Showtime! (German Edition)
sein Spesenkonto nun doch nicht belasten. Naomi zog sich bald darauf höflich zurück.
Georgia plauderte leicht abgelenkt, wollte nicht glauben, was sie gesehen hatte, tat es als zu unwahrscheinlich ab und kippte sehr teuren Champagner sehr schnell. Rainer küsste ihre Schulter, die Hand geschäftig streichelnd auf ihrem Oberschenkel.
Sie nahm ihn beim Handgelenk und führte ihn an der Bar vorbei zu einem der schwach beleuchteten Séparées, ein flaues Gefühl in der Magengegend, dessen Ursache nicht bei ihm oder dem zu suchen war, was hinter dem zugezogenem Samtvorhang geschehen würde. Vielmehr in der Gewissheit, dass die dunkelhaarige Frau an einem der Tische nicht Sabrina Sommerfelds Double war.
Sie war hier im Club, aus welchem verhexten Grund auch immer. Und sie hatte ihr direkt ins Gesicht gesehen.
Bei Tagesanbruch wirkte der Club nüchtern und verwaist. Der DJ ließ Musik vom Band laufen, das Barpersonal widmete sich gelangweilt dem Herrichten des Tresenbereiches. Die clubeigene Damenwelt saß mit übernächtigtem Gesicht in kleinen Grüppchen, allein oder mit einigen wenigen, übrig gebliebenen Gästen an der Bar und auf Kanapees, unterhielt sich, rauchte, trank, klopfte mit heiserer Stimme Sprüche, betrunken oder stoned, vereinzelt auch beides.
Georgia hing zusammengesunken über dem Tresen, jenseits von gut und böse, und schlief.
Bereits im Aufbruch begriffen, erbarmte sich Naomi ihrer, sprach sie an und bekam ein kaum verständliches, übellauniges: «Geh weg, lass mich in Ruhe» zu hören.
«Komm, Schätzchen, ich bringe dich nach Hause.» Sie legte den Arm um sie und zog sie hoch, Georgias brummige Abwehr ignorierend. «Du musst hier nicht so eine erbärmliche Nummer abgeben, hörst du?»
«Was geht's dich an... »
«Komm, gib mir den Schrankschlüssel, ich hole deine Sachen.»
Einer der Kellner war ihr behilflich und kümmerte sich um Georgia, bis sie zurück kam und ihr die Jacke umlegte. Er schlang sich ihren Arm um die Schultern, redete beruhigend auf sie ein, als sie sich wehrte, und trug sie halbwegs zur Tür. Sie war kaum noch in der Lage, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
«Wass'n los mit ihr?» fühlte sich eine der Frauen zu Wort gebeten, mit der Georgia eine lange Jahre gepflegte Feindschaft verband, «Ist ihr die Lesben-Nummer mit dir nicht bekommen, Naomi?» Sie erntete Gelächter. «Hast dem Sensibelchen das Herz gebrochen, was?»
Naomi ignorierte sie. Georgia murmelte benommen: «Die kriegt auf die Fresse irgendwann... miese Pissnelke, verfluchte.»
«Warum hörst du nicht auf, wenn du die Schwänze satt hast, Herzchen?!»
«Shut up!» rief Georgia und versuchte sich daran, ihr den gestreckten Mittelfinger entgegenzuhalten, ließ dann die Hand sinken und fügte verächtlich hinzu: «Ah, du bist es gar nicht wert... geh doch zur Hölle.»
Naomi stieß die schwere, gepolsterte Eingangstür auf und ließ Georgia und den Kellner durch. Das Taxi wartete bereits.
«Ey, Augenblick - die Lady wird mir doch nicht die Sitze versauen, he?» heulte der Student am Steuer nervös auf. «Macht keinen Scheiß, Leute, das ist nicht mein Wagen.»
«Reg' dich ab, Kleiner» sagte der Kellner ruhig, verfrachtete Georgia vorsichtig auf den Rücksitz und drückte ihm die Visitenkarte des Clubs in die Hand, «wenn's Ärger gibt, ruf durch. Wird ihr vom Lohn abgezogen.»
«Oh danke, sehr nett... ich würde es allerdings schau finden, wenn's erst gar keinen Ärger geben würde.»
Die Tür fiel ins Schloss, und Naomi entlockte Georgia mühevoll eine vollständige Adresse, die sie nicht für ihre eigene hielt, bevor sie in ihrem Arm erneut einschlief.
Das Klingeln in den Morgenstunden weckte Sabrina nicht. Sie hatte die ganze Nacht wach gelegen.
Georgia bot ein Bild des Jammers, als sie die Wohnungstür öffnete. Sie hing bleischwer im Arm einer großen, dunkelhäutigen Unbekannten und murmelte unverständliches Zeug.
«Wohin?» fragte Naomi nach kurzem Gruß und ließ sich von Sabrina in Richtung Schlafzimmer dirigieren.
«Ich will ins Bad» brachte Georgia matt hervor, den Blick von Sabrina abgewandt, als könne sie ihr nicht in die Augen schauen. «Ich muss mich waschen.»
«Herzchen, du hast im Club drei Mal geduscht. Lass es gut sein jetzt.»
«Ich bin schmutzig. Ich will ins Bad.»
«Später, jetzt schläfst du erst mal.»
Georgia rebellierte und versuchte rüde schimpfend, sich aus ihren Armen zu befreien, was Naomi rabiater werden
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