masurischer Protektorenkittel bezeichnet - was auch immer dies bedeuten mochte.
«Willkommen im Club der rasenden Organspender» war Georgias aufmunternde Randbemerkung gewesen, bevor Sabrina erstmals in voller Montur den Soziaplatz ihrer Maschine einnahm.
Sie hatte ihr eine unglaubliche Freude, nicht nur mit ihrem übermäßig großzügigen Geschenk, sondern auch mit diesem ganz besonderen Tag gemacht. Und für beides gedachte sich Sabrina bei passender Gelegenheit zu revanchieren.
Wie ein Film zogen die Ereignisse beim Betrachten der Fotos an ihr vorbei.
Gemeinsames Rudern auf dem See. Spazieren gehen im Wald. Auf einer Wiese liegen, um vorbeiziehende Wolken zu beobachten, und in ihren Formationen die verrücktesten Dinge zu sehen. Glück und Zufriedenheit pur. Freiheitsgefühl, Natur, sich Sorgen und Alltag von der Seele lachen.
Unvergesslich: Georgias besondere Kunst, sie durch Worte und bewundernde Blicke emporzuheben in schwindelnde Höhen, ihr das unbeschreibliche Gefühl zu geben, das klügste, das schönste und gelungenste Exemplar der menschlichen Gattung zu sein. Hatte ihr ein Mann je dieses Gefühl geben können?
Sie sah den Moment, als Georgia sie, verspielt wie ein Kind, mit Kletten bewarf; wie sie sich lachend durch ein Feld gejagt und bei einem versehentlichen Zusammenstoß gestolpert und hingefallen waren. Georgia hatte sie vergeblich zu halten versucht, und als sie am Boden lagen, hielt sie sie in ihren Armen, einen Augenblick nur, der Sabrina schwindlig
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