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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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ließ, als man ihr zutraute.
    «Schluss jetzt! Krieg' dich ein!» fuhr sie sie an. «Ich habe keine Lust auf das Theater! Von mir aus verbring morgen den ganzen Tag in der Wanne, aber jetzt gehst du erst mal ins Bett, haben wir uns verstanden?!» Sie gab Sabrina entschuldigend Zeichen, die dem Geschehen etwas hilflos beiwohnte. Als diese zu helfen versuchte, schob Naomi sie augenzwinkernd beiseite. «Lass' mal, Süße, ich mach' das schon. Sie ist ein bisschen unangenehm im Moment.»
    Sabrina zog sich in die Küche zurück. Im Nebenraum wurde Englisch gesprochen.
    «Mach' hier keinen Affentanz!» hörte sie Naomi Georgia resolut an die Kandare nehmen. «Nichts an dir ist schmutzig! Du hast dich abgeschrubbt, als hättest du Teer auf der Haut, spinnst du denn jetzt?»
    Georgia schien sich heftig zu gebärden. Immer wieder sagte sie das gleiche, bestand auf ihr Bad, fluchte: «Schau dir an, was diese Bastarde mit mir gemacht haben! ... Oh Gott, ich fühle mich so entsetzlich dreckig! Shit, Mann, lass mich los!»
    «Keiner hat dir irgendwas getan» widersprach Naomi streng, «dein letzter Freier hätte dir noch die Füße geküsst, wenn du ihn gelassen hättest. - Was quatscht du dir da eigentlich für einen Bockmist zusammen?! Leg' dich hin, verdammt noch mal, ich mach' das! Alles ist gut, Schluss jetzt!»
    «Nichts ist gut!» reagierte Georgia heftig. «Immer tun sie mir weh, die Dreckschweine! Warum hat er mir wieder weh getan? Warum tut er das?»
    « - Wer denn? Bist du im Delirium, Süße?! Niemand hat - »
    «Was weißt du denn?!» rief Georgia aufgelöst. «Was weißt du, was er mir getan hat?! Niemand weiß davon, nur sie, und sie wollte mir nicht helfen! Nie! Sünderin und Fleisch gewordener Teufel hat sie zu mir gesagt, du lügst, und sie wollte mir nicht zuhören! Sie hat mich immer nur angeschrien, mich verprügelt, gesagt, ich verderbe die Männer - ich wünschte, sie hätte es geschafft, mich totzuschlagen. Dann hätte ich diese ganze Scheiße längst hinter mir!»
    Sabrina verharrte bewegungslos auf einem Küchenstuhl, lauschte gebannt und betroffen, und auch Naomi schien zu begreifen, das hier von etwas ganz anderem die Rede war; sie schwieg und ließ Georgia reden, deren Stimme kindlich und hilflos wurde.
    «Ich darf doch mit niemandem darüber reden. Er hat mich nicht mehr lieb... es ist meine Schuld. Ich bin schuld!»  
    « ... Was ist dir passiert, Joanna?» fragte Naomi leise und einfühlsam.
    «Passiert?» Georgia wurde schlagartig wach. Das Kindliche verschwand gänzlich. «Denkst du, Joanna passiert etwas? Niemals! Der passiert nie etwas! Die ist knallhart und abgebrüht, Baby, die will das doch, was passiert! Die ist immer einverstanden mit allem!» Sie redete sich in Rage. «Mit den Kerlen, Dope, Sex - die lügt und klaut und betrügt, die ist so! Die braucht das. Baut Scheiße ohne Ende, und es macht ihr nichts aus, dieser lausigen, miesen Schlampe ... verdammt! Was rede ich denn? Das geht dich nichts an! Warum willst du das alles wissen? Geh weg! Geh weg, Naomi, lass mich allein! Ich brauche deine Hilfe nicht! Verschwinde endlich, geh!»
    Es polterte, als ein Gegenstand zu Boden fiel. Ein verzweifeltes Schluchzen und leiser werdende, kaum verständliche Worte mischten sich in Naomis samtweiches, beruhigendes Zureden. Sie sprach leise, monoton, und es wurde bald darauf sehr still. Ein melodisches Summen, als würde Naomi ein Kind beruhigen, war schließlich alles, was Sabrina noch aus dem Zimmer nebenan vernahm.
     
     
    In Sabrina hallten Georgias Worte nach wie ein langanhaltendes Echo. Den Ärger und die Enttäuschung, der Entschluss, sie ohne Wenn und Aber aus ihrem Leben zu streichen, wichen einem Gefühl der Leere und Benommenheit.
    Die Frau, die in der Nacht auf der Bühne getanzt und sich ausgezogen hatte, vor ihren Augen, der professionelle Vamp, der sich für Geld verkaufte, war nicht die gleiche Frau, die gerade verzweifelt geweint hatte, die auch im Schlaf weinte, wenn sie schlecht träumte.
    Sie stand auf und brühte sich einen Kaffee, völlig zerschlagen, setzte sich an den Tisch und versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen.
    In dieser Nacht war sie ins Rotlichtmilieu der Stadt eingetaucht, zum ersten Mal in ihrem Leben. In die Welt, in der sich Georgia auf sicherem Parkett bewegt hatte, und von der sie immer geglaubt hatte, mindestens so weit entfernt zu sein wie vom Jupiter. Tatsächlich lag sie keine viertel Stunde von hier entfernt, faszinierte durch ihre Andersartigkeit,

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