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Showtime! (German Edition)

Showtime! (German Edition)

Titel: Showtime! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Kettler
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sie fort, «die sind für diesen Job geschaffen. - Die da drüben» sie nickte in Richtung des Schlafzimmers, «die nicht. War sie nie. Wenn sie nicht Schluss macht, geht sie elendig vor die Hunde. Von der Sorte gibt es viel zu viele... die kennen es nicht anders, schon von zu Hause, du weißt, was ich meine? Du solltest mit ihr reden.»
    «Ich?»
    «Oh, schon so spät! Ich muss heim.» Naomis Unrast war Georgias sehr ähnlich. Sie stand auf und verabschiedete sich mit der Bemerkung: «Meine Kinder sind Frühaufsteher. Wir frühstücken immer zusammen.»
    Sabrina begleitete sie zur Tür. «Danke, dass du sie hergebracht hast, Naomi.»
    «Keine Ursache. Hast du Aspirin im Haus?»
    «Ja, ich denke schon.»
    «Gut. Das wird sie brauchen nachher. - Mach's gut!»
     
     
     
     
    ***
     

Sheilas lebhafte Gesellschaft wirkte Wunder. Georgia hatte ihr Tage zuvor in einem Anfall geistiger Umnachtung und gebeutelt von Schuldgefühlen, den Rummel versprochen; Karussell fahren und Süßigkeiten bis zum Abwinken, und es gab keine Chance, der Kleinen etwas abzuschlagen, was sie ihr versprochen hatte. Jeden hätte sie versetzt. Scheiß egal. Nur Sheila nicht.
    Die wilden Nächte der vergangenen Woche hatten ihr schwer zugesetzt, und es tat ihr nicht zum ersten Mal leid, die Lösungen für ihre zahlreichen Probleme in den Tiefen einer Flasche gesucht zu haben. In jüngster Zeit kam dies wieder häufiger vor, wenn das Emotionale über den IQ siegte.
    Sie erinnerte sich schwach, dass sie heimgebracht worden war. Von jemandem, der sie aus irgendeinem Grund maßlos aus der Fassung gebracht hatte. Von einer Frau - Naomi.
    Der erste Impuls, als sie am frühen Nachmittag die Augen aufgeschlagen hatte, war ein grausamer Schmerz in der gesamten Region, die oberhalb ihres Halses begann. Diese Art Schmerz, dem nicht durch Aspirin, höchstens durch eine Morphiumspritze beizukommen war. Ihre nur halbwegs einsatzfähigen Sehschlitze hatten verschwommen Sabrina erkannt - und sie war es wirklich gewesen - die zusammengekauert unter einem Eckchen ihrer Bettdecke gelegen hatte. Im Tiefschlaf, offenbar leicht verfroren. Von allen Menschen der Welt war sie derjenige, den sie zu dieser Stunde am allerwenigsten in ihrem Bett vorzufinden erwartet hatte. Sie hatte auch nicht die leiseste Ahnung, wie und wann sie ausgerechnet dort hingekommen war und welch unverdient glücklicher Fügung sie den Umstand ihrer Nähe verdankte.
    Sabrina war vollständig angezogen gewesen, und nicht die kleinste Sequenz einer Erinnerung ließ annehmen, dass sie sie auch nur angerührt, geschweige denn mit ihr geschlafen hätte. Alles, woran sie sich tatsächlich entsinnen konnte, waren die sanften, tiefblauen Augen dieser Frau, und der verletzte Ausdruck darin, als sie im Club an ihrem Tisch vorbeigegangen war, um sich zu vergewissern, dass sie keiner Wahnvorstellung unterlag. Was sich nach dieser Szene ereignet hatte, war längst in ihrer großen, schwarzen Kiste gelandet, in der sie ihre Schrecken und Ängste, ihren Schmerz und ihre Traurigkeit zu verbannen pflegte.
    Die segensreiche Suff-Amnesie, was die vergangenen Stunden betraf, schützte sie noch vor der schwerwiegenden Erkenntnis, dass dieses dunkle, verborgene Utensil in den Tiefen ihrer Seele, vollgestopft mit allem, was sie gesehen, erlebt und erlitten hatte, begann, Risse zu bilden, undichte Stellen. Dass es im Begriff war, zu bersten. - Denn an das, was sie Naomi und indirekt auch Sabrina anvertraut hatte, erinnerte sie sich nicht mehr. Sie hätte es auch nicht gewollt.
    Wie eine Diebin hatte sie sich aus Sabrinas Wohnung geschlichen, darum bemüht, sie keinesfalls zu wecken.
     
    Jetzt, mit Sheila in ihrem Arm, ihrem persönlichen Inbegriff von Glück, gelang es ihr, die unliebsame Frage nach den Konsequenzen der gestrigen Ereignisse auf später zu vertagen. Ebenso das Erfinden von plausiblen Rechtfertigungen, Ausreden und notfalls auch Entschuldigungen, die ihr eventuell - oder auch nicht - aus dem Schlamassel heraushelfen würden.
    Sabrina die Wahrheit zu sagen wäre einfacher gewesen, aber es hätte das Ganze nur beschleunigt. Jetzt würde sie sich vermutlich nicht mehr die Zeit nehmen, sich überhaupt noch mit ihr abzugeben, Ausrede hin oder her. Ein Callgirl passte ganz sicher nicht in ihr Konzept.
    Georgia kaufte für Sheila ergeben Zuckerwatte und Mandeln, kicherte und alberte mit ihr, doch als das Thema Karussell fahren zur Sprache kam, kapitulierte sie.
    «Willst du mich umbringen?» stöhnte sie auf

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